»Irmgard Knef« – Ein Leben im Schatten ihrer berühmten Zwillingsschwester.
Kleinwallstadt. Wussten Sie eigentlich, dass Hildegard Knef eine Zwillingsschwester hat? Eine Eineiige sogar! Irmgard Knef präsentierte am Freitagabend vor rund 80 Zuschauern in der Kleinwallstädter Zehntscheune ihr musikalisch-kabarettistisches Bühnensolo mit haarsträubenden Geschichten aus einem bewegten Künstlerinnendasein.
Dazu hatte der Förderverein »Kultur in der Zehntscheune« den Berliner Kabarettisten, Autor und Schauspieler Ulrich Michael Heissig eingeladen. Er ist der Erfinder dieser einzigartigen Kunstfigur »Irmgard Knef«. Heissig erzählt die Geschichte der verkannten, verleugneten und zu kurz gekommenen Zwillingsschwester von Hildegard Knef.
Klar, dass es bei der netten alten Dame nicht mehr ganz so rund läuft und die Sätze, vor allem, wenn sie länger werden, in einem schwer verständlichen Genuschel enden. Die Zahnprothese sitzt nicht mehr perfekt, aber schließlich ist die Diva ja auch schon 90 Jahre.
»Als Neunzehnhundert…bitte warten Sie, die Datenmenge wird geladen…48, also noch vor der Währungsreform, die Kessler-Zwillinge ihre allerersten größeren Erfolge feierten, sagte Hildegard zu mir: Irmgard, vergiss es! Der Zwillingsmarkt ist abgedeckt, ich mach ’ne Solokarriere.« Während Hildegard ein Weltstar wurde verkriecht sich Irmgard mit viel Wodka in ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg und bläst nur noch Trübsal (Karl Otto Trübsal, der wohnte einen Stock höher).
Der Einzige, der sie hätte nach Hollywood holen können, war plötzlich vom Winde verweht. Zeitkritisch philosophiert sie über die aktuellen Krisen: IS-Terror, Aids, Ebola und die Schweinegrippe. »Hoffentlich erwischt es bei der nächsten Vogelgrippe-Epidemie auch endlich mal die Kastelruther Spatzen…«
Irmgard packt aus und präsentiert dem Kleinwallstädter Publikum ihre größten Erfolge: Aus den Fünfzigern, Sechzigern, Siebzigern, Achtzigern, Neunzigern... und das Beste von heute. Spricht‘s und beweist‘s auf der Stelle: »Kindchen, fahr ab!« (gemeint ist der Tontechniker).
Fast hätte man die Geschichte geglaubt. Eine grandiose Leistung von Kabarettist Ulrich Michael Heissig, diese Schwester zu erfinden und in Perfektion zu spielen. Musikalisch überragend seine leicht »umgebauten« Interpretationen weltberühmter Knef-Songs. Immer den Ton treffend. Hildegards Lied »Für mich soll‘s rote Rosen regnen«, interpretiert Irmgard so: »Der Text handelt im großen Ganzen, von schönen Blumen, von dornigen Pflanzen...«, eine wunderbare Persiflage auf den großen Hit der Schwester, stimmlich als auch gestisch einmalig. Ein rundum gelungenes und zeitweise anrührendes Programm. (MM)
Autor:Michael Murza aus Kleinwallstadt |
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