„Symphonisches Jugendblasorchester Untermain“ erkundet das Elsass

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Lange ausschlafen war nicht drin am letzten Septembersonntag: 37 Musikerinnen und Musiker des Jugendblasorchesters Untermain brachen um 6 Uhr mit dem Reisebus von Elsenfeld aus nach Straßburg auf. Bevor es aber über die französische Grenze ging, machte die Gruppe noch Halt beim Badischen Winzerkeller. Jede Saison beliefern 56 Ortschaften diesen Weinkeller der Superlative mit Trauben. Sie reifen in Fässern mit einem Fassungsvermögen von bis zu 600 000 Litern zum schmackhaften Rebensaft. Von diesem konnten die Musiker dann auch gleich bei einer Weinprobe kosten. Die inspirierende Wirkung von Wein war während der Weiterfahrt nach Colmar spürbar: Zwei Klarinettisten unterhielten den ganzen Bus mit ihren zuweilen fragwürdigen Gesangskünsten.

In Colmar hatten dann alle Zeit, durch die malerische Altstadt mit La petite Venise zu schlendern. Manche erkundeten das schmucke Städtchen an Bord einer Bimmelbahn. Danach ging es weiter in die Hauptstadt des Elsass', nach Straßburg. Dort beschlossen einige Musiker den Abend bei einem feinen Abendessen im Gerberviertel. Obwohl sich der Herbst bereits mit frischen Temperaturen bemerkbar machte, konnte man noch am Ufer der Ill im Freien speisen. Ein wahres Fest, das Essen in dieser Region, in der sich die französische „Cuisine“ mit deutschen Einflüssen mischt. Ein Beispiel: Entenschlegel in cremiger Pinot Noir-Sauce mit Spätzle. Ein wagemutiges junges Orchestermitglied traute sich sogar, Froschschenkel zu bestellen. Auch wenn sich die Damenwelt einzureden versuchte, es handele sich um Hühnerbeinchen, sorgten die kleinen Füßchen doch für helle Aufregung.

Dem Schirmchen hinterher

Am nächsten Tag stand eine Stadtführung auf dem Programm – zunächst mit dem Bus, dann zu Fuß. Die peppig gekleidete Reiseführerin zeigte der Truppe Sehenswürdigkeiten wie die Rabenbrücke, das Münster oder La petite France. Stets trottete die Mannschaft brav dem hochgehaltenen weiß-rot geblümelten Schirmchen hinterher. Beim Bötchen fahren auf der Ill lernten die Musiker die traditionsreiche Stadt dann noch einmal aus einer anderen Perspektive kennen. Schon bald verlor man den Überblick darüber, unter wie vielen der oft sehr kunstvollen Brücken hindurch die Fahrt ging. Ein Erlebnis: die Schleusen, die das verglaste Touriboot passieren musste. Für das anschließende obligatorische Gruppenfoto hatte sich Orchestermanager Christoph etwas ganz Besonderes ausgeguckt: Ein altes zweistöckiges Karussell aus dem Jahre 1900, ganz nostalgisch mit Pferdchen an Stangen. Die Testfahrt weckte in vielen Musikern das in ihnen schlummernde Kind.

Am dritten Tag ging es ins EU-Parlament. Die Gruppe musste allerdings einen Sicherheitscheck wie am Flughafen über sich ergehen lassen, erst dann durften die Mitglieder auf der Besuchertribüne einer Sitzung beiwohnen. An diesem Tag war allerdings nur ein trauriges Häufchen Abgeordneter in dem riesigen Sitzungssaal, der eigentlich über 700 Menschen Platz bietet. Ungewohnt war auch die strenge Redenkultur – jeder Abgeordnete hat nur 1 Minute 30 Sekunden Zeit, sein Anliegen zu schlildern. Und Fragen, die andere Abgeordneten durch das Hochhalten von sogenannten „Blauen Karten“ stellen, müssen nicht beantwortet werden. Sehr interessant waren dagegen die dutzenden Dolmetscherkanäle, die man über Kopfhörer zuschalten konnte. Nach einem Treffen mit der EU-Abgeordneten Monika Hohlmeier (CSU) sagte das Orchester dem Elsass schließlich „Au revoir“.

Eisiger Wind, viele Lacher

In Speyer wurde dann noch ein Zwischenstopp eingelegt. Trotz eisigen Windes, der nicht nur die Damenwelt frösteln ließ, brachten die beiden Stadtführer ihre Gruppen immer wieder zum Lachen. Sie erklärten neben der Stadtgeschichte auch die Herkunft zahlreicher mittelalterlicher Sprüche, die wir bis heute verwenden, wie etwa „etwas auf die lange Bank schieben“. Beeindruckend waren neben dem riesigen und uralten Dom – das Gotteshaus wurde vor rund 1000 Jahren errichtet – auch die Überreste der Synagoge mit einer original erhaltenen Mikwe, einem rituellen Bad der Juden.

Abends trafen die Musiker wieder in Elsenfeld ein – nach drei Tagen voller Lachen und guter Laune waren die Orchestermitglieder aber auch um viele Erfahrungen reicher.

Julie Hofmann

Autor:

Christoph Bernard aus Elsenfeld

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