IHK Aschaffenburg: 100 Tage Präsident Friedbert Eder
Als alter Hase im IHK-Präsidium sei es Friedbert Eder seit Amtsantritt noch einmal besonders bewusst geworden, wie viel die IHK Aschaffenburg für ihre Unternehmen und ihre Region leiste. Dies betonte der 61jährige Brauereiunternehmer bei der Pressekonferenz, die anlässlich seiner ersten 100 Tage im Ehrenamt als IHK-Präsident stattfand, ausdrücklich. Er will an Bewährtes anknüpfen, aber auch neue Akzente setzen. Detailliert erläuterte er die inhaltlichen Schwerpunkte der kommenden Jahre.
Fachkräfte sichern
Die wichtigste Aufgabe, die er und die Industrie- und Handelskammer sich auf die Fahne geschrieben haben, ist es, die Ausbildung am Bayerischen Untermain zu fördern. Neben Eder nahm der ebenfalls neue hauptamtliche IHK-Geschäftsführer Dr. Andreas Freundt, an der Konferenz teil. Es sei ein großer Vorteil, so Freundt, dass im Ausbildungsbereich die verschiedenen Ausbildungskammern länderübergreifend zusammenarbeiten.
Ein Trend in der Berufswahl sei bei den jungen Leuten aber ganz klar festzustellen. Es bestätigt sich eine Hinwendung zu den kaufmännisch-verwaltenden Berufen und die Problematik bestimmter "Engpassberufe", wie Koch/Köchin und Berufskraftfahrer. Trotzdem sei festzustellen, dass im Gesamtergebnis eine Steigerung der neu abgeschlossenen Berufsausbildungsverhältnisse kontinuierlich zu sehen sei.
In diesem Zusammenhang ist die große Ausbildungsbereitschaft und Ausbildungsaktivität der Unternehmen in Deutschland zu betonen. Die Wirtschaft sei sich ihrer Eigenverantwortung bewusst! So habe eine Untersuchung des Deutschen Industrie- und Handelskammertag ergeben, dass - bezogen auf den Zeitraum von 2007 bis 2013 - von allen ausbildungsberechtigten Betrieben in Deutschland 81 % tatsächlich ausbildeten. Für die Region Bayerischer Untermain könne diese positive Erkenntnis in jedem Fall bestätigt werden, so Eder.
"Da der Anteil der Abiturienten wächst, gerät die Facette der Fachkräfte langsam unter die Räder"
Es stellen sich aber auch besondere Herausforderungen: Anders als noch in den neunziger Jahren müssen Abgänger/-innen nicht mehr um einen Ausbildungsplatz ringen, sondern sind gesucht. Und diese Situation wird sich noch verschärfen. Verantwortlich ist zum einen der demographische Wandel, zum anderen wächst diese Problematik durch die Tendenz der Jugend zu rein schulischer und hochschulischer Bildung und einer entsprechend ausgerichteten Berufswahl .
"Aber nicht nur Schule und Hochschule führen zu attraktiveren Berufen. Auch ein IHK-Fortbildungsabschluß, etwa zum Fachwirt, entspricht einem Bachelorabschluß", erklärt Eder.
Qualifizierung und Integration
Das Gesamtziel müsse letztlich sein, die Fachkräftesicherung über verschiedene Wege zu verfolgen. Das heißt, akademische Bildung einerseits und berufliche Bildung andererseits wieder in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen. Dazu gehören z. B. die Bemühungen um Studienabbrecher. Ihnen soll die lohnende Möglichkeit der Aufnahme einer (verkürzten) Ausbildung nahegebracht werden. Aber auch Ungelernten im Erwachsenenalter gilt das besondere Augenmerk. Ihnen soll Gelegenheit gegeben werde, einen Abchluss zu erwerben, ggfs. zunächst auf der Grundlage von Einstiegs- und Teilqualifizierungen. Dafür rüstet sich die IHK Aschaffenburg insoweit, dass sie in Abstimmung mit anderen bayerischen Industrie- und Handelskammern zusammenarbeitet.
Die Fachkräftesicherung, bzw. der Fachkräftemangel ist ebenso eines der Themen wie die Integration ausländischer Fachkräfte. Die hervorragenden Aus- und Weiterbildungsangebote durch die IHK sind ein ebenso wichtiger Aspekt wie die Idee, Ausbildungsbotschafter zu fördern. Das sind Auszubildende, die authentisch über ihren Ausbildungsberuf vor Ort in Schulen berichten.
Informationen für internationalen Handel
Die IHK berät im Bereich International zum Thema Ursprungszeugnisse und Carnet A.T.A. sowie auch in allgemeinen Zollfragen. Ebenso gibt es ein Netzwerk von weltweiten Kontakten durch die Auslandshandelskammern und internationale Arbeitskreise. Die IHK organisiert Länderinformationstage sowie Beratungstage. Auch gibt sie erste Hinweise zur Abwicklung von Auslandsgeschäften und berät in den Bereichen Sachverständigenwesen, Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler, Prüfungen im Gefahrgutbereich oder Unternehmerprüfungen im Verkehrsbereich.
"Wir müssen einer Entvölkerung entgegenwirken"
Friedbert Eder verfolgt das Ziel, das Leben in der Region attraktiv zu machen. Seiner Meinung nach muss einer „Entvölkerung“ auf dem Land entgegengewirkt werden. Hier appelliert die IHK immer wieder an die Gemeinden, das Thema Breitband ernst zu nehmen und die Versorgung auszubauen. Und selbst der Negativschlagzeile der Linde Hydraulics in der vergangenen Woche, welche in Aschaffenburg 350 Stellen abbauen will, setzt er Positives entgegen: „Die Stärke unserer Region ist, dass weiter investiert wird – auch bei Rückschlägen.“ Unsere Region verfüge über ein weites Branchenspektrum und einen breiten Mittelstand, so dass man nicht zu sehr von Großbetrieben abhängig sei.
"Wie Sie sehen, bietet die Arbeit der IHK Aschaffenburg und somit auch das Amt ihres Präsidenten einen bunten Strauß spannender Themen." Diese führen Friedbert Eder und das Präsidium auch des öfteren zu Gesprächen nach München, sei es zum Bayerischen Industrie- und Handelskammertag (BIHK) oder - wie vergangene Woche - zur Staatsregierung. Hier hat er dem bayerischen Wirtschaftssekretär Franz Josef Pschierer das Programm der IHK Aschaffenburg vorgestellt.
Nachdem man in München auch gerne mal über die Region Aschaffenburg hinwegsehe, habe er dabei auch gleich klargestellt, dass der bayerische Untermain trotz seiner Grenzlage nicht das Schwanzhaar, sondern dank dieser Lage und seines vielfältigen Branchenspektrums mindestens ein Barthaar sei!
Zur Person:
Friedbert Eder ist geschäftsführender Gesellschafter der Eder & Heylands-Brauerei in Großostheim und als Nachfolger von Martin Suffel bis 2016 zum IHK-Präsidenten gewählt worden. Bereits sein Vater Fritz hatte dieses Amt von 1975 bis 1986 inne. Es ist ein Ehrenamt , der Präsident erhält laut IHK keine Aufwandsentschädigung, sondern verfügt nur über einen Jahresetat von 500 Euro.
Autor:Sylvia Kester aus Miltenberg |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.