CSU: „Wo hakt es wirklich?“ Videokonferenz mit VertreterInnen aller Schularten im Landkreis Miltenberg zum Digitalisierungsstand
AK: Schule, Bildung und Sport (CSU): „Wo hakt es wirklich?“

Kreis Miltenberg. Vertreterinnen und Vertreter aller Schularten im Landkreis Miltenberg sowie mehrere Bürgermeister mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Gemeindetages Dietmar Fieger an der Spitze konnte Christian Schreck – Arbeitskreis Schule, Bildung und Sport – am Dienstag zur Videokonferenz zum Thema „Digitalisierung an Schulen – Wo hakt es wirklich?“ begrüßen. Mit dabei war ebenfalls Landtagsabgeordneter Berthold Rüth, Mitglied des Bildungsausschusses des Bayerischen Landtags.

Gerade in Corona-Zeiten kommt der möglichst schnellen und umfassenden Digitalisierung der Schulen eine ganz besondere Bedeutung zu, so Christian Schreck. Dies gilt insbesondere dann, wenn aus Quarantänegründen der Unterricht nur online erfolgen kann. Im Sinne der Schülerinnen und Schüler solle hier eine möglichst gute und umfassende Versorgung der Schulen sichergestellt werden. Zweck der Veranstaltung sei es, zu erfahren, wo bei den Schulen und insbesondere auch bei den Lehrkräften bei der Digitalisierung der Schuh drücke. Nach einer kurzen Vorstellung zum Stand des Digitalisierungsgrades in den verschiedenen Schultypen Mittelschule, Realschule und Gymnasium sowie Berufsschule stellte sich schnell heraus, dass, unabhängig von der Schulart, noch weitere Verbesserungen geboten sind.

Einig war man sich darüber, dass die vom Freistaat Bayern zur Verfügung gestellten Geldern wirkungsvoll unterstützen. Die große Mehrheit der Lehrkräfte hat sich mit der Digitalisierung arrangiert, verfügt dank intensiver Nutzung der angebotenen Fortbildungen über den erforderlichen Kenntnisstand und leistet sehr engagierte und professionelle Arbeit. Allerdings stelle vor allem die Betreuung der schulischen Netzwerke und der Hardwarekomponenten eine gewaltige Zusatzaufgabe zusätzlich zum normalen Unterricht dar. Wo Unternehmen IT-Fachleute einsetzen, müssen nicht in Informatik ausgebildete Lehrkräfte für die Schule Sytem- und Administratorentätigkeiten - oftmals in ihrer Freizeit - übernehmen, da die für diese Tätigkeiten vorgesehenen Stunden bei Weitem nicht ausreichen.

Auch die umfangreiche Bürokratie, die langwierigen Abstimmungs- und Vergabebeschlüsse zur Beschaffung der erforderlichen Ausrüstung mit dem Sachaufwandsträger, dem Landkreis oder den Kommunen, erfordere viel Zeit, die man eigentlich nicht hat. Die Beschaffung selbst gestaltet sich zudem sehr schwierig angesichts des leergefegten Markts für geeignete Laptops und Rechner.

Die Schülerinnen selbst, so eine Lehrkraft, haben sich mit dem digitalen Unterricht arrangiert. Es gilt nun, ihre bereits vorhandenen digitalen Kenntnisse medienpädagogisch weiter zu entwickeln – auch unabhängig von Corona in der Zukunft. Als sehr wichtig erachteten es die Lehrkräfte, dass man den Grad der Digitalisierung an Schulen auch nach Corona konsequent vorantreibe. Das jetzt Erreichte sei angesichts der Schnelllebigkeit der Informationstechnologie nichts Dauerhaftes, sondern müsse permanent auf dem neuesten Stand gehalten werden. Dazu sei es auch sehr hilfreich, wenn jeder Landkreis ein eigenes Rechenzentrum erhalte, um die langfristige Unterstützung der Schulen sicherzustellen.

Berthold Rüth verwies darauf, dass seitens des Bundes 500 Mio. Euro bereitgestellt werden, wovon 70 Mio. Euro auf den Freistaat Bayern entfallen. Damit solle sichergestellt werden, dass die aktuellen Systembetreuer an den Schulen professionelle Unterstützung erhalten und LehrerInnen wieder ihre eigentliche Tätigkeit, das Unterrichten, ausüben können. Auf seine Frage, ob die Schulen mehr finanzielle Freiheiten für wünschenswert sähen, war die Haltung der SchulvertreterInnen einheitlich. Alle würden es sehr begrüßen, wenn die Schulen ein eigenes Budget in Eigenverantwortung erhielten, mit dem sie schnell und ohne umfangreiche bürokratische Abstimmungsprozesse die für die jeweilige Schule erforderlichen Anschaffungen tätigen könnten. „Unsere Schulen sind sehr unterschiedlich und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Gleichschaltung bringt da nichts, sondern verzögert alles unnötigerweise“, so ein Teilnehmer.

Abschließend dankte Rüth dem Arbeitskreis Schule für die Initiative zur Videokonferenz, denn das Thema "Digitalisierung an den Schulen" ist für eine gute Zukunft unseres Bildungssystems von herausragender Bedeutung. Bereits am 23. Juni 2020 habe daher das Bayerische Kabinett beschlossen, diese konsequent auszubauen. So gebe es ein neues Sonderprogramm über 78 Millionen Euro für den Kauf von digitalen Leihgeräten. Der Minister hat alle Sachaufwandsträger angeschrieben und ihnen mitgeteilt, wie viel Geld sie bekommen. Von diesem Programm wird auch bereits rege Gebrauch gemacht. Aus dem Digitalpakt, der von 2019 bis 2024 gilt, stehen 778 Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln gilt es, die digitale Infrastruktur auszubauen, WLAN zu optimieren, Schulhäuser zu vernetzen, Glasfaseranschlüsse zu schaffen und das digitale Klassenzimmer auszubauen. Bayern hat seit 2018 zusätzlich 212 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, darunter 150 Millionen Euro für das digitale Klassenzimmer und 35 Millionen Euro für berufsqualifizierende Schulen. Außerdem stehen 27 Millionen Euro für die Lehrerbildung zur Verfügung, damit die Lehrkräfte mit diesem Thema auf Augenhöhe mitwachsen.

Abschließend betonten die teilnehmenden Lehrkräfte nochmals, dass die drängendsten Probleme die Reduktion der Bürokratie, die zügige Beschaffung des erforderlichen Equipments und eine wirkungsvolle Unterstützung der Schulen vor Ort bei der praktischen Umsetzung bildeten und baten Rüth, dies als „Hausaufgabe“ mit nach München zu nehmen.

Autor:

Christian Schreck aus Eschau

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