Buslinien neu vergeben: Regionale Busunternehmen gehen leer aus

Kreis Miltenberg. Große Enttäuschung herrscht bei den lokalen Busunternehmen in der Region. Denn bei der Vergabe der Buslinienbündel „Regiobus Miltenberg“ und „Elsavatal“ erhielten ihre Angebote im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens keinen Zuschlag. Stattdessen soll ab Jahresbeginn 2021 ein bislang hier unbekanntes Busunternehmen aus Mittelfranken die Befahrung der beiden Linienbündel übernehmen.
Für die hiesigen Busunternehmen ist dies ein harter Schlag. Denn gerade in Zeiten von Corona kämpfen viele Busunternehmen ums nackte Überleben. Die Fahrgastzahlen sind aktuell dramatisch eingebrochen, Bus- und Gruppenreisen, Schulfahrten und Feste wie die Michaelismessen in Miltenberg oder Wertheim, Fahrten zu den Clingenburg Festspielen, die ansonsten stets eine sichere Einnahmequelle für die Busunternehmer darstellen, finden in diesem Jahr nicht statt. All dies reißt ein tiefes Loch in die Unternehmenskassen. Mit der Bitte um Unterstützung und um zu retten, was noch zu retten ist, wandten sich die betroffenen Busunternehmer an die CSU mit Fraktionsvorsitzendem Prof. Dr. Armin Bohnhoff und Kreisvorsitzendem Michael Schwing an der Spitze. Geht es doch ganz konkret um den Fortbestand von Unternehmen, in denen viele Menschen aus der Region arbeiten und um deren Arbeitsplätze bei den Firmen Ehrlich Touristik, Reffel‘s Reisen, Omnibusbetrieb Wiesmann, Berninger Reisen und Zimlich Reisen.
Die Ausschreibung der beiden Linienbündel „Regiobus Miltenberg“ und „Elsavatal“ erfolgte gemäß den bestehenden Vorgaben europaweit. Ersteller der Ausschreibung war das für die Zurverfügungstellung des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region zuständige Landratsamt Miltenberg. Die Vergabestelle in Koblenz informierte Anfang August, dass das Angebot für den „Regiobus Miltenberg“, aber auch die anderen Angebote der regionalen Bietergemeinschaften, nicht die wirtschaftlichsten Angebote sind. Bis 31. August hat das Landratsamt Miltenberg nun die Möglichkeit zu prüfen, ob der günstigste Anbieter, ein Reisebusunternehmen aus Mittelfranken, alle üblichen Standards und Leistungsvorgaben der Ausschreibung erfüllen kann. Dazu zählt beispielsweise die Vorhaltung eines eigenen Betriebshofs im Landkreis Miltenberg oder der Einsatz von deutschsprachigem Personal.
Die Kreis-CSU sagte den Busunternehmern Unterstützung zu, insbesondere bei der Klärung, ob das zum Zuge kommende Busunternehmen aus Mittelfranken die Ausschreibungsbedingungen auch wirklich erfüllt. Die Ausschreibung der Linien erfolgt für die Dauer von zehn Jahren. Pro Jahr geht es um ein Umsatzvolumen in Millionenhöhe. Ein entsprechender Fragenkatalog wird vom Fraktionsvorsitzenden Bohnhoff vorbereitet und wird nach Fertigstellung an Landrat Jens-Marco Scherf übermittelt. Eine Beantwortung erwartet die Kreistags-CSU in der nächsten Kreisausschusssitzung.
Besonders enttäuscht sind die regionalen Busunternehmer, weil man bereits im Januar 2019 ein Gespräch mit Landrat Scherf und der Neuen Mitte geführt hatte. Dabei, so die Busunternehmen, habe Scherf seine Unterstützung zugesagt. Dies sei nun aber offenbar nicht geschehen. Busunternehmer Elmar Berninger aus Erlenbach bringt es auf den Punkt: „Wenn mein Unternehmen bei der Vergabe der Linien nicht berücksichtigt wird, bedroht dies unsere Existenz. Durch die Coronakrise wurde unser Reisebusverkehr auf null gefahren. Unsere letzte Überlebenschance ist der Linien- und Schulbusverkehr.“ Ähnlich äußerte sich Busunternehmer Roland Zimlich.
Neben den unmittelbar wirtschaftlichen Auswirkungen der Vergabe an ein ortsfremdes Unternehmen geht es aber in erster Linie auch um die verkehrstechnische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger. „Unsere örtliche Busunternehmen garantieren mit ihrer Erfahrung, dass der ländliche Raum in Sachen öffentlicher Personennahverkehr nicht abgehängt wird“, so CSU-Kreisvorsitzender und Bürgermeister Michael Schwing.

Bildunterschrift: Die CSU-Kreisspitze traf sich zusammen mit regionalen Busunternehmern auf Initiative von Bürgermeister Gernot Winter im Gemeinschaftshaus in Großheubach.
Bildquelle: privat

Autor:

Kreisverband Miltenberg CSU aus Miltenberg

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