Kulturkommode Osterburken startet wieder - Baulandhalle neuer Spielort
GlasBlasSing begeisterten mit außergewöhnlicher Flaschenmusik
In vielerlei Hinsicht besonders war das Konzert der vier Musiker von GlasBlasSing, die auf Einladung der Kulturkommode Osterburken in die Römerstadt gekommen waren. Zum einen war dies die erste Veranstaltung des Kleinkunst- und Kulturvereins nach einer fast einjährigen coronabedingten Zwangspause. Zum anderen hatten sich die Vereinsverantwortlichen dazu entschieden, aus gegebenem Anlass in neue Räumlichkeiten auszuweichen. Um sowohl Künstlern, Veranstaltern als auch dem Publikum wieder die Gelegenheit zum sorglosen Genuss eines Live-Konzerts trotz der einschneidenden Veränderungen durch die Pandemie und unter Einhaltung der geltenden Regelungen zu ermöglichen, wurde die Veranstaltung von der Alten Schule in die wesentlich größere Baulandhalle verlegt. Alle Besucher haben zuvor online über die Kulturkommode-Homepage ihre Kartenbestellung vorgenommen, sich dabei gleichzeitig registriert und bewegten sich, gemäß dem eigens erarbeiteten Hygienekonzept, grundsätzlich mit Abstand und Maske. Erfreulich viele Musikbegeisterte nahmen dieses kulturelle Angebot dankbar an und so füllte sich der abgetrennte Teil der Halle bis auf den letzten Platz an den kleinen Beistelltischen, die in erster Linie aus Abstandsgründen aufgestellt wurden, gleichzeitig jedoch eine wunderbare Club-Atmosphäre zauberten. Nicht nur für die Zuschauer schien das veränderte Konzept weit mehr als nur eine Notlösung – auch die Künstler zeigten sich motiviert und glücklich, auf diese Weise wieder live vor Publikum auftreten zu können, was bei vielen anderen Veranstaltern bundesweit momentan leider noch nicht so recht zu gelingen scheint.
Passend dazu zieht sich das Thema Glück durch das aktuelle Programm „Happy Hour“ der vier Flaschenmusiker aus Berlin. In Popsongs wie „Happy“ oder „I got a feeling“ zeigen sie musikalisch in der ersten Hälfte, wie es sich anfühlt, glücklich zu sein. Auch in ihren eigenen Liedern („Deine süßen Segelohren“, „Schwerin“) näherten sie sich dem Thema inhaltlich und sorgten mit humorvollen Texten ein ums andere Mal für Lacher im Publikum.
Musik auf Flaschen zu präsentieren mag vielleicht keine komplett neue Idee sein – mit welcher Kreativität, Vielseitigkeit und Perfektion GlasBlasSing dies auf der Bühne umsetzen, ist allerdings schon etwas Besonderes und etwas, das man im Kleinkunstbereich lange suchen muss. Umso erfreulicher war es, dass es dem Planungsteam der Kulturkommode gelungen war, die Formation mittlerweile zum zweiten Mal nach Osterburken zu holen, denn GlasBlasSing füllt schon lange größere Konzertsäle. Vor 20 Jahren fanden sich die Jungs aus benachbarten Orten im Harz zu einer Band zusammen, die irgendwann die Flaschenmusik für sich entdeckte und sich zunächst auf den Straßen von Berlin die Fangemeinde eroberte, die sie schließlich auf die Bühnen der Republik und darüber hinaus führte. Seither begeistern sie mit Songs, die ausschließlich auf Glas- oder PET-Flaschen und flaschenähnlichen Behältnissen gespielt werden und humorvollen Texten mit mehrstimmigem Gesang.
Der Kreativität bei der Herstellung ihres Instrumentariums scheint bei den Vieren keine Grenzen gesetzt. Da werden Flaschen aller möglichen Tonhöhen geblasen, geschlagen und geploppt. David Möhring hat als Percussionist ein vollwertiges Stehschlagzeug entwickelt, wobei ihm ein Wasserspender als Base-Drum dient. Andreas Lubert, der als kreativer Kopf des Quartetts auch für die Eigenkompositionen verantwortlich zeichnet, präsentiert beispielsweise seine perfekten Plopp-Daumen. Frank Wegner und Jan Lubert komplettieren das Instrumentarium (zu dem auch der glockenspielähnlichen „Flachmanninoff“, Sprühflaschen und Bierkästen zählen) und den hervorragenden Satzgesang.
Die zweite Hälfte des kurzweiligen Konzerts war dem „Glück haben“ gewidmet, weshalb folgerichtig die Programmreihenfolge durch ein Glücksrad bestimmt wurde. Was den Abend von GlasBlasSing außer der mitreißenden Musik zu etwas Besonderem machte, war die unterhaltsame Performance der vier auf der Bühne, der Witz, der in ihren Songtexten aber auch in ihren Moderationen zwischen den Liedern steckt.
Für alle Beteiligten war der Auftritt von GlasBlasSing nach der langen kulturellen Pause eine äußerst gelungene Veranstaltung, verbunden mit einem Konzept in angepassten Räumlichkeiten, das Lust auf das weitere Kulturkommode-Programm macht.
Autor:Michael Pohl aus Osterburken |
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