50 Spessarter im Nationalpark Kellerwald-Edersee

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Die vom BUND Naturschutz und den Freunden des Spessarts organisierte Informationsfahrt in den hessischen Nationalpark Kellerwald-Edersee war frühzeitig ausgebucht. Nationalparkleiter Manfred Bauer begrüßte vergangenen Samstag die 50 Gäste aus dem Spessart im Nationalparkamt Bad Wildungen. Zusammen mit Achim Frede (Sachgebietsleiter Naturschutz) erläuterte er zunächst Werdegang und Rahmenbedingungen des dortigen Nationalparks.
Der 5.700 Hektar große Nationalpark wurde 2004 gegründet. 2011 erfolgten die internationale Anerkennung durch die IUCN und die Auszeichnung der dortigen Buchenwälder als UNESCO-Weltnaturerbe. Fast 20 Jahre hatte der politische Prozess zum Nationalpark gedauert und viele Parallelen zur aktuellen Debatte um den Spessart gezeigt. Der entscheidende Umschwung setzte ein, als sich eine Nationalpark-Ausweisung in der Eifel abzeichnete und man als Region nicht zurückstehen wollte.
Einer dreistündigen Wanderung mit einem Nationalpark-Ranger folgte ein abschließender Besuch im Buchenhaus, einem interaktiven Infozentrum mit Naturkino rund um das Thema Buche. U.a. schrumpfen überlebensgroße Waldmodelle die Besucher hier auf die Größe eines Buchenkeimlings.
„Es gibt keinen Nationalpark, der nicht ein Erfolgsmodell geworden wäre. Und das gilt auch in unserem Fall“, so Nationalparkleiter Bauer. Für die traditionelle Erholungsregion Edersee hat der Nationalpark einen klaren Aufschwung durch den Imagegewinn und zusätzliche Attraktionen gebracht: Nationalpark-Zentrum, „Buchenhaus“ mit Wildpark, Baumwipfelpfad, Urwaldsteig, Rangertouren, Wanderparkplätze… Allein das naturnahe Wanderwege-System nutzen jährlich 70.000 registrierte Wanderer. Fast 500 Veranstaltungen beinhaltet der gemeinsame Veranstaltungskalender von Naturpark und Nationalpark. „Die touristische Nachfrage wird über das Angebot bestimmt“, so die einfache Rechnung im Kellerwald. Außerdem würden durch den Nationalpark bereits vorhandene Attraktionen vernetzt. Diese werden wie Gastwirte und Anbieter von Ferienwohnungen über Steckbrief-Kärtchen als Nationalparkpartner beworben.
Anders als bei den Ministeriums-Plänen zum Spessart gibt es im Kellerwald-Nationalpark ein Wegegebot. Laut Frede wollen „99 Prozent der Leute aber eh auf den Wegen bleiben“. Während Schotterstraßen zurückgebaut wurden, wurde das gekennzeichnete Naturwegenetz von 30 auf 60 Kilometer ausgebaut. Als „Einheimischenpfade“ wurden Wege festgelegt, die auf Wunsch der Einheimischen erhalten, aber nicht geworben werden. Diese würden jedoch kaum genutzt.
Ein befürchteter Holzmangel habe sich nicht eingestellt. Der Bedarf wird weiterhin aus der Region gestillt. Für die Borkenkäferbekämpfung gilt eine 500 Meter Sicherheitszone zu angrenzenden Nadelholzbeständen. Allerdings grenzen wie im Spessart mehr Laub- als Nadelholzbestände an, so dass nur wenige Maßnahmen erforderlich sind. Beim Wildtiermanagement suche man einen Mittelweg zwischen Bejagung und Wildnis. Auf 75 Prozent der Nationalparkfläche werden Bewegungs- und Ansitzjagden auf Schalenwild durchgeführt. Saufänge würden bislang nicht eingesetzt. Der Bestand und die Wildschäden seien „jährlich stark unterschiedlich“, so Bauer.
Der Nationalpark beschäftigt heute fast doppelt so viele Mitarbeiter wie die ehemalige Hessenforst-Verwaltung. Alle Mitarbeiter sind übernommen und fortgebildet worden. „Das Beste, was uns passieren konnte“, so ein Nationalpark-Ranger im Buchenhaus.
Zum UNESCO-Weltnaturerbe „Europäische Buchenwälder“ zählen außerhalb der Karpaten insgesamt 5 deutsche Buchenwälder, die weitgehend naturbelassen und ausreichend geschützt sind. Sie liegen in den Nationalparken Hainich, Kellerwald, Müritz und Jasmund sowie im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.

Autor:

Petra Brand aus Heimbuchenthal

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