Private Wetterstation Kirschfurt/Main
Winter 2022 - Kommt da noch was?
Das neue Jahr begann mit mildem „Sauwetter“. Zunächst gab es an den Zuflüssen und dann auch am Main selbst ein leichtes Hochwasser.
„Wenn der Barometer hohen Luftdruck anzeigt, kommt die Sonne raus!“ Wenn doch Wettervorhersage so einfach wäre...
Speziell in den Wintermonaten bildet sich bei ruhigem Hochdruckwetter gerne eine sogenannte Inversion aus. Kalte & schwere Luft sammelt sich am Boden, während in der Höhe warme und damit leichtere Luft aufgleitet. Getrennt werden die beiden Luftmassen durch eine Nebelschicht, die die Wintersonne oftmals nicht aufzulösen vermag.
Während in den Mittelgebirgen und in den Alpen oft Bilderbuch-Wetter herrschte, mussten wir entlang des Maines tagelang unter genau dieser trüben Wetterlage leiden. Nicht einmal auf die Hälfte, der sonst üblichen Sonnenstunden, brachte es dieser düstere Januar!
Entlang des Maines gab es im bisherigen Winter keinen einzigen Dauerfrosttag und auch keinen einzigen Tag mit geschlossener Schneedecke.
Der Januar in Zahlen:
Durchschnittstemperatur:
3,5°C (+1,3°C Abweichung vom langjährigen Mittelwert)
Niederschlagsmenge:
60 Liter/Quadratmeter (109% vom langj. Mittelwert)
Sonnenscheindauer:
23 Stunden (43% vom langj. Mittelwert)
Und das kann der Februar...
Zwischen höchster & tiefster je gemessener Temperatur (siehe unten) liegen knapp 44°C Differenz. Kein Monat hat eine größere Bandbreite, als der Februar!
Bei einer Ostlage strömt arktische Luft aus Sibirien zu uns und sorgt für knackigen Dauerfrost. Bei einer Westlage kann aber genauso gut warme Atlantikluft wehen und den Vorfrühling einläuten.
Eingebettet in diese West-Wetterlage können sich die gefürchteten Winterorkane entwickeln. Motor dieser Stürme ist der große Temperaturkontrast zwischen dem warmen Golfstrom und dem ausgekühlten Nordpol.
Die kommende Woche (Stand: 29.01.) wird bei windig-nasskaltem Wetter ziemlich ungemütlich. Auch Richtung Monatsmitte ist nicht mehr als schmuddeliger Durchschnitt in Sicht. Nur „auf der Höh“ wird es zumindest zeitweise Winter geben...
Kommt dann überhaupt noch was?
Die Erfahrung zeigt, dass der Spätwinter manchmal ein zäher Kamerad ist. Gut möglich, dass es dieses Jahr so kommen wird…
Die folgenden Zahlen gelten für das Maintal um Kirschfurt und stammen aus meiner eigenen Messreihe (seit 1985), sowie aus interpolierten Messreihen (z. B. Frankfurt), die bis zu 300 Jahre zurückreichen. Sie zeigen immer wieder, dass es auch schon vor dem menschengemachten Klimawandel Wetter-Extreme gab…
Höchste Temperatur:
21,2°C am 25. Februar 2021
Tiefste Temperatur:
-22,5°C am 10. Februar 1956
Aus dem Archiv:
Orkan Hertha: Am 3. Februar 1990 fegte der Sturm, selbst im Maintal, mit Windgeschwindigkeiten bis zu 115km/h! Im gesamten Landkreis gab es große Schäden. „Hertha“ wurde bis heute nur durch "Wiebke" übertroffen, der gerade mal vier Wochen später über´s Land zog. Der Klimaerwärmung zum Trotz - in keinem anderen Monat gab es mehr & heftigere Orkane, als im Februar 1990.
29. Februar 1784: Nach dem Ausbruch des „Laki“ auf Island gab es einen strengen Winter. Ende Februar setzte Tauwetter ein und brach die mächtige Eisdecke auf dem Main auf. In Miltenberg stand der Main damals ca. 2,20 Meter höher als beim letzten großen Hochwasser 1995! Verheerend war nicht nur die enorme Höhe des Wassers, sondern die brachiale Kraft der mitgeführten Eisblöcke. Es war nach der „Magdalenen-Flut“ 1342 das schlimmste Hochwasser, seit es Aufzeichnungen gibt!
Autor:Guido Mayer aus Freudenberg |
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