Röllbacher Chöre
"Schau auf die Welt" - Konzert zum 125. Geburtstag
Mit dem Geburtstagskonzert zum 125. Gründungstag des Gesangvereins 1896 Röllbach erinnerten die Sängerinnen und Sänger an eine lange Chortradition im Dorf und lenkten mit ihrem ersten Lied „Schau auf die Welt“ den Blick auf das Wesentliche in unserem irdischen Zusammenleben. Diesen Gedanken nahm der Vorsitzende Gerold Buhleier gerne auf und spannte in seiner Begrüßung den Bogen zu den Menschen in unserer Mitte, die durch Krankheit oder äußere Einflüsse nicht gerade auf der Sonnenseite Platz nehmen können. Dazu passte auch sein Spendenaufruf am Ende des Konzertes zu Gunsten der Geschädigten der Flutkatastrophe im Ahrtal.
Vor zahlreichen Gästen sang der gemischte Chor unter der Leitung von Juliane Platz besonders gefühlvoll das andächtige „Ave Maria“ von Uwe Henkhaus und das gleichsam harmonische und abwechslungsreiche „Ubi caritas“ von Audrey Snyder, bevor der angereiste „Gratulationschor“ die weitere Programmgestaltung übernahm.
Zehn junge Männer aus dem hessischen Sängerdorf Lindenholzhausen haben sich vor fünf Jahren zum Vokalensemble „Principium Canti“ zusammengefunden, um ihrem besonderen Qualitätsanspruch gerecht zu werden. Um es vorweg zu nehmen – die Sänger begeisterten mit ihren reinen Stimmen, vielschichtigen Klangbildern, leidenschaftlicher Dynamik und einem großartigen Repertoire jeden Zuhörer in der Röllbacher Pfarrkirche. „Principium Canti“ nahm uns alle mit auf eine einstündige musikalische Reise: Vom Aufbruch, durch fremde Länder, über die Spiritualität und die Schattenseiten einer Reise bis zur Ankunft.
Mit Friedrich Silchers „In der Ferne“, der „Wasserfahrt“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und „Bound for the Promised Land“ gelang den Sängern ein eindrucksvoller Start. Sie inter-pretierten Liebeslieder wie „Sollte ich sie mit einem Sommertag vergleichen“ oder „Meine Liebe ist wie eine rote Rose“, beides aus der Feder des Briten Matthew Harris und setzten dann mit „La belle si nous étions“ in die Bretagne über.
Aus dem großen Reichtum sakraler Chormusik waren Beiträge aus Russland, Frankreich und Italien zu hören. Viele Gäste kamen hier der Empfehlung nach, die Augen zu schließen, denn die einfühlsamen Tenor- und Basspassagen in „Bogoroditse Devo“ von Sergej Rachmaninof mit der Bitte um Gnade und Anhörung an die Jungfrau Maria gingen förmlich unter die Haut.
Von weniger erfreulichen Reiseabschnitten erzählten die Sänger in „O Adonai“ und dem Lied „Es geht eine dunkle Wolke“, bevor ein Höhepunkt des Konzertes erreicht wurde. „Media Vita“ von Max Bruch beschreibt in einem sechsstimmigen brachialen Chorwerk den Schlachtgesang der Mönche, derer von St. Gallen und von Reichenau, vertreten durch Bässe und Tenöre. „Verlass uns nicht wenn Unkraft uns befallen, wenn unser Mut entfleucht, sei Stab uns allen, heiliger und barmherziger Gott“.
Mit „Wanderers Nachtlied“, einer Eigenkomposition des ersten Tenors Martin Höhler, kamen die Sänger wieder in ruhigeres Fahrwasser und dem Ziel entgegen. Franz Schubert’s „Die Nacht“ setzte den Schlusspunkt der musikalischen Reise durch viele Länder und Jahrhunderte.
Lang anhaltender Applaus erschallte im Kirchenschiff und den Sängern aus der Nähe von Limburg an der Lahn war die Freude über den ersten Auftritt nach über einjähriger Zwangspause sichtlich anzumerken.
Bevor sich „Principium Canti“ mit zwei traumhaften Zugaben aus Röllbach verabschiedete, dankte Vorsitzender Buhleier allen Beteiligten für das gelungene Konzert. Es war ein besonderes Erlebnis, die beiden Chöre in einer problematischen Zeit genießen zu können und die gute Stimmung mit in den Alltag zu nehmen, so wie es im Anfangslied hieß: „Schau auf die Welt und staune jeden Tag, so viele schöne Dinge, so viele Wunder auf unserm Weg.“
Autor:Manfred Hofmann aus Röllbach |
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