Broom Bezzums - Contemporary Folk in der Alten Schule Osterburken
Songs von den britischen Inseln, insbesondere sogenannter „Contemporary Folk“, der Elemente aus traditioneller und zeitgenössischer Musik verbindet, waren schon in der Zeit vor der Gründung der „Kulturkommode Osterburken“ vor 20 Jahren eine der bevorzugt veranstalteten Genres der Programmverantwortlichen. Grund genug, in diesem Jubiläumsjahr mit den „Broom Bezzums“ wieder einmal Musiker in die Alte Schule einzuladen, welche diesen Stilmix aus Folk und Singer/Songwriter auf unterhaltsamste Weise verkörpern und von Kollegen als „eines der besten jungen Duos in der Szene“ bezeichnet werden. Man spürt von Beginn an, dass mit Andrew Cadie und Mark Bloomer zwei auf der Bühne stehen, die sich nicht nur musikalisch ergänzen; beide verbindet auch eine gehörige Portion Humor, der immer wieder in den Ansagen und Erklärungen zwischen ihren Liedern aufblitzt.
Über die Straßenmusik zum Erfolg
Dabei ist es eher einem Zufall zu verdanken, dass Andrew und Mark sich kennengelernt haben. Die Engländer näherten sich auf unterschiedlichen Wegen dem Folk an, tourten als Straßenmusiker durch Europa und lernten sich bei einer Folk-Session kennen, nachdem beide der Liebe wegen in Rheinland-Pfalz hängengeblieben waren. Dem ersten gemeinsamen und erfolgreichen Auftritt als „Broom Bezzums“ (übersetzt: der früher in England häufig benutzte „Ginsterbesen“) in einer Schnapsbrennerei an der Mosel folgte 2007 das erste, in Fachkreisen vielbeachtete Album, welches zwar noch hauptsächlich traditionelle jedoch bereits auf moderne Weise arrangierte Lieder und Instrumentals beinhaltete. Zehn Jahre, einige CDs und Musikpreise später bleibt das Duo auf diesem Weg, bietet seinen Fans auf beiden Seiten des Ärmelkanals aber mittlerweile vorwiegend selbst geschriebene Stücke, die stilistisch wie inhaltlich an die Tradition der englischen Arbeiter- und Protest-Songs anknüpfen ohne musikalisch in dieser Tradition zu verharren. So findet sich auch im aktuellen Live-Programm der „Broom Bezzums“ Vieles aus dem jüngsten Album „No smaller than the world“.
Eingängige Melodien gepaart mit ernsthaften Texten
Bereits beim zweiten Lied ihres Auftritts in Osterburken, dem positiven und beinahe hymnischen „Keep hauling“, gelang es dem Duo, den voll besetzten Saal zum Mitsingen zu bewegen. In der Folge wechselten sich melancholische Tunes, mitreißende keltische Tanzmusik, Jigs und Reels sowie eigene Songs ab, deren Refrains dem Zuhörer im Ohr bleiben. Doch dürfen die eingängigen Melodien nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre Texte durchaus auch ernste Themen behandeln, wie die Ungerechtigkeiten und Härten des Lebens („Cold winds blow“) oder die Nutznießer von Kriegen („Fishing in troubled waters“). Dabei wird deutlich, dass auch die Inhalte von traditionellen Liedern bis heute nichts an Aktualität verloren haben.
Als Multiinstrumentalisten glänzen Andrew Cadie an Fiddle, Gitarre und Northumbrian Small Pipe und Mark Bloomer an Gitarre und Mandola, verleihen jedem Stück die passende Klangfarbe und den dazugehörigen Rhythmus und kombinieren dies mit dichtem zweistimmigem Gesang.
Entertaining Folk begeistert das Publikum
Mit ihrem sympathischen britisch gefärbten Deutsch kokettierend, führten Andrew Cadie und Mark Bloomer äußerst unterhaltsam durch den Abend, spickten ihre Ausführungen mit Anekdoten und Erläuterungen zur Entstehung der Lieder und kommunizierten immer wieder mit dem Publikum. Am Ende des Abends bedankte sich das Duo mit mehreren Zugaben beim einhellig begeisterten Publikum - verbunden mit der Aufforderung, auch weiterhin ehrenamtlich engagierte Kleinkunstvereine wie die Kulturkommode zu unterstützen, denn Live-Konzerte mit solch unmittelbarem Kontakt zwischen Musikern und Zuhörern seien immer etwas Besonderes. Das Konzert mit „Broom Bezzums“ belegte das einmal mehr auf beeindruckende Art.
Text: Martin Hammer
Fotos: Michael Pohl
Autor:Michael Pohl aus Osterburken |
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