3. Sinfonie von Anton Bruckner
Hansjörg Albrecht zog alle Register
Ein musikalisches Novum erfuhr, wer am Sonntag, 20.02.2022 das Orgelkonzert „Klangkathedralen“ im Erftaldom St. Alban besuchte: Hansjörg Albrecht (München) bewältigte mit viel Gefühl die vor Ort noch nie dagewesene Anzahl von 517 Registerwechseln. Somit zog er buchstäbliche alle Register der Vleugels-Orgel. Zum Programm gehörten Werke von Anton Bruckner (1824-1896) und Richard Wagner (1813-1883).
Für den Freundeskreis „Erftaldomorgel“ begrüßte Bernhard Berberich das Publikum. Er freute sich über den Besuch des Organisten, da das Konzert pandemiebedingt gleich mehrfach verschoben werden musste. In eigener Sache rief er auf zum Gedenken an den kürzlich verstorbenen Hans Theodor Vleugels, ehe Hansjörg Albrecht eine fachkundige wie kurze Einführung vornahm. Der Abend verfolge das Ziel, die musikalischen Gegensätze Bruckners und Wagners, die sich 1865 kennen gelernt hatten, auf einen Nenner zu bringen. Was folgend zweifelsohne gelang: Zwar sah das Programm lediglich zwei Beiträge vor, doch hatte es der Erste bereits in sich. Es handelte sich dabei um die Ouvertüre aus Richard Wagners „Meistersingern“, deren mystische Erhabenheit im fast gänzlich abgedunkelten Erftaldom vom ersten Akkord an beeindruckte. Ambiente und Musik schufen ein eigenwilliges, am ehesten als „würdig“ zu bezeichnendes Ambiente. Mit fingerflinker Leichtigkeit verlieh der auch als Dirigent tätige Hansjörg Albrecht der anspruchsvollen Komposition ein mitreißendes Flair. Kunstvolle, geradezu verspielt anmutende Passagen konkurrierten mit strengen, dominanten Obertönen.
Das war jedoch erst der Einstieg: Auch der zweite Beitrag des Konzerts ließ aufhorchen – nicht nur aufgrund seiner nicht alltäglichen Länge: Die Version von Anton Bruckners Sinfonie Nr. 3 in d-moll (WAB 103) nahm eine gute Stunde in Anspruch. Langweilig wurde dem geneigten Publikum jedoch keinesfalls: Dereinst Richard Wagner gewidmet, weist das 1873 komponierte Werk zahlreiche zum Teil durchaus bemerkenswerte musikalische Ausrufezeichen auf. Diese beherrschte Hansjörg Albrecht glänzend: Der Maestro bewältigte glänzend den Wechsel zwischen friedlich-sanften Tönen und geradezu berserkerhaftem Donnern – kein Zweifel, hier war ein echter Könner seines Faches am Werk. Der freilich das Maximum aus der „Königin der Instrumente“ herauszuschöpfen vermochte: Die Orgelfassung von Erwin Horn (Würzburg) sorgte mit ihrer Dramatik für starke Gefühle im Erftaldom.
So verstand sich der reiche Beifall von selbst. Das Fazit war klar: Einmal mehr bildete die Vleugels-Orgel das musikalische Herzstück eines Konzertabends, der musikalisch und künstlerisch höchsten Ansprüchen genügte. Nicht nur bekennende Wagnerianer dürften die „Klangkathedralen“ genossen haben.
Text: Adrian Brosch
Info-Kasten: Das nächste Orgelkonzert findet am Sonntag, 17. Juli, um 18 Uhr statt. Patrick Gläser führt das Programm „Orgel rockt“ mit Rock, Pop und Filmmusik auf. Mehr dazu im Internet: www.erftaldomorgel.de.
Autor:Bernhard Berberich aus Hardheim |
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