Das Bauland trotzt der AFD
300 Protetierende gegen "Nazi-Propaganda"
Osterburken. bd. Mit lautstarken Sprechchören und Parolen wie "es gibt kein Recht auf Nazi -Propaganda", "Bauland statt Gauland" oder "keine Böcke auf Baum und Höcke" haben fast 300 Teilnehmer*innen vor der Baulandhalle auf die "Bürgerdialog" betitelte AFD-Kundgebung in der Osterburkener Halle reagiert. Die vom Arbeitskreis für Toleranz und Vielfalt Osterburken angemeldete Demonstration fand doppelt so viel Zulauf wie von den Anmelder*innen erwartet.
Die Bauländer Organisatoren um Stadtrat Klaus Vogel hatten Unterstützung gefunden beim Buchener Arbeitskreis "Herz statt Hetze", Bündnis 90 / Die Grünen und der SPD Neckar-Odenwald, der KZ-Gedenkstätte Neckarelz, dem Netzwerk gegen Rechts Main-Tauber, der AWO Neckar-Odenwald, den Jusos NOK, der IG Metall und dem DGB Neckar-Odenwald-Kreis, doch auch die frühere Osterburkener Bundestagsabgeordnete Margarete Horb (CDU) beteiligte sich am Protest.
Der Demonstrationszug unter dem Motto "Den Rechten keinen Raum" war nach 17:30 Uhr am Bahnhof in Osterburken gestartet und hatte sich mit Transparenten, Trommeln und Sprechchören zunächst zum alten Friedhof in Osterburken bewegt. Auf dem Friedhof befindet sich ein Sammelgrab neun unbekannter KZ-Häftlinge. Die Häftlinge aus dem KZ-Außenkommando Neckarelz starben Ende März 1945 in einem »Evakuierungs«-zug, als dieser für drei Tage vor der Stadt Osterburken abgestellt war. Dorothee Roos, Vorsitzende des Vereins "KZ-Gedenkstätte Neckarelz" berichtete dort bei einer Kundgebung von Besuchen des Ortes mit Gruppen ehemaliger KZ-Häftlinge aus verschiedenen europäischen Ländern und von der Erinnerungsarbeit - z.B. in Osterburken mit dem im vergangenen Jahr von Dr. Jörg Scheuerbrandt herausgegebenen Quellenband mit dem Titel "Der KZ-Zug - Ende und Aufbruch" - sowie in den Gedenkstätten. Die AFD bekämpfe diese Bewusstseinsarbeit und fordere eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad". Dabei ging sie auch auf die Attacken der Tauberbischofsheimer AFD- Abgeordneten und Höcke-Bewundererin Christina Baum gegen Erinnerungsarbeit und Geschichtsunterricht ein, die sie mit Zitaten ("Schuldkult")belegte. Nach dem Moorsoldaten - Lied führte die Demonstration durch die Stadt zur Abschlusskundgebung an die Baulandhalle.
Abgesichert von der Polizei, die keinerlei Zwischenfälle konstatierte, sprach dort Osterburkens evangelischer Stadtpfarrer Thomas Schnücker. Dieser verdeutlichte besonders die Bedeutung der Grundrechte. "Die Würde aller Menschen ist unantastbar, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Glauben, sexueller Orientierung, Alter oder Gesundheit!".
Wer dies in Frage stelle begebe sich außerhalb der Ordnung des Grundgesetzes. Dies treffe ebenso zu, wenn Menschen pauschal Schutz und Asyl verweigert werde oder wissenschaftliche Erkenntnisse und Generationengerechtigkeit beim Klimaschutz bekämpft werde. Um dieses unmissverständlich zu betonen und der Vereinnahmung der Stadt durch die AFD entgegen zu treten demonstriere man heute.
Musikalisch setzte der Osterburkener Musiker Ivo Heck die Schusspunkte mit "Willkommen in Deutschland" von den Toten Hosen und dem "Schrei nach Liebe" der Ärzte, dessen Refrain ("Arschloch") der lautstarke letzte Gruß an die Tagesgäste in der Baulandhalle war.
Bericht: Klaus Brauch-Dylla
Bilder: Michael Pohl
Autor:Horst Berger aus Buchen |
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