Gedenkkoffer enthüllt
Eschau erinnert an die Deportation jüdischer Mitbürger Gedenkkoffer enthüllt

Mit einer Feierstunde in der Elsavahalle hat der Markt Eschau an die Deportation der jüdischen Mitbürger Jette Marx (1858 bis 1943), genannt Jendele, Lina Mosbacher (1872 bis 1942), Gustav Wolf (1879 bis 1942) und Flora Wolf, geborene Reis (1886 bis 1942) erinnert, die in Eschau und Sommerau wohnten. Sie wurden von Würzburg aus in Vernichtungslager deportiert und dort ermordet. Im Anschluss an die Feierstunde wurde vor der Elsavahalle ein von der Eschauer Künstlerin Karin Günther gestalteter Gedenkkoffer enthüllt.

Erster Bürgermeister Gerhard Rüth führte aus, dass am Würzburger Hauptbahnhof 2020 die Gedenkstätte „DenkOrt Deportationen 1941 – 1944“ eröffnet wurde. Auch der Markt Eschau wurde um Unterstützung für dieses Projekt gebeten. Eschau gehört zu den 109 unterfränkischen Kommunen, in denen es in den Jahren 1932/33 eine jüdische Gemeinde mit Synagoge oder Gedenkstätte gab. Der Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales habe sich im Oktober 2020 einstimmig für eine Projektbeteiligung ausgesprochen. Benita Stolz, Erste Vorsitzende des Vereins „DenkOrt Deportation e.V.“ schilderte die Entwicklung vom ersten Weg der Erinnerung der Deportation vom Platz`schen Garten bis zum Bahnhof Aumühle, von wo die Juden deportiert wurden. Sie erläuterte, dass jedes am Würzburger Hauptbahnhof aufgestellte Gepäckstück stellvertretend für eine unterfränkische Gemeinde stehe, aus denen die jüdischen Bewohner grausam vertrieben und in den Tod geschickt wurden. „Der Holocaust lasse sich nicht darstellen, aber mit Symbolen könne man sich ihm annähern“, so Benita Stolz. Riccardo Altieri, Leiter des Johanna-Stahl-Zentrums Würzburg stellte die Datenbank „Jüdisches Leben in Unterfranken“ vor, auf der man sich online unter der Adresse www.juedisches-unterfranken.de informieren könne.

Karin Günther erläuterte, dass die Deportationen nur der vorläufige Endpunkt jahrelanger Unterdrückung und Schikane gewesen sei. Spätestens als die jüdischen Menschen gezwungen wurden, ihre Wohnungen zu verlassen und nur ein einziges Gepäckstück mitnehmen zu können, musste ihnen bewusst geworden sein, dass dies der endgültige Abschied von der Heimat sein würde. Ihr persönlicher Wunsch zu ihrem Kunstwerk sei: „Es soll nicht aufhören zu schreien“. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Jessica Polataitchouk an der Violine und Eva-Maria Völker am Keyboard. Unter anderem spielten sie die Filmmelodie von „Schindlers Liste“. Die Schüler der achten Klasse der Valentin-Pfeifer-Mittelschule Eschau verlasen die Namen der ermordeten Menschen.

Autor:

Markt Eschau aus Eschau

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