Musikkabarett mit Christoph Reuter begeisterte das Osterburkener Publikum
Charmant dargebrachtes Musikwissen bei der Kulturkommode
Eine äußerst unterhaltsame Doppelstunde Musik präsentierte der Pianist Christoph Reuter dem Osterburkener Publikum in der Alten Schule und bescherte der Kulturkommode Osterburken damit einen gelungenen Einstand in die neue Veranstaltungsreihe. In seinem Soloprogramm „Alle sind musikalisch! (außer manche)“ spielt die Musik nicht nur eine Begleiterrolle – sie ist quasi das Hauptthema, das sich durch den kurzweiligen Abend zog. Auch wenn dies unmöglich scheint (Frank Zappa meinte dazu: „Über Musik zu reden ist wie Architektur zu tanzen“), so gelang es dem studierten Jazzpianisten und Musikpädagogen doch auf humorvolle und gleichzeitige informative Weise, den Zuhörern ihre, womöglich nicht vermutete, Musikalität aufzuzeigen.
Seit es den modernen Menschen gibt – und das immerhin seit 150.000 Jahren – existiert Musik in den unterschiedlichsten Formen; und doch hat es 149.700 Jahre bis zu den drei großen „B“s gedauert: Bach, Beethoven und Bohlen. Die Ursprünge lägen jedoch in der Natur, so Christoph Reuter, und führte das bezirzende Zwitschern der Vögel und den Gesang der Buckelwale an, nur um kurz darauf Charles Trenets „La mer“ und den Walzer „An der schönen blauen Donau“ anzustimmen. Überhaupt gelingt es Reuter vortrefflich, seine gesprochenen Beiträge mit passender Musik zu untermalen. Dabei ist er ein Wanderer zwischen Klassik und Jazz; Variationen über Beethovens „Pathétique“ bringt er genauso gekonnt auf dem Flügel dar wie Stings „Fields of Gold“ oder „Route 66“ von Nat King Cole und mischt die unterschiedlichen Stile auf immer wieder überraschende Weise.
Christoph Reuters Liebe gilt zweifellos dem Jazz, auch wenn man es damit nicht immer einfach zu haben scheint. „Jazzmusiker nehmen all die Töne, die die anderen nicht wollen“, klagt er dem Publikum augenzwinkernd und fügt noch hinzu: „Der Popmusiker spielt 5 Akkorde vor 20.000 Zuschauern, beim Jazzer ist das genau umgekehrt“. Die hohe Kunst beim Jazz ist sicherlich die Improvisation. Und die beherrscht der Berliner mit Leidenschaft und einer Leichtigkeit, die ein ums andere Mal staunen lässt. Aus einigen zufällig vom Publikum zugerufenen Zahlen entsteht eine scheinbar unzusammenhängende Tonfolge, woraus Reuter jedoch ein Klavierstück mit wunderbaren Harmonien entstehen lässt und dies auch noch in unterschiedlichen Rhythmen improvisiert.
Im Mittelpunkt des Abends stehen jedoch nicht nur die musikalischen Fähigkeiten des Künstlers sondern diejenigen des Publikums. „Streng wissenschaftlich gesehen“, so Reuter, „ist ein Mensch musikalisch, wenn er zwei Töne unterscheiden kann.“ Doch nicht nur das gelang allen Zuhörern in Osterburken – sie konnten sogar Songs beim Klingen des ersten Akkords erkennen. Mitgerissen von dieser nachgewiesenen Musikalität ließ sich das Publikum nur zu gerne zum Mitsingen bewegen. Überhaupt lebt das Musikkabarettprogramm von Christoph Reuter nicht nur von hervorragend dargebotenen Musik sondern auch vom lockeren Zwiegespräch zwischen Künstler und Zuschauern und den humorvoll verpackten Fakten und Geschichten rund um das Thema Musik. Zum Schluss verteilt Reuter noch an alle Interessierten die sogenannte „C-Kralle“ für jedermann in Postkartenform, denn dieser Akkord sei der wichtigste im profitablen Popmusikgeschäft. So verging wie im Flug der Abend mit dem „wortvirtuosen Klavierphilologen“ Christoph Reuter zwischen Debussy, Duke Ellington und Billy Joel – und jeder Menge charmant dargebrachtem Humor.
Autor:Michael Pohl aus Osterburken |
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