WSG Kleinheubach ehrt ihre Meister
Kleinheubach. „Meister“ sind in der über 60-jährigen Geschichte der Wasser-Sport-Gemeinschaft Kleinheubach (WSG) fast schon alltäglich und nichts Aufregendes mehr. Dennoch wird das Jahr 2015 als das erfolgreichste bisher in die Annalen eingehen. So viele Treppchenplätze eines bzw. von zwei Athleten bei Deutschen Meisterschaften hat es im Verein bisher noch nie gegeben: einen Titel und drei Vizemeisterschaften, dazu zweimal der 8. Platz! Für ihre Spitzenerfolge wurden die leistungsstarken WSG-Sportler/innen nun bei einer Feier im großen Rahmen und vor zahlreichem Publikum geehrt.
Das Jahr der Superlative verdankt die WSG in erster Linie dem 16-jährige Ken Pfeiffer. Bei den Deutschen Meisterschaften gewann er mit seinem Aschaffenburger Zweierpartner Lukas Möller unangefochten mit einer Start-/Zielführung über 5.000 m den Titel. Gemeinsam holten sie drei weitere Vizemeisterschaften nach Unterfranken, davon zwei im Zweierkajak und eine im Vierer – mit dem Kleinheubacher Oliver Franke an Bord. Der 2. Platz im K4 war dabei der überraschendste und spannendste Erfolg, denn das Boot schrammte nach einem 500 m langen Rennen nur um 28/100 Sekunden am Gold und damit am Titelgewinn vorbei!
Alexander Rexroth gewann zusätzlich bei der Deutschen Meisterschaft im Kanumarathon über 21 Kilometer die Silbermedaille in der Seniorenklasse. Eine weitere herausragende Platzierung war für ihn der 4. Platz (K1 1.000 m) bei den German Masters.
Mehr Training als ein Bundesliga-Fußballer
Jessica Schwaab als einzige junge Dame im großen Team der WSG gelang der seit Jahrzehnten größte Erfolg der weiblichen Mitglieder mit dem 5. Platz bei den Deutschen Meisterschaften in der Klasse der Damen Junioren (K2 200 m). Hinzu kamen zwei 8. Plätze im Viererkajak. Sie muss sich im Training mangels weiblicher Konkurrenz an den leistungsstarken Jungs orientieren. Bei den Wettkämpfen fährt sie im Mannschaftsboot mit Kameradinnen aus Coburg bzw. Neuburg a. d. Donau, mit denen sie vorher kaum trainieren oder den Gleichschlag perfektionieren konnte.
„Man kann vor dieser Leistung nur den Hut ziehen“, zollte Rennsportwart Kai Wirl Respekt. Er war selbst 1997 Deutscher Meister und kann den dafür erforderlichen Trainingsumfang einschätzen, wie kaum ein anderer. „Für solche Leistungen sind Trainingsumfänge im Bereich des Profisports erforderlich“, erklärte Wirl. Zwei bis drei Trainingseinheiten am Tag (im Gegensatz zu den Profis natürlich neben der Schule) – und das siebenmal die Woche – sind keine Seltenheit. Eine halbe Stunde Joggen im Schnee und danach noch Hanteln stemmen im Bootshaus erfordern eiserne Disziplin. „Wenn man das runterbricht, ist es mehr als ein Bundesliga-Fußballer trainiert“, machte Kai Wirl deutlich.
Um überhaupt bei Deutschen Meisterschaften starten zu können, müssen sich die Sportler über Erfolge bei Bayerischen und Süddeutschen Meisterschaften qualifizieren. Bei Bayerischen Meisterschaften sind sie noch „unter sich“, d. h. die Sportler aller bayerischen Kanurennsportvereine haben in etwa gleiche Trainingsbedingungen. Bei den Süddeutschen Meisterschaften treffen sie dann aber auf Konkurrenz aus den großen Kanusportzentren in Baden-Württemberg und Hessen, die mit hauptamtlichen Trainern arbeiten und deutlich besseren Trainingsbedingungen vor Ort haben. Ohne Schifffahrt und den damit verbundenen Wellengang zum Beispiel, der das Training unterbricht und im Winter sogar wegen der Gefahr einer Kenterung gefährlich macht.
Gegen Weltmeister und Olympiasieger
Bei solchen Regatten müssen sich die WSGler schon in einer ganz anderen Liga behaupten. Aber das gelang ihnen mit Bravour! Oft sogar in zwei Altersklassen gleichzeitig, denn die ehrgeizigen Kleinheubacher starten häufig zusätzlich in der höheren (und damit schwereren) Klasse der Junioren. Ken Pfeiffer, Oliver Franke, Tim Wirl und Dominik Höfner erreichten bei den Süddeutschen Meisterschaften insgesamt zwei Titelgewinne, drei Vizemeisterschaften und eine Bronzemedaille. Der zweite Platz im Viererkajak wurde als reines Vereinsboot gewonnen – in der heutigen Zeit, in der Renngemeinschaften die Regatten beherrschen, eine absolute Seltenheit und deshalb mit richtig hohem Stellenwert!
Juniorenfahrerin Jessica Schwaab nimmt es gelegentlich sogar mit der starken Leistungsklasse der Damen auf und misst sich hier mit Weltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen. Ihr Lohn für hartes Training waren ein Titel (K4 200 m) und zwei Silbermedaillen (K4 500 m, K2 200 m) bei den Süddeutschen Meisterschaften. Der 40-jährige Alexander Rexroth fuhr mit seinem Zweierpartner vom SSKC Aschaffenburg, Moritz Zimlich, auf der Langstrecke eine Bronzemedaille in der Leistungsklasse heraus – im direkter Konkurrenz zu 20- bis 30-Jährigen und gegen Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft!
Klar, dass bei dieser Leistungskraft die Sportlerinnen und Sportler der WSG Kleinheubach auch bei den Bayerischen Meisterschaften alles abräumten: 14 Gold-, 21 Silber- und elf Bronzemedaillen standen letztendlich unter dem Strich. Daran beteiligt waren neben den Jugendlichen und Alexander Rexroth auch die AK-Fahrer Jan Wirl, Kai Wirl und Thomas Reith sowie der LK-Fahrer Marvin Tetz und die Schüler/innen Jonas Münig, Felix Wirl, Ben Wirl, David Eiteneer, Achim Ströbel, Marius Keck, Hans-Christian Rückert, Felix Höfner, Felix Wirl, Elena Keck und Salome Noll. Der Nachwuchs steht bei der WSG Kleinheubach also in den Startlöchern und lässt auf weitere hochkarätige Titel und Medaillen hoffen.
Die WSG-Vorsitzende Juanita Schwaab überreichte den erfolgreichen Athleten eine Urkunde und ein kleines Präsent sowie die Bayerische Meisternadel.
Autor:Uschi Zimmermann aus Kleinheubach |
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