Sommer, Ferien und andere Gefahren
Essay von Sven Habermann
Sind sie schon in die Sommerferien gefahren?
Sofort am ersten Tag? Mit dem eigenen oder einem geleasten Automobil?
Hauptsache, es hat alles reingepasst und man ist auf Anhieb dabei. Jeden Tag profitieren, man hat es sich ja letzten Endes wohlverdient! Vielleicht hatten sie ja sogar eine Entschuldigung ihrer Kinder für die Schule, um noch früher losschieben zu können. Nicht, wie die anderen im Verkehrschaos stehen, ha! Ich bin doch nicht blöd!
Den Kindern Modell sein. Zeigen, dass alles geht, wenn man es nur macht.
ENDLICH Ferien, ENDLICH Urlaub, ENDLICH raus aus dem erbärmlichen Alltag, den man schon wieder ein Jahr lang verleben musste, bis es wieder soweit war. Der langersehnte Urlaub. Es heißt ja nicht wirklich Urlaub, sondern Erholungsurlaub. Er soll der Erholung und Kräftigung dienen. Damit man wieder fit ans Werk gehen kann. Seine Arbeitsleistung wieder voll hingeben kann. An den, der sie gegen Entlohnung annimmt. Also, dem Arbeitnehmer.
Aber, ich schweife ab.
Da war dieser letzte Funken Restlicht, welcher in die Nacht verkam, zwielichtig. Es war nicht behaglich, das Fahren. Wobei Fahrzeuglenken an sich ja nur mit viel Rechtfertigungen schön gebabbelt werden kann. Nach langer Reise komme ich einfach gerne und vor allem lebend an. Das ist schön, und, wenn ich dafür Kraftwagen fahren muss, dann ist das so.
Ich war auf dem Nachhauseweg, von woher auch immer, weil das keine Rolle spielt.
Hinter mir lenkt einer im SUV. Schlangenlinien fährt er nicht, dafür umso dichter auf. Da ist einer pressiert! Ich prüfe meine Geschwindigkeitsanzeige im Armaturenbrett. 100 km/h.
Hier darf man nicht schneller fahren, kann es aber, wenn man das will und bereit ist, die Folgen seines Wirkens zu tragen. Die Folgen für, oder besser gegen, vor einem fahrender Mitmenschen, sowie entgegenkommender. Von den eigenen Nachwirkungen ganz abgesehen.
Nachdem sich die Lücke zum Berauschten nicht ändert, legt er offensichtlich auch hundert Kilometer in der Stunde zurück.
Das könnte er auch im Abstand von fünfzig Metern, tut er aber nicht. So scheint es nicht nur Eile zu sein, welche das Auffahren - nicht auf mich, er kennt mich ja nicht, sondern, – auf das vor ihm fahrende Fahrzeug, bedingt.
Ortsschild in Sicht, ich verzögere gemach auf 50 km/h. Ein Blick in den Rückspiegel zeigt mir, dass der Eilige in Erstaunen versetzt zu sein scheint. Seine Spanne zum Heck meines Fahrzeuges verringert sich erneut. Ich sehe die Scheinwerfer des Mächtigen Fahrzeuges hinter mir nicht mehr im Spiegel.
(„Mächtigen“ hier groß zu schreiben ist genauso falsch, wie dicht aufzufahren, geht aber ebenfalls, mit keinen Konsequenzen. Und groß fühlte sich das „Mächtig“ des Fahrers hinter mir an.)
Er bleibt dran. Mich, dem Augenschein nach, überholen zu wollen. Das tut er dann auch. Vielleicht hundert Meter vor Verlassen der Ortschaft. Man kann hinlänglich weit sehen. Es beginnt eine Steigung, das Scheinwerferlicht jetzt in meinem linken Außenspiegel, ich höre neben mir ein Runterschalten.
Er hat es zum Abschluss bringen können, nachdem ich am Ortsausgangsschild 60 km/h angezeigt bekomme. Verschwand erst hinter einer Kurve, sehe ich ihn danach erneut ein Auto vor sich herschieben. Nochmals schafft er es, am Hemmnis vorbeizukommen.
Danach biegt er ab!
Der zuvor Überwundene muss bremsen, weil es keine Verzögerungsspur für Rechtsabbieger gibt.
All das, fünf Kilometer, nachdem ich losgefahren bin.
Als ich ankomme, zünde ich mir eine Zigarette an. Das Ekelbild auf der Schachtel mag dies nicht verhindern. Sollten blutige Unfallszenen, auf Kraftfahrzeuge lackiert, verpflichtend sein? Ist es dem Käufer zuzumuten zwischen unterschiedlichen Motiven wählen zu müssen oder sollte die Auswahl zufällig erfolgen? Zumal sich der Zigarettenraucher in den allermeisten Fällen nur selbst gefährdet und ein absolut schlechtes Vorbild für Kinder ist.
Da ich nicht gerne in ein Flugzeug steige, plane ich mit dem Auto in den Deutschlandurlaub zu fahren. Hinein in die Gefahren des Straßenverkehrs.
Bin wiedermal wegen der Urlaubsfahrt beunruhigt, welche sich im Bereich von hunderten von Kilometern bewegen wird. Zumal ich nicht alleine fahren werde, sondern mit Schutzbefohlenen im gefährdeten Fahrzeug.
Mehrere Airbags, welche selbst in Kleinwagen schon Standard sind, mögen mich da nicht beruhigen. Ein Nagelbrett auf dem Lenkrad des hinter mir Fahrenden wäre wohl zweckdienlicher, ob des Bewusstseins wenigstens seiner Konsequenzen.
Eventuell sollte ich mich doch durchringen ein Flugzeug zu besteigen. Das ist statistisch weitaus ungefährlicher als das eigene Auto zu benutzen. Auf die Arbeit mit dem Flieger?
Eher unwirklich.
Die Gefährder bleiben, jeden Tag. Ist die Fahrt noch so kurz.
Gefährder mit Führerschein und Personalausweis.
Wer in Deutschland ein Kraftfahrzeug bewegt, denke daran, die Landsleute sind geprüft und genehmigt bewaffnet. Jeder darf sich so viel PS (Persönlichkeits Stärkung) einkaufen wie er möchte oder besser gesagt, braucht. Eine ruhige und sichere Fahrt ist nicht garantiert. An keinem Tag! Nicht nur zur Urlaubszeit. Der technische Zustand der Fahrmaschine erscheint mir als das geringste Problem. Mitmenschen ohne Wesenstest, wie man sie von bestimmten Hunderassen erwartet. Was natürlich Unsinn ist, weil das tierische Lebewesen ein Abklatsch seines Alpha-Menschen ist.
Dessen Charakterprüfung vermutlich des Öfteren in der Psychiatrie münden würde.
Denken sie also daran, es ist kein Nagelbrett auf dem Lenkrad des hinter ihnen Fahrenden, welches unmittelbar zu erwartende Konsequenzen aufzeigen könnte. Da ist ganz viel Sicherheit vermittelnde Technik, wie bei ihnen auch. Dennoch ist die Anzahl der Toten im Straßenverkehr höher als beim Fliegen und durch jedweden sonstigen Gefährder.
Wir brauchen kein Tempolimit. Das haben wir. In Ortschaften, auf Landstraßen, in verkehrsberuhigten Zonen, in dreißiger Zonen, etc. Auf Autobahnen bremst die Verkehrsdichte den, der sich bremsen lässt. Was wir brauchen, ist eine Ethik. Weil all das tötet.
Die Zahl der Verkehrstoten ist auf den niedrigsten Stand seit mehr als 60 Jahren gesunken. 2016 starben 3214 Menschen bei Unfällen in Deutschlands Straßenverkehr, wie dem Statistischen Bundesamt zu entnehmen ist. Das waren 245 Todesopfer weniger als im Jahr 2015 - ein Minus von 7,1 Prozent.
Beruhigt sie das?Die Zahl der Verletzten stieg 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent auf rund 396.700 Menschen. Möchten sie nicht unter den weniger Toten, aber unter einem mehr an Verletzten sein?
Der Gefährder könnte ihr Nachbar sein, und hat ziemlich sicher einen Personalausweis!
Ob er einen Waffenschein hat, kann nur vermutet werden.
So gehen sie jeden Tag hinaus um Angst und Schrecken zu verbreiten, also „terror“. Meine Töchter sagen immer, die Autos schauen böse.
Zwischen 1972 und 1988, das sind sechzehn Jahre (Anm. d. Verf.), starben jährlich in Westeuropa mehr als 150 Menschen durch Terrorangriffe. Danach gehen die Zahlen deutlich zurück. Zwischen 2001 und 2014 waren es 420 in Westeuropa, schrieb Lenz Jacobsen in der ZEIT online vom 23. März 2016 um 16:34 Uhr. Was meint der Mann mit mehr als 150 Menschen? Fährt er mit dem Auto zur Arbeit, oder wohnt er in der Redaktion?
Sind die Opfer in Barcelona Verkehrsopfer, in welcher Statistik werden sie erfasst?
Menschen töten Menschen, seit Menschengedenken. Aber, denken sie jeden Tag an ihren Tod?
Allen Menschen ist eines gemein: Sie wollen leben!
Ich, wenn es geht, möglichst unbehelligt. Von jedwedem Jettatore.
Fluchen sie im Kfz? Willkommen im Dschungel!
Schöne Ferien, so sie Lehrer sind oder akut beschulte Kinder haben. Dem Rest einen schönen Erholungsurlaub, bzw. Pension oder Rente.
Autor:Sven Habermann aus Hardheim |
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