Kabarettist Stefan Waghubinger brillierte mit "Außergewöhnlichen Belastungen"
Ausverkaufte Alte Schule im Jubiläumsjahr
Im Jahre 1997 haben sich damals bereits in der Kulturarbeit Engagierte entschlossen, ihr Engagement im neu gegründeten Verein „Kulturkommode Osterburken e.V.“ zu organisieren. Seither können sich die Vereinsverantwortlichen nicht nur über eine stetig wachsende Mitgliederzahl freuen, auch die Bandbreite der dargebotenen Genres hat sich mit der Zeit vergrößert. Dabei haben sich die teilweise äußerst namhaften Kabarettisten als absolute Publikumsmagneten herauskristallisiert. Aus diesem für die Organisatoren erfreulichen Grund war es nicht verwunderlich, dass auch zu Beginn des 20. Programmjahres der Kulturkommode der Auftritt von Stefan Waghubinger in der Alten Schule bereits im Vorfeld ausverkauft war.
Der geborene Österreicher und studierte Theologe lebt seit 24 Jahren in Stuttgart und veröffentlichte gemeinsam mit Andrea Waghubinger Cartoons und Kinderbücher, ehe er 2011 sein erstes abendfüllendes Programm im deutschsprachigen Raum vorstellte. Sein aktuelles Programm „Außergewöhnliche Belastungen“ öffnet auf unterhaltsame Weise den Blick auf Sinniges und Unsinniges im Alltag, auf Zukunft und Vergangenes und nicht zuletzt auf das Leben und dessen Endlichkeit.
Der (Akten-)Berg, der vom Leben trennt
Auslöser für seine Gedankensprünge ist immer wieder der Stapel Papier auf dem Schreibtisch vor ihm - die Steuererklärung, an der er schon zwei Wochen sitzt und jetzt endlich mal damit anfangen muss. „Das ist der Berg, der einen vom Leben trennt“, sinniert Waghubinger und gesteht, dass er schon beim Ausfüllen des Geburtsdatums seiner Frau das Tipp-Ex benutzen musste. Tja, damals als sie noch gemeinsam veranlagt waren ... Jetzt ist sie weg und man ahnt, dank manch eingestreuter Anekdote, dass das wohl durchaus am fehlenden Einfühlungsvermögen des Erzählers liegen könnte.
Entspannt-lakonische Vortragsweise
Stefan Waghubinger spannt im Verlauf des Abends einen weiten thematischen Bogen, erzählt ausführlich von Kindheitserinnerungen an den selbstgestrickten Captain-Kirk-Anzug, der sich dann doch als Biene Maja-Kostüm entpuppt, oder von den Schwierigkeiten, seiner Tochter mithilfe ihrer Barbie-Puppen den Begriff „political correctness“ zu erklären. Seine, wohl der österreichischen Art geschuldete, entspannte Vortragsweise darf das Publikum aber nicht darüber hinweg täuschen, dass jede Menge Gesellschaftskritik und philosophische Gedanken in seinem Programm stecken. Seine lakonischen Bemerkungen und Wortspielereien treffen ins Schwarze und halten den Zuhörern selbst nicht selten den Spiegel vor. Ohne Schenkelklopfer sondern mit subtilem Witz erweckt Waghubinger eine Ahnung von der Unendlichkeit des Universums und den manchmal engen Grenzen und Unwägbarkeiten des Lebens in unseren Zeiten, was gegen Ende des Programms in einem mehr oder weniger unfreiwilligen Zwiegespräch mit Gott gipfelt. Stefan Waghubinger gelingt ein Spagat zwischen kurzweiliger Unterhaltung und ernsten Gedanken. Es gibt vieles, worüber man an diesem Abend lachen konnte und wohl nicht weniges, das bei den Besuchern auch später noch nachklingt.
Text: Martin Hammer
Fotos: Michael Pohl
Autor:Michael Pohl aus Osterburken |
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