Orgelkonzert im Erftaldom Hardheim mit Prof. Jan Kalfus aus Prag.
Hardheim. (adb) Ein interessanter musikalischer Spaziergang von Barock bis Moderne war am Sonntag das gut besuchte Orgelkonzert mit dem Prager Virtuosen Jan Kalfus. Sein ansprechendes Programm berücksichtigte unter anderem Werke von Komponisten aus seiner Heimat Tschechien.
Seitens des „Freundeskreises Erftaldomdorgel“ stimmte Bernhard Berberich die zahlreichen Gäste auf einen klangvollen Abend ein, ehe sich der Organist selbst an das Publikum wandte. In einem kurzen Ausriss beleuchtete Jan Kalfus die Werke und Komponisten, ehe er an der Vleugels-Orgel Platz nahm. Dort erwiesen sich Präludium und Fuge in c-Moll (BWV 546) nach Johann Sebastian Bach als feudaler Einstieg: Beeindruckend, wie flink Kalfus' Finger die Tasten und Manuale zum Klingen brachten und der Bach'schen Schwere einen Kontrapunkt setzten – würdig bis zum letzten Akkord. Als besonders bedächtig und feingliedrig erwies sich die Fuge, deren warmer Klang bereits an die Adventszeit erinnerte – die freilich jeden Tag näher rückt. Ein weiteres „Tondokument“ für die Wandlungsfähigkeit der Orgel war anschließend der Choral in E-Dur nach Cesar Franck. Auf das eher ruhige Intro folgten tragende Klänge, deren Leichtigkeit dazu einlud, die Augen zu schließen. Verspielte Zwischentöne lockerten das Werk auf: Kein Zweifel – der begnadete Virtuose Kalfus, der seit 1979 international auftritt und Gastspiele bis nach Südafrika und Japan absolvierte, hatte die Vleugels-Orgel voll unter Kontrolle.
Das unterstrich er eindrücklich bei „Fantasia II“ und „Moto ostinato“ aus der „Sonntagsmusik“ des tschechischen Komponisten Petr Eben. Gut möglich, dass beide der gleichsam imposanten Werke schon einmal im Erftaldom zu hören gewesen sind: Nur wenige Jahre vor seinem Tod im Jahr 2007 hatte Petr Ebens letztes Auslandskonzert ihn nach Hardheim geführt – manch älterer Besucher erinnerte sich vielleicht. Musikalisch gab es ein echtes Erlebnis: Die „Fantasia II“ erwies sich als zum Träumen schön, ehe das opulente Stück „Moto ostinato“ seinem Namen alle Ehre bereitete: Das sich stetig wiederholende „ostinato“-Motiv holte die „Fantasia“-Traumtänzer majestätisch wieder zurück ins Konzertgeschehen: Aber ja doch!
Mit zwei im Verhältnis ruhigen Stücken beschloss Jan Kalfus, der als Professor der Abteilung Orgel am Prager Konservatorium und als Organist an der Karls-Universität Prag tätig ist, den Abend: Das „Seefelder Präludium“ des Österreichers Thomas Daniel Schlee sorgte ebenso wie das kurze, gefühlvolle Finale der Sonate d-Moll (No. 1, op. 42) nach Alexandre Guilmant für einen gediegenen Ausklang. Im Kontrast dazu stand eine äußerst flinke Zugabe. Auch diese meisterte Kalfus ganz hervorragend.
Info-Kasten: Die nächsten Orgelkonzerte in St. Alban finden am 12. März 2023 („Via dolorosa“ mit Georg Koch, Mühlhausen/Singen) und am 25. Juni 2023 („Wind von Osten" mit Keiko Inoe, Tokio) statt. Ein weiteres Konzert zum Thema „Orgel & Dudelsack" ist geplant, aber noch nicht festgesetzt.
adb
Autor:Bernhard Berberich aus Hardheim |
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