NOK Grüne in Heidersbach
Umweltgerecht erzeugte Christbäume

Weihnachten steht vor der Tür, ein Weihnachtsbaum darf nicht fehlen. So gingen auch die Vorstandsmitglieder des Grünen Kreisverbandes los, um einen schönen und umweltgerecht erzeugten Weihnachtsbaum zu erstehen. In Heidersbach wurden sie fündig bei Familie Häffner, die Weihnachtsbäume regional produzieren und in Mosbach, Dallau und ab Hof direkt vermarkten.

„Was macht ihr denn anders als die herkömmlichen Weihnachtsbaumerzeuger?“, wollte Kreisvorsitzende Amelie Pfeiffer wissen. Michael Häffner, der mit zwei Söhnen auf ca. einem Hektar Fläche Weihnachtsbäume anzieht, erklärt, dass in seinen Kulturen viel mehr Handarbeit nötig wird. Größere Betriebe hätten bei gleicher Produktionsweise einen viel höheren Arbeitskräftebedarf. Statt die ersten Jahre den Boden um die kleinen Setzlinge mit Herbiziden „schwarz“ zu spritzen, sodass das Unkraut das Wachstum der kleinen Bäumchen nicht behindert, setzen Häffners von Beginn an auf das Mähen mit der Motorsense, auch wenn dabei mal ein Bäumchen der Sense zum Opfer fallen kann. Ob er denn schon überlegt hätte, Schafe zur Beweidung einzusetzen, wollte Udo Fütterer, Grüner Stadtrat aus Mosbach, wissen. Das bedürfe eines professionellen Managements der Schafe, das man sich erst aneignen müsse und nicht einfach sei, weil ansonsten der Verlust durch Verbiss zu groß sei. Dem Klimawandel angepasst, pflanzt die Familie vermehrt im Herbst, denn die Frühjahrstrockenheit macht das Anwachsen der Setzlinge schwer. Anstatt Wachstumshemmer einzusetzen, die verhindern, dass die Bäume eine sehr lange Spitze bekommen, setzen Häffners auf eine mechanische Lösung mit einer Spezialschere. Diese muss allerdings, anders als der Einsatz chemischer Mittel, zu ganz bestimmten Wachstumsphasen und dann auch mehrmalig eingesetzt werden muss. Dabei müssen die Bäume im Frühjahr nach dem Austrieb intensiv beobachtet werden, im Mai sind die Arbeitstage daher besonders lang. „Und wie reagiert ihr, wenn eure Bäume von Schädlingen befallen werden?“, erkundigte sich Kreisvorsitzender Andreas Klaffke. Bei Häffners werden z.B. die ersten Blattläuse an den Stämmen direkt mit der Hand zerdrückt. Nehmen sie allerdings überhand oder kommen unter den Nadeln sitzende Schädlinge hinzu, wird mit Neem Öl behandelt, ein pflanzliches Öl, das vom indischen Niembaum gewonnen wird und durch seine Wirkungsweise nur beißende und saugende Insekten wie Käfer, Raupen Läuse und Spinnmilben bekämpft, Nützlinge wie Marienkäfer und Bienen oder andere Wildtiere aber verschont. Insgesamt gilt es, für eine gute Bodenqualität zu sorgen, damit die Weihnachtsbäume gut versorgt sind. So setzt der Familienbetrieb auf den Einsatz von natürlichem Gesteinskalk um die Nährstoffverfügbarkeit des sauren Buntsandsteinbodens zu verbessern und nicht auf stickstoffhaltigen Kalkammonsalpeter, „der durch die schnelle Stickstoffwirkung auch die Schädlingspopulation erhöhen kann“, wie Amelie Pfeiffer ergänzte.

Familie Häffner setzt für eine besonders gute Qualität und Frische zudem auf eine alte Volksweisheit, die Bäume nach der Mondphase zu schlagen. Bei zunehmendem Mond wird das Wasser stärker aufgesaugt, sodass nicht so schnell nadelt. Auch wenn dies wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden konnte, freuten sich die Grünen Vorstandsmitglieder über frische wunderschöne Weihnachtsbäume, die bei dieser Gelegenheit natürlich vor Ort gekauft wurden, und das informative Gespräch mit der Familie Häffner, die auch in der nächsten Generation auf umweltgerechte Erzeugung setzt.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND hat 2020 in Deutschland produzierte Weihnachtsbäume, die im Straßenverkauf, Baumärkten und Gartencentern verkauft wurden, auf Pestizidrückstände getestet und dabei bei der Hälfte der Bäume Rückstände gefunden. Sieben der neun gefundenen Mittel gehören zu den gefährlichsten Wirkstoffen, die in der EU zugelassen sind. Der Einsatz von Pestiziden auf Christbaumplantagen ist ein Problem für die Artenvielfalt, Wirkstoffe landen in Böden und Gewässern, schädigen Bienen und andere Insekten und zerstören Lebensraum von Nützlingen, so die BUND Pestizid-Expertin Christina Hölzel. In Baden-Württemberg wurde das Biodiversitätsstärkungsgesetz verabschiedet, in dem u.a. eine Pestizidreduktion vereinbart wurde. Als Biomusterregion ist es nach Meinung der Kreis-Grünen wünschenswert, wenn auch im Neckar-Odenwald-Kreis, einem der größten Anbaugebiete in Baden-Württemberg, die Betriebe ihren Beitrag dazu leisten und Verantwortung für Umwelt, Mensch und Tier übernehmen. Der Landkreis hat Fördermittel zur Bio-Zertifizierung bereitgestellt, nun sind die Anbauer gefragt, sie abzurufen und als Direktvermarkter ihren Kunden den höheren Aufwand und damit höheren Preis zu vermitteln. Wie auch in der Landwirtschaft liegt es auch an Verbrauchern, über die Nachfrage das Angebot an Ökobäumen zu erhöhen. Gerade zu Weihnachten sollte es uns das wert sein.

Auf dem Bild v.l.n.r.: Michael Häffner, Amelie Pfeiffer, Andreas Klaffke und Maren Fütterer

Autor:

Horst Berger aus Buchen

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