Landkreis Miltenberg
Die Einsamkeit hat viele Klänge - Beeindruckendes Konzert zum Start des Kulturwochenherbstes 2020 in Hausen
Die alte Dorfkirche in Hausen ist schon seit Jahren ein Mekka für zeitgenössische Kunst, die Konrad Franz in dem Sakralbau bei unterschiedlichen Ausstellungen präsentiert. Am Sonntagvormittag, 20. September 2020 stellte er die Räume für den Start des Kulturwochenherbstes zur Verfügung. Es passte hervorragend, das Konzert von Juri Vallentin in die derzeitige Ausstellung zu integrieren. Zeitgenössische Kunst und zeitgenössische Musik, das schuf eine beeindruckende Symbiose.
Außergewöhnlich ist auch das Instrument, mit dem Juri Vallentin unter dem Titel »Inner Voices, allein mit sich selbst – the Sound of Solitude» gestaltet. Die Oboe ist nicht unbedingt als Soloinstrument bekannt, bestenfalls durch Soli in orchestralen Kompositionen. Was der Künstler in der alten Dorfkirche präsentierte, verdient höchste Anerkennung, zumal er alle Möglichkeiten aus der Oboe herausholte, vom temporeichen Triller bis zur Darstellung der Atemlosigkeit.
Zuvor hatten stellvertretende Landrätin Monika Wolf-Pleßmann und Kulturreferentin Juliana Fleischmann die Zuschauer willkommen geheißen und auf das Programm im Kulturwochenherbst hingewiesen. Diesmal ist alles anders als in den Vorjahren. Aufgrund der Corona-Pandemie waren Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Das ist Juliana Fleischmann und ihrem Team gut gelungen. Das Konzert mit Juri Vallentin war nahezu ausverkauft. Der Hunger nach Kultur ist offensichtlich da. Sehr lange haben Publikum und Künstler auf Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen oder Theatervorführungen warten müssen. Diese Art von Einsamkeit hat Juri Vallentin aus seinem Empfinden als Musiker in einer gut einstündigen Performance zusammengefasst.
Für die Einführung und den Abschluss wählte der Künstler den Eingang der Kirche. Spielte quasi aus dem Hintergrund in die Ohren der Zuhörer und bewegte sich während des Spiels nach vorne. Unterstützt von Video-Sequenzen und elektronisch erzeugten Elementen wie Texteinspielungen, symbolisiertem Pulsschlag und einer passenden Geräuschkulisse zu den Themen. Anfangs wurde das Publikum einbezogen, sozusagen war es ein interaktives Konzert. Ein anhaltender Summton unterstützte und umrahmte Vallentins Spiel.
»Sehnsucht und Sinnlichkeit«, »Von der Isolation in den Wahnsinn« und »Regeneration« waren die Themenblöcke benannt, bei denen sich der Künstler an Werken verschiedener Komponisten wie Gilles Silvestrini, Heinz Holliger bis hin zu Richard Wagner und Jaques-Martin Hottettere orientierte. Im letzten Teil lag er auf dem Steinboden, präsentierte zwei Minuten Stille.
Selbst wer kein Faible für zeitgenössische Musik hat, musste beeindruckt von der künstlerischen Qualität sein. Anhaltender Applaus dokumentierte es. Im Anschluss suchte Juri Vallentin das Gespräch mit dem Publikum. Das nahm das Angebot zum Austausch gerne an, bevor es sich den weiteren Genüssen des sonnigen Spätsommertags widmete.
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