Der Odenwald weist eine Vielzahl von Kirchen und Kapellen auf, die als mittelalterliche Wallfahrtsstätten angesprochen werden. Ihre Erforschung begann in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Rahmen der älteren Historiografie und Landesbeschreibungen durch Daniel Schneider, Ignatius Gropp und Ludwig Gottfried Klein. Allerdings beschränkten die drei die Anerkennung als „heilige Quellen“ lediglich auf fünf Plätze: den Leonhardshof bei Falken-Gesäß, Schöllenbach, Hesselbach und den Amorsbrunn im Hinteren Odenwald sowie Neunkirchen im Vorderen Odenwald. Dass man aber aufgrund der Dichte der Wallfahrtsstätten im Odenwald geradezu von einer mittelalterlichen Wallfahrtslandschaft sprechen kann, haben die drei genannten Geschichtsschreiber „übersehen“, erscheint aber mehr als berechtigt.
Der Referent spürt der Entstehung des Odenwälder Wallfahrtswesens nach und zeigt den Ursprung der zahlreichen Wallfahrtsorte als Herleitung aus frühen Einsiedeleien in entlegenen Odenwaldtälern in Quellennähe bzw. aus der direkten Verehrung von wundertätigen Quellen („Heilquellen“), die mit dem dazugehörigen Kirchenbau eine sakrale Einheit bilden. Ebenso beleuchtet er das Ende der Pilgerstätten und thematisiert die tiefgreifende Funktionsänderung der „heiligen Gesundbrunnen“ nach der Reformation. Denn mit der Einführung des lutherischen Glaubens im erbachischen Odenwald sind mit den Wallfahrtsstätten zwar die alten Wasserkulte untergegangen, aber die ehemals als heilkräftig angesehenen Quellen dienen immer noch nützlichen Zwecken.
Anmeldung: anmeldung@michelstadt.de oder 06061-74620
Kosten: 3 Euro
Ort: Foyer der Odenwaldhalle
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.