Die ältesten Kulturpflanzen der Welt
Vor Tausenden von Jahren vollzog sich durch den bewussten Anbau bis dahin wildlebender Pflanzen der Wandel des Menschen vom Jäger und Sammler zum Ackerbauern. Zu den ersten kultivierten Pflanzen gehörten zahlreiche Getreide- und Pseudogetreidearten, sowie Hülsenfrüchte, die bis heute eine wesentliche Rolle in der Ernährung des Menschen spielen.
Reis (Oryza sativa)
Die Kultivierung der Reispflanze nahm vor etwa 8000 Jahren in China ihren Anfang. Bis heute wird das wasserliebende Getreide als wichtigstes Grundnahrungsmittel vorwiegend in Asien angebaut, kleinere Anbaugebiete sind in Westafrika, Europa und den USA zu finden. Reis ist glutenfrei und leicht verdaulich, insbesondere der dunklere Natur- oder Vollkornreis liefert wertvolle Kohlenhydrate, Aminosäuren und B-Vitamine.
Weizen (Triticum)
Weizen zählt zur Familie der Süßgräser und wird in mehrere Arten unterteilt: Die bekanntesten sind Hart- und Weichweizen, Dinkel und das vor der Reife geerntete Grünkern. Alle Arten entstanden aus dem vom wilden Weizen abstammenden Einkorn, das vermutlich bereits im 6. Jahrhundert vor Christus im Vorderen Orient domestiziert wurde. Weizen zählt zu den weltweit am häufigsten angebauten Getreidearten und wird überwiegend als Futtermittel und Basis von Grundnahrungsmitteln wie Brot und Teigwaren verwendet. Aufgrund des enthaltenen Glutens eignet sich Weizen gut zum Backen, eine Unverträglichkeit gegen das Klebereiweiß kann aber Verdauungsstörungen auslösen. Menschen, die darunter leiden, können auf Pseudogetreide wie Amaranth oder Quinoa ausweichen.
Gerste (Hordeum vulgare)
Wie Weizen gehört Gerste zur Familie der Süßgräser. Ihr gezielter Anbau begann um 6000 vor Christus entlang des Nils und in Mesopotamien, nach der Jungsteinzeit gelangte das Getreide nach Europa. Im heutigen Anbau wird zwischen Sommer- und Wintergerste unterschieden: Wintergerste dient hauptsächlich als Viehfutter, Sommergerste wird als Braugerste zum Bierbrauen verwendet. Gerste enthält deutlich weniger Gluten als Weizen, als Brotgetreide findet es kaum Verwendung.
Amaranth (Amaranthus)
Amaranth, ein Pseudogetreide aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse, stammt aus der Andenregion. Schon vor 3000 Jahren zählten die Samenkörner der Pflanze bei den Maya zu den Grundnahrungsmitteln, heute wird Amaranth auch in Europa als glutenfreier Nährstofflieferant geschätzt. Die kleinen Samenkörnchen sind außerdem reich an essentiellen Fettsäuren, lebenswichtigen Aminosäuren und Mineralstoffen. Die einjährige Pflanze stellt keine großen Ansprüche an die Bodenqualität und gedeiht problemlos an einem sonnigen Platz im eigenen Garten.
Erbsen (Pisum sativum)
Erbsen gehören zu den ältesten domestizierten Hülsenfrüchten, sie zählten in Deutschland bereits in der Jungsteinzeit zur Grundnahrung der Ackerbauern. Heute werden überwiegend Zuckererbsen angebaut, die als Nahrungsmittel und Viehfutter Verwendung finden. Erbsen sind sehr proteinreich, enthalten aber auch Phytoöstrogene, die sich – im Übermaß genossen – negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken können. Beim Anbau im heimischen Garten benötigen die recht anspruchslosen Pflanzen ein stabiles Klettergerüst: Sie können eine Höhe bis zu zwei Metern erreichen.
Linsen (Lens culinaris)
Linsen sind in Mitteleuropa ähnlich lange wie die weitläufig mit ihnen verwandten Erbsen bekannt. Als Nahrungsmittel werden zahlreiche Arten genutzt, zu den bekanntesten zählen Tellerlinsen, rote und gelbe Linsen. Aufgrund der aufwendigen Erntearbeit werden die „Hülsenfrüchtler“ in Mitteleuropa kaum noch angebaut; der größte Teil der weltweit geernteten Linsen stammt aus Indien.
Lein oder Flachs (Linum)
Die Textilherstellung aus Lein ist seit dem 8. Jahrhundert vor Christus belegt, in der Jungsteinzeit wurde Flachs auch als Heil- und Nahrungspflanze genutzt. Zwischenzeitlich beinahe ganz durch Baumwolle verdrängt, findet Leinen heute in der Textilindustrie wieder zunehmend Verwendung. Leinsamen fördern die Verdauung, Leinöl ist reich an Omega-3-Fettsäuren und wird sowohl in der Küche als auch in der Kosmetik eingesetzt. Zu den Leingewächsen gehören etwa 300 Arten, die weltweit verbreitet sind: In Mitteleuropa wird als Nutzpflanze überwiegend der „Gemeine Lein“ angebaut.
Hanf (Cannabis sativa)
Hanf zählt zu den ältesten, aber auch umstrittensten Kulturpflanzen der Welt. In China wurden Samen und Stängel der Hanfpflanze schon im 3. Jahrhundert vor Christus angebaut und als Nahrungsmittel, für medizinische Zwecke und zur Herstellung von Seilen und Stoffen genutzt. In Mitteleuropa fand die Hanfpflanze bis ins 20. Jahrhundert als Arzneimittel und zur Stoff- und Papierherstellung Verwendung. Aufgrund der halluzinogenen Wirkung wurde danach der Anbau von Hanf in fast allen Ländern Europas verboten, heute darf der THC-arme Nutzhanf vielerorts wieder kultiviert werden.
Zahlreiche weitere Pflanzen blicken auf eine lange Geschichte unter der Obhut des Menschen zurück: Die Früchte von Oliven- und Feigenbäumen werden seit Tausenden von Jahren geerntet, bereits im Altertum war die stärkende Kraft des Knoblauchs bekannt. Auch die Weinrebe zählt zu den historischen Kulturpflanzen..
Autor:Katja Schwab aus Neustadt (Breuberg) |
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