„Bürgerarchäologie“
Grabung soll mehr Licht in Dorfprozeltener Geschichte bringen

Grabungsleiter Harald Rosmanitz (rechts) erklärt den Gästen, wie die Grabung am Lufthof vor sich geht. | Foto: Winfried Zang
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  • Grabungsleiter Harald Rosmanitz (rechts) erklärt den Gästen, wie die Grabung am Lufthof vor sich geht.
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Aus alten Karten und historischen Texten geht hervor, dass es einst hoch über Dorfprozelten den Lufthof gab, einen Versorgungsbetrieb für die Kollenburg. Eine archäologische Grabung unter Anleitung von Harald Rosmanitz und Christine Reichert, beide vom Archäologischen Spessartprojekt“, soll nun weitere Details zur Geschichte dieses Hofes bringen. Diese „Bürgerarchäologie“ – auch Open Dig genannt –, wird über die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Main4Eck aus EU-Mitteln mit 13.000 Euro gefördert.

Angeregt worden war die Grabung vom örtlichen Heimat- und Geschichtsverein, der schnell die Gemeinde Dorfprozelten in Person von Bürgermeisterin Elisabeth Steger für das Vorhaben gewann. Die übernahm die Trägerschaft für das LEADER-Projekt „Archäologische Grabung am Lufthof Dorfprozelten“. Weitere Mittel wurden zudem über das Regionalbudget der Südspessart-Allianz für das begleitende pädagogische Konzept generiert.

Dank der Mithilfe vieler Behörden, darunter die Untere Denkmalschutzbehörde am Landratsamt Miltenberg und die Bayerischen Staatsforsten, habe man die Grabung mit leichter Verzögerung am Montag dieser Woche beginnen können, freute sich Harald Rosmanitz beim offiziellen Startschuss am Mittwoch, 19. Juni im Beisein mehrerer Gäste von Gemeinde, Staatsforsten, LAG, Südspessart-Allianz, Landratsamt sowie Heimat- und Geschichtsverein.

Der Archäologe erklärte vor Ort, was mit der Grabung unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, aber auch mehreren Schulklassen erreicht werden soll: Zum einen soll das kulturhistorische Erbe der Region gesichert und erlebbar gemacht werden, aber es gehe auch darum, die Bedeutung dieses Erbes allen Interessierten, egal ob jung oder alt, nahezubringen. Und wie ginge das besser als bei der direkten Einbeziehung beim Graben unter fachmännischer Anleitung.

Bürgermeisterin Elisabeth Steger glaubt an ein „ganz tolles Projekt“ und zeigte sich ganz fasziniert davon, welche Schlüsse Archäologen aus den gefundenen Gegenständen ziehen könne. Wolfgang Heim, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, mutmaßte, dass man nach ein paar Monaten Grabung möglicherweise ein Stück Dorfprozeltener Geschichte neu schreiben müsse. Matthias Harth (Bayerische
Staatsforsten) versicherte, dass die Staatsforsten das Projekt gerne unterstützen und dass man auch im Vorfeld schon aktiv war – etwa mit der Entnahme einiger Bäume, damit das Camp sicher ist. Die Organisation im Vorfeld der Campeinrichtung sei hervorragend gewesen, bestätigte Harald Rosmanitz.

Man werde nicht die komplette Lufthof-Fläche von 1.000 Quadratmetern umgraben, versicherte er, vielmehr gehe es darum, „minimalinvasiv“ zu arbeiten, ohne allzu tief in den Boden einzudringen. Es sei ungewöhnlich, wie viele Gegenstände man bereits nach drei Tagen und dicht unter der Oberfläche geborgen habe und welche Schlüsse man daraus ziehen könne, zeigte sich der Archäologe begeistert. So könne man beispielsweise Kacheln und Scherben entnehmen, dass das Fachwerkhaus, in dem sie gefunden wurden, irgendwann zwischen 1300 und 1355 einmal niedergebrannt ist. Für solche Brände gebe es viele denkbare Ursachen, erklärte Rosmanitz, möglicherweise stehe der Brand aber auch mit einem Feldzug in Zusammenhang, bei dem zwei Adelshäuser um das Erbe der Herren von Rieneck gekämpft hatten.

Was gefunden wurde und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind, soll am Ende der mehrmonatigen Grabung der Öffentlichkeit mitgeteilt werden. Bereits beim Grabungsfest im Juli können sich die Gäste ausführlich informieren, kündigte Rosmanitz an, der auch Schulklassen als Grabungshilfe erwartet. „Archäologie ist Öffentlichkeit“, findet er und fordert alle Interessierten auf, während der Grabungszeiten zu kommen und sich zu informieren. Nur außerhalb dieser Zeiten darf das Grabungsgelände nicht betreten werden, damit nicht wichtige Grabungsabschnitte gedankenlos zerstört oder beschädigt werden.

Einige Holzreste aus dem einst abgebrannten Fachwerkhaus, das später wiederaufgebaut wurde, will der Grabungsleiter zudem von Experten dendrochronologisch untersuchen lassen, um genauere Zeitabschnitte definieren zu können. Wenn die Grabung im Oktober abgeschlossen ist, wird die gesamte Fläche wieder zugeschüttet, kündigte Rosmanitz an, das Gelände könnte dann als Bodendenkmal klassifiziert werden. Entscheiden müsse dies aber die Untere Denkmalschutzbehörde, die in Person von Silvia Pirrone vor Ort war.

Gegraben wird jede Woche von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, Interessierte können sich beim Heimat- und Geschichtsverein, Telefon: 09392/7352, Internet: www.heimat-geschichtsverein-dorfprozelten.de, schlau machen und sich für aktive Grabungsmitarbeit anmelden.

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