Endgültiges Aus für Rotkreuzklinik
Stadt stellt neuen Plan für Gesundheitszentrum vor

Umsonst hofften Wertheims Bürgerinnen und Bürger auf eine Rettung der Klinik. Das Insolvenzverfahren ist im Juni 2024 endgültig gescheitert.  | Foto: Anja Happ
  • Umsonst hofften Wertheims Bürgerinnen und Bürger auf eine Rettung der Klinik. Das Insolvenzverfahren ist im Juni 2024 endgültig gescheitert.
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Das Insolvenzverfahren ist gescheitert, so die erneute Hiobsbotschaft am Mittwoch, 19 Juni 2024. Es fehle an Zeit und Geld und an einer Perspektive für die Klinik, nachdem die Verhandlungen mit dem privaten Investor Dr. Josef Oswald zur Nachnutzung als Fachklinik für Amputationsnachsorge ohne Ergebnis beendet wurden.

Damit findet das Insolvenzverfahren, zehn Monate nach seiner Eröffnung, einen tragischen Abschluss. Diese Entwicklung sorgt bei der Belegschaft der Klinik, den Wertheimer Bürgerinnen und Bürgern und der Stadt für Wut und Frust. Nicht zuletzt, weil der Fachklinik größere Erfolgsaussichten eingeräumt wurden als einer Rekommunalisierung durch die Stadt Wertheim, für die sich das Bündnis „Rettet das Wertheimer Krankenhaus“, zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner sowie die Stadt selbst über Monate hinweg einsetzten.


Plan „B“: Stadt will das Krankenhausareal kaufen:  Ziel ist Entwicklung zum Gesundheitszentrum

In einer Pressemitteilung der Stadt Wertheim vom Samstag, 22. Juni 2024 heißt es:

Das Scheitern des Insolvenzverfahrens über die Rotkreuzklinik ist noch lange nicht verdaut, doch die Stadt richtet den Blick sehr schnell nach vorne. Sie will das Grundstück und das Gebäude erwerben und zu einem Gesundheitszentrum entwickeln. Über dieses Vorhaben informierte am Freitag Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez gemeinsam mit Fachbereichsleiter Helmut Wießner in einem Pressegespräch.

Diesen "Plan B" zur Zukunft des Areals habe die Stadt entwickelt, weil ein Scheitern des Insolvenzverfahrens irgendwann nicht mehr auszuschließen war, erklärte der OB. Diesen Eindruck habe die Stadt gewonnen, als sie in den letzten Wochen proaktiv Informationen eingeholt und Gespräche geführt hat. Ob Insolvenzverwalter oder Fachklinikbetreiber, ob Landrat, Gesundheitsminister oder AOK als federführender Verhandlungspartner der Kostenträger – der Tenor sei immer der Gleiche gewesen: Die Verhandlungen zur Übernahme als Fachklinik liefen, aber um sie voranzubringen, müsse eine andere Stelle eine Zusage, eine Genehmigung, eine Absicherung liefern. "Wir sind wieder auf organisierte Verantwortungslosigkeit gestoßen," fasste der OB seinen Eindruck zusammen.

Mit dem angestrebten Erwerb des Krankenhausareals verfolgt die Stadt laut Herrera Torrez drei Ziele.

Zum einen soll der Standort in Form eines ambulanten Gesundheitszentrums dazu beitragen, die medizinische Versorgung der Bürgerschaft langfristig zu sichern. Unter dem Dach des nahezu neuwertigen Krankenhausgebäudes sei Platz für Arztpraxen, Reha-Einrichtungen und weitere Gesundheitsdienstleistungen, auch für die Fortführung der bestehenden Dialyse-Station.

Zum anderen will die Stadt eine fremdbestimmte Nutzung des Gebäudes verhindern, die nicht in ihrem Sinne ist.

Und zum dritten ist es Wunsch der Stadt Wertheim, an diesem Standort auch zukünftig eine Versorgung von Notfällen zu ermöglichen. "Ob und wie dies geschaffen werden kann, muss mit Experten aus dem Gesundheitswesen diskutiert und entwickelt werden," betonte OB Herrera Torrez. Die Stadt übernehme die Federführung, "alle sind eingeladen, sich zu beteiligen – mit Fachwissen oder auch mit wirtschaftlicher Unterstützung." Als potenzielle Partner benannte der OB konkret Ärzte, die Schwesterkommune Kreuzwertheim, den Landkreis und die örtliche Unternehmerschaft. Auch die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung würden dabei eine wichtige Rolle spielen. Der OB kündigte an, dass man bereits nächste Woche eine mit der notwendigen Fachexpertise ausgestattete Person mit der Entwicklung eines funktionierenden Konzepts beauftragen wird.

"Wir dürfen keine Luftschlösser bauen, sondern müssen uns an dem orientieren, was realistisch und umsetzbar ist," warnte der OB vor zu hohen Erwartungen. Klar sei auch, dass ein ambulantes Gesundheitszentrum nicht ersetzen könne, was es vorher an diesem Standort gab. "Aber wenn es gelingt, hier verschiedene Gesundheitsleistungen zu bündeln, dann ist das ein wichtiger Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Gesundheitsstandorts Wertheim."

Seine Überlegungen zur Zukunft des Areals hat der Oberbürgermeister bereits dem geschäftsführenden Gemeinderat, dem Insolvenzverwalter, dem Gesundheits- und Sozialministerium in Stuttgart sowie Landrat Christoph Schauder dargelegt. Die Fraktionsvorsitzenden des geschäftsführenden Gemeinderats befürworteten das Vorgehen der Stadt.

"Wir hoffen nun, zügig in konkrete Gespräche und Verhandlungen zum Erwerb der Liegenschaft eintreten zu können," sagte OB Herrera Torrez abschließend. Denn die Entscheidung liege nicht allein in der Hand der Stadt. "Sie ist abhängig von der Entscheidung der Gläubiger im Insolvenzverfahren." Dazu gehörten die örtlichen Banken, aber auch das Land Baden-Württemberg. 

Autor:

Marlene Deß aus Miltenberg

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