Heimatkundliche Wanderung in Mömlingen rund um die "Lichte Platte"
Heimat- und Geschichtsverein mit 75 Teilnehmern unterwegs
Rund 75 Teilnehmer folgten am Sonntag, dem 19. September, der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins Mömlingen zur diesjährigen „Heimatkundlichen Wanderung“. Die Führung hatte wieder, wie schon seit fast vierzig Jahren, der Ehrenvorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Wolfgang Hartmann.
Diesmal ging es rund um die „Lichte Platte“. Von dieser Feldflur genießt man eine herrliche Aussicht auf das idyllisch im Amorbachtal gelegene Mömlingen und bis weit in den Odenwald mit der Burg Breuberg und der 30 km entfernten Neunkirchener Höhe als markante Punkte. Aufgrund der imposanten Fernsicht ist der hier verlaufende „Neue Weg“ nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch bei vielen auswärtigen Wanderern und Radfahrern beliebt. Wie Hartmann erklärte, bedeutet der Name „Lichte Platte“ hier nicht, wie im tieferen Odenwald, eine ehemalige Rodungsinsel im Wald, sondern eine baumfreie Anhöhe.
Direkt neben dem gerne besuchten Neuen Weg soll talseitig auf rund 16 Hektar Ackerland – diese Fläche entspricht etwa 22 Fußballfeldern! – eine riesige Photovoltaik-Anlage entstehen. Sie wird aufgrund ihrer weithin gegebenen Sichtbarkeit, zu deren Verdeutlichung die Wanderung beitrug, von vielen als Verunstaltung der reizvollen Mömlinger Landschaft empfunden.
Auf der nahen Altmauerhöhe, ehemals Standort einer römischen „villa rustica“, ist der Flurname Mühlbach überliefert. Dieser ist deshalb rätselhaft, da hier weit und breit kein Gewässer verläuft. Da die frühere Schreibweise „Mulinbach“ lautete, glaubt Wolfgang Hartmann den Ursprung dieses Namens im Keltischen gefunden zu haben, wo „mullach“ Berghöhe bedeutete. In Mömlingen nennt man die Altmauerhöhe kurz: „die Häisch“.
Hartmann ging noch auf viele weitere Flurnamen ein. Die Bezeichnung „Essigkrug“ ist auf eine ungünstige Weinbaulage zurückzuführen. Der von dort stammende Wein soll nach unbestätigter mündlicher Überlieferung bei älteren Frauen beliebt gewesen sein, da er angeblich eine Dezimierung der Gesichtsfalten bewirkte.
Dem neben dem Dinkelsgraben verlaufenden Essigkrug-Hohlweg folgten einst die in Mömlingen reich begüterten Herren von Breuberg, um im Bachgau – bis zum Welzbach – die Jagd auf Hochwild auszuüben. Dieses althergebrachte Recht beanspruchten die Breuberger, in Mömlingen zuletzt die Fürsten zu Löwenstein, bis ins frühe 19. Jahrhundert in Konkurrenz zum Mainzer Erzbischof als Landesherrn.
Vorbei an prähistorischen Hügelgräbern in der Waldabteilung Scherder und der „Schneekaute“, wo sich der erste Mömlinger Fußballplatz befand, ging es zum Bildstock unweit vom bekannten Jägerhäuschen. Hier kreuzen sich uralte, über die Orlis-Berghöhe verlaufende Fernwege. Wolfgang Hartmann konnte nicht nur zahlreiche historische Rätsel erklären, sondern auch mehrere Anekdoten beisteuern, über die herzhaft gelacht wurde. Der Vorsitzende Wolfgang Stapp bedankte sich beim Referenten für seine aufschlussreichen Informationen sowie bei den zahlreichen Mitwanderern für ihr Interesse.
Matthias Klotz
Autor:Matthias Klotz aus Großheubach |
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