Kellerfreunde Schneeberg e.V.
Schneeberger Moscht Geschichten zum WeltApfelweinTag
Die Schneeberger Kellerfreunde möchten von Zeit zu Zeit an alte, unvergessenen Schneeberger Moscht Liebhaber erinnern. In dieser ersten Folge geht es aus gegebenem Anlass um Otmar Reichert.
Wenn man Alteingesessene Schneeberger fragt: Wer waren früher die Schneeberger Moscht Experten? Fällt mit Sicherheit auch die Antwort: „de Fronis Otmar“. Fronis ist ein alter Hausname und leitet sich von Veronika ab. Mit bürgerlichem Namen hieß der angesprochene Otmar Reichert und wohnte mit seiner Familie unterhalb der Kirche. Geboren wurde er am 04.06.1922 in Schneeberg.
Die Reicherts hatten zwei Keller. Einen am Haus und einen auf der anderen Straßenseite. Und wie es zu der damaligen Zeit üblich war, kam Otmar schon recht früh in den Genuss vom Schneeberger Moscht. Dieser begleitete ihn bis zu seinem Tode im Jahr 1997.
Die Äpfel waren Otmar Reichert immer besonders wichtig. Als Apfelexperte veredelte er vielen Schneebergern ihre Bäume. Er und seine Familie hatten in der Erntezeit Kistenweise Ess-Äpfel geerntet und verkauft. Aber noch wichtiger waren natürlich die Äpfel für seinen Moscht. In guten Jahren sammelte die Familie Reichert von Anfang September bis Mitte November Äpfel und machten daraus bis zu 50 Hektoliter Moscht. In schlechten Jahren waren es nur 8 Hektoliter. Und auch die mussten irgendwie ausreichen. Das Befinden von Otmar war in diesen schlechten Jahren natürlich sehr gedrückt. Bestenfalls hatte er noch Moscht vom Vorjahr in den Fässern.
Die Fässer sind beim „Moscht machen“ neben den richtigen Äpfeln auch immer ein wichtiges Thema. Das Reinigen der Fässer übernahm Otmar immer selbst. Dies wurde von ihm förmlich zelebriert. Er wusste ja auch um den Genuss, der ihn später daraus erwartete.
Um immer ausreichend Moscht zu haben, hatte er sich sogar in den 1960er Jahren einen 15 Hektoliter Aluminiumtank in seinen Keller hinein schweißen lassen. Das war zur damaligen Zeit natürlich eine Attraktion in Schneeberg. Was Ottmar Reichert nicht mochte, war ein mit Birnen verschnittener Moscht. Wenn er in Neudorf bei seinem Onkel eingeladen war, trank er deshalb immer nur Bier, um dem „gepanschten“ Birnen-Moscht nicht trinken zu müssen.
Ins Wirtshaus ging er recht selten. Er hatte ja alles was er brauchte in seinem Keller. Täglich sah man ihn mit einem Krug in der Hand die Straße zu seinem Keller überqueren, um sich seinen frischen Moscht zu holen. In den zweiten Keller direkt am Haus ging er meist mit einem kleineren Krug. Da war der Weg kürzer und er konnte öfter laufen. An Sonntagen oder wenn Besuch im Haus war, da musste es aber schon der besondere Glaskrug sein, mit dem er seinen Moscht aus dem Keller holte.
Wie es der Zufall möchte, hätte er genau am Moscht-Fest der Kellerfreunde seinen 100. Geburtstag gefeiert. Das ist natürlich für seine Kinder und Enkelkinder Anlass genug, sich zu einem Familientreffen am Fest zum WeltApfelweinTag in Schneeberg einzufinden und auf „de Fronis Otmar“ mit einen guten Moscht anzustoßen.
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