Orgelkonzert mit Keiko Inoue aus Japan
"Wind von Osten" begeisterte Publikum
Hardheim. (adb) Der „Wind von Osten“ wehte am Sonntag durch den Erftaldom St. Alban – freilich im übertragenen Sinne: Die Tokioter Starorganistin Keiko Inoue brillierte an der Vleugels-Orgel mit gleichnamigem Programm, dessen Titel sich wie Teile des Inhalts als Reminiszenz an ihr Heimatland Japan verstanden. Dem Publikum wurde ein gehaltvoller Abend geschenkt.
Für den Freundeskreis „Erftaldomorgel“ begrüßte Bernhard Berberich die Zuhörer. Er verwies auf die persönliche Verbindung zu Keiko Inoue, deren musikalische Ausbildung partiell in Deutschland stattfand. Auf diese Weise lernte sie Hans-Georg und Silvia Vleugels kennen, zu denen der freundliche Kontakt nie abriss. Kurz wandte sich die Organistin an die Gäste: „Es ist eine große Freude, nach Deutschland zu kommen und auf dieser schönen Orgel zu freuen“, bekräftigte sie. Eine kompetente Einführung von Hans-Georg Vleugels rundete das „gesprochene Wort“ ab: Hier konnten die Kenner ob der anspruchsvollen Literatur bereits aufhorchen – um bei der anschließenden klanglichen Umsetzung durch Keiko Inoue hellauf begeistert zu sein.
Lebhaft und heiter begann das Konzert mit dem „Concerto for organ del Signore Vivaldi“ nach Johann Gottfried Walther (1684-1748) – ein gelungenes, stilvolles Intro, dessen leichte Klänge durchaus gut zur aktuellen „Sommerfrische“ passen. Darauf folgte „Romàn népi táncok“ des Ungarn Béla Bartók (1881-1945), das die Organistion selbst arrangiert hatte: Das flüssige Spiel bewies einmal mehr, dass Orgelmusik keinesfalls erdenschwer sein muss – zuweilen kann sie auch federleicht sein. Von eindringlich-sphärischem Charakter geprägt, sorgte das Stück für entspannende Momente. Beim ersten japanischen Komponisten des Abends war der Name des Werks Programm: „Romance“. Das von Toru Takemitsu (1930-1996) verfasste Stück erwies sich als wahrhaft galante Abendmelodie zum Träumen und Zurücklehnen, gewiss aber auch zum Nachdenken – Musik trägt die Gedanken. Keiko Inoue ließ sämtliche Register erklingen: Mit beeindruckender Harmonie zwischen Ober- und Untertönen, dann wieder in geradezu elegisch anmutender Bedrohlichkeit und dann wieder in kontemplativer Ruhe zog sie das Publikum in ihren Bann, das sich übrigens in recht beachtlicher Zahl eingefunden hatte – der Besuch konnte sich sehen lassen.
Mit den japanischen Volksweisen „Kono michi“ und „Karatachi no hana“, beide von Kosaku Yamada (1886-1965) komponiert und wiederum von Keiko Inoue meisterlich arrangiert, wurde der Abend fortgesetzt. Ebenfalls aus der Heimat der Virtuosin stammt „Ricercata for Organ“ des 1943 geborenen Gegenwartskomponisten Shin'ichiro Ikebe; ein Werk, das abermals die Klangfülle des Instruments demonstrierte. Dabei wehte der „Wind von Osten“ weiter: Mehr als würdevoll beschlossen wurde der Abend mit dem Choral No.1 in E-Dur des Franko-Belgiers César Franck (1822-1890) und der dreiteiligen „Le Bien-Aimé Suiet symphoniquwe pour Orgue“, die der Japaner Naji Hakim komponiert hatte. Der reiche Beifall reflektierte die Begeisterung der Zuhörer, die sich über eine Zugabe freuen durften.
Das Konzert kann als ausgesprochen niveauvoll bezeichnet werden, zumal der die altehrwürdige Vleugels-Orgel als ungemein wandlungsfähiges Instrument präsentierte – und den Erftaldom St. Alban als Heimstätte hochklassiger Orgelkonzerte.
Info-Kasten: Nach der Sommerpause wird die Reihe am 15. Oktober fortgesetzt. Organist Johannes Mayr (Stuttgart) gestaltet um 18 Uhr ein „Orgelkino“ mit Improvisationen zum Stummfilm „Das Phantom der Oper“. Internet: www.erftaldomorgel.de.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.