Mundartlesung
Dialektabend bei den Kellerfreunden in Schneeberg
Kann man mit dem Thema „Mundart“ heutzutage noch jemand hinter dem Ofen hervorholen? Man kann, und nicht gerade wenige! Die Kellerfreunde hatten damit geworben, dass Mundartsprecher aus der Region im Wirtshaus am Sportplatz Geschichten, Gedichte und Lieder vortragen werden, ganz so, wie ihnen „de Schnabl gwachse is“.
Die Resonanz war überwältigend, nahezu 100 Gäste, Jung und Alt, Mann und Frau, waren gekommen, um sich vom Angebot überraschen zu lassen. Und dieses hatte es wahrlich in sich.
Nach der Begrüßung durch Bernhard Pfeiffer, der nebenbei die Tradition der Schneeberger Hausnamen erörterte, ließ es sich auch Bürgermeister Kurt Repp nicht nehmen, die Anwesenden in seiner Heimatsprache zu begrüßen.
Im Anschluss kam erstmals Hans Slama vom Heimat- und Verkehrsverein Mudau, u.a. auch der Initiator des großartigen Mundartweges, zu Wort. Frau Dr. Arnstein und er organisieren diese Abende und „tingeln“ damit sozusagen durch die Lande. Gekonnt, gespickt mit vielen Informationen und Anekdötchen, führte er als Moderator durch das kurzweilige, von ihm zusammengestellte Programm.
Lokalmatador Gerhard „Ginger“ Lausberger durfte als erstes ran. Er begleitete sich, so wie man ihn kennt, bei seinem Lied “Ess gibt ke Bier in Hambrunn“ mit seiner Ziehharmonika selbst. Ein gelungener Einstand in den Abend.
Auch der nächste Akteur ist weit über die Grenzen des Landkreises bekannt: Winfried Müller aus Breitendiel alias „Dr. Müller-Lügenscheid“ ergriff in seiner bekannten Art und Weise das Wort. Natürlich durften die Hinweise auf seine Tätigkeit als angeblicher Europa-Abgeordneter nicht fehlen, aber sein Hauptaugenmerk galt an diesem Abend der Mud und vor allem den weltbekannten Kerscheknöideln.
Hans Waldeis aus Amorbach informierte die interessierten Zuhörer vorab über das Leben und Wirken seines Onkels Fritz Ehescheid, in der Region auch als der „lachende Odenwälder“ bekannt, bevor er zwei Gedichte aus dem Nachlass von ihm äußerst gekonnt zum Besten gab.
Darauf folgte ein Beitrag von Frau Dr. Isabell Arnstein, die mit Unterstützung einer Präsentation die Sprache am Übergang zwischen Untermain und Nordbaden aus Sicht der Wissenschaft beleuchtete. Sehr interessant! Frau Arnstein, die aus dem benachbarten Weilbach stammt und interessanterweise kaum Dialekt spricht, ist eine Dialektologin, die sich wie kaum jemand anderes mit der Mundart in unserem Raum befasst.
Zweimal an Abend durften auch Hedwig und Burkhard Eckert aus Richelbach ihr Können beweisen. In Wort und vor allem in Liedern präsentierten sie mit selbsterstellten Texten ihre Heimat. Vor allem bei dem Lied „Wie spät ist es auf der Wirtshausuhr“ konnten sich viele selbst erkennen. Bei den Liedern kam auch eine Lyra zum Einsatz, hervorragend gespielt von Burkhard Eckert.
Aus dem nahegelegenen „Kerrrichzelllllll“ (so spricht man Kirchzell im Volksmund aus) brachte Gerhard Schäfer, begleitet von Gerhard Lausberger, eine vielstrophige Liebeserklärung an seinen Heimatort vor. Äußerst gekonnt, authentisch und hintergründig, so kennt man sie, die Kerchzeller.
Bernhard Pfeiffer versuchte sich nun an seiner Heimatsprache, dem Rippbergerisch. Die Geschichte vom Abschlussball der Tochter ließ viele Schmunzeln, so einige Besucher kannten das Dargebrachte aus eigener Erfahrung.
Mit Gundolf „Rotschi“ Noe, ein Original aus Höpfi (Höpfingen), kam auch ein (sym)badischer Gast zu Wort. Er erklärte sehr abwechslungsreich mehrere Ausdrücke aus seinem Heimatort und begründete auch deren Herkunft sehr humorvoll. Wahrlich eine weitere Bereicherung des Abends.
Den krönenden Abschluss bildete Gerhard Lausberger. Er ließ in zwei Beiträgen den Schneeberger Mundart-Schreiber Josef Knapp hochleben. Nachdem er den Zuhörern ein paar interessante Details über ihn schilderte, las er Auszüge aus zwei Episoden von Josef Knapp vor, natürlich in reinstem „Schnebbercherisch“. Im Hintergrund war mehrfach ein „genau sou war´s“ und „stimmt genau“ zu hören. Das Gedicht vom Fuchsch un Krabb rundete den gelungenen Abend ab.
Nachdem sich sowohl Bernhard Pfeiffer („Das Experiment, einen Dialektabend zu veranstalten, ist wahrhaft geglückt!“) wie auch Hans Slama („Ihr ward ein tolles Publikum!“) bei den Zuhörern für ihr Kommen und bei den Akteuren für ihre Mühen bedankten, ertönte abschließend äußerst vielstimmig das Frankenlied im Wirtshaus.
Autor:Bernhard Pfeiffer aus Schneeberg |
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