Zentralgewerbeschule Buchen
"Tragweite wird wohl erst später erfasst"

Gleich vier Kollegen konnte der Schulleiter der Zentralgewerbeschule, Konrad Trabold, zum Ende dieses Schuljahres in den Ruhestand entlassen: Hans-Peter Mohr, Hubert Saur, Erich Gramlich und Joachim Breunig. Alle vier Kollegen waren für jeweils ihren Bereich prägend, so dass die Schule die „Tragweite wohl erst so richtig erfassen wird, wenn die Sommerferien vorbei sind und sie nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz“ sind, so Herr Trabold.
Der Sonderpädagoge Hans-Peter Mohr kam erst mit dem Schuljahr 2013/14 an die ZGB, da im Zuge der Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention die Inklusion von Menschen mit Behinderung sowie die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern die Einrichtung eines sonderpädagogischen Dienstes an den drei beruflichen Schulen in Buchen und Walldürn erforderte. Herr Mohrs Aufgabe war es, die Schüler zu diagnostizieren, mögliche Fördermaßnahmen zu entwickeln und mit allen Beteiligten abzustimmen.
Bevor Herr Mohr an die ZGB kam, konnte er schon auf eine abwechslungsreiche Biografie zurückblicken, die die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems belegt. Nach dem Besuch der Zweijährigen Berufsfachschule in Mosbach und der an der Berufsoberschule erworbenen Studienberechtigung folgte eine Ausbildung zum Elektroinstallateur in Seckach und an der ZGB. Nach einer dreijährigen Tätigkeit schloss sich ein pädagogisches Studium für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen (Fächer: Deutsch, Technik, katholische Religion) an. Gleich im Anschluss erfolgte das Studium der Sonderpädagogik mit den Förderschwerpunkten Lern- und Geistigbehindertenpädagogik.
Der „Ur-Odenwälder“ Erich Gramlich wurde 1954 in Unterneudorf geboren und absolvierte später eine Ausbildung zum Elektromechaniker bei der Firma Göttfert in Buchen. Während dieser Ausbildung gab es auch den ersten Kontakt zur ZGB und auch zu Herrn Mohr, denn sie besuchten die gleiche Berufsschulklasse. Anschließend erwarb Herr Gramlich die Fachhochschulreife, um in Karlsruhe Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Energietechnik zu studieren. Als frischgebackener Diplom-Ingenieur ging Herr Gramlich an die Technische Hochschule in Darmstadt und studierte dort das Lehramt für berufliche Schulen („Elektrotechnisches Gewerbe“ sowie „Rechts- und Wirtschaftskunde“). Nach dem Referendariat wechselte Herr Gramlich 1982 an die private Fachschule für Technik - dem „DAG-Technikum“ in Würzburg.
Der Wechsel an die ZGB erfolgte dann im Zuge des Aufbaus des Technischen Gymnasiums 2004. Hier unterrichtete Herr Gramlich vor allem Elektrotechnik, aber auch Automatisierungstechnik an der „Fachschule für Technik“. Was dann folgte ist typisch für das berufliche Schulwesen: die Berufung in Prüfungsausschüsse der IHK und der Handwerkskammer, die Erwachsenenbildung in Meistervorbereitungskursen und eine Vielzahl von Fortbildungen, um das Wissen auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. 2007 wurde Herrn Gramlich die Leitung der Fachabteilung Elektrotechnik übertragen. Hierbei war ihm besonders der enge Austausch mit den Ausbildungsbetrieben wichtig. Er betreute auch insgesamt 14 Jahre das Projekt „Metall-Elektro“, bei dem Auszubildende eine komplexe Projektaufgabe innerhalb von zwei Wochen zu bearbeiten haben. Diese Projekte waren, nach Worten von Herrn Trabold, „für die Zukunftsfähigkeit der Auszubildenden fast noch wichtiger als die Abschlussprüfung“, denn „neben dem Zeitdruck, mussten sie im Team mit betriebsfremden Personen zusammenarbeiten, Schnittstellenaufgaben in der Firma bspw. zum Einkauf, zu Konstruktion und Entwicklung, zum Lager und zur Produktion bewältigen.“
Erich Gramlich bleibt seinen Schülern und Kollegen aber auch deswegen in Erinnerung, weil er über enorme regionale Kenntnisse verfügt. So konnte er Verwandtschaftsbeziehungen von Kollegen offenlegen, die diesen selbst nicht bewusst waren und im Kollegium hält sich die Überzeugung, „der Erich kennt jeden Obstbaum im Neckar-Odenwald-Kreis“.
Auch Hubert Saur wurde 1954 geboren und auch er ist ein Kind der Region (Höpfingen). Ebenso wie Herr Mohr und Herr Gramlich besuchte er als Berufsschüler die Zentralgewerbeschule in Buchen, allerdings im Bereich der Holztechnik. Nach der Gesellenprüfung arbeitete Herr Saur weiter als Tischler bei der Firma Bermayer in Hardheim. Ab 1978 besuchte er die Fachschule für Holztechnik in Stuttgart, die er als staatlich geprüfter Techniker abschloss. Es folgte die erste Stelle als Technischer Lehrer in Ludwigsburg. Als dann an der ZGB in Buchen 1982 ein Schreiner gesucht wurde, ergriff Herr Saur diese Chance. An der ZGB war Herr Saur die Konstante in der Fachabteilung: stets bereit, neue Aufgaben zu übernehmen, einzuspringen, wenn Not am Mann war, und stets hilfsbereit, wenn irgendetwas repariert werden musste. Auch in den Schulgebäuden werden noch lange zahlreiche Möbel und Einbauten zu sehen sein, deren Erstellung in der Hand von Herrn Saur lag. Zudem war er ebenfalls in Prüfungsausschüssen aktiv, hielt zahlreiche Meistervorbereitungskurse ab und besuchte eine Vielzahl von Fortbildungen.
Mit Studiendirektor Joachim Breunig verlässt zudem ein Teil der Schulleitung die ZGB, der „als Abteilungsleiter, als Lehrer und als Mensch ein Vorbild für uns alle“ war und der die Schule „sehr maßstäblich und nachhaltig geprägt hat“.
Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Walldürn begann Herr Breunig in Stuttgart ein Studium der Fächer Maschinenbau sowie Volks- und Betriebswirtschaftslehre. 1975 gab es dann den ersten Kontakt mit der ZGB, als er hier ein Schulpraktikum absolvierte. Zum Referendariat verschlug es ihn nach Leutkirch. 1980 begann dann seine Lehrertätigkeit an der ZGB. Zu seinen unterrichtlichen Schwerpunkten entwickelten sich die Handhabungs- und Automatisierungstechnik (z.B. Robotertechnik) sowie die Qualitätstechnik in der Technikerschule.
Wie auch Herr Gramlich und Herr Saur war Herr Breunig in der Erwachsenenbildung, bei Meistervorbereitungskursen und in Prüfungsausschüssen tätig. Zudem war er Mentor für zahlreiche Referendare.
Zusätzlich zu dem hohen Engagement für den Unterricht hat sich Herr Breunig auch schon früh und mit großem Einsatz um Schulführungsaufgaben gekümmert. Im Jahr 1992 übernahm er die Leitung der Fachabteilung Metalltechnik; im gleichen Jahr wurde er auch Mitglied der Schulkonferenz.
Zu Beginn des Schuljahrs 2003/04 wurde ihm die Leitung der Abteilung I Metall- und Elektrotechnik mit zweijähriger Berufsfachschule und Technikerschule, der größten Abteilung der Schule, übertragen. In dieser Funktion kümmerte er sich darum, dass „der Laden läuft“ und stand dabei an der Schnittstelle zwischen Schulleitung, Lehrkräften und Lernenden. Alle, die sich mit einem Anliegen an ihn wandten, konnten sich in guten Händen wissen. „Mit deiner Einsatzbereitschaft, Effektivität, Sorgfalt, Menschlichkeit und Zuverlässigkeit hast du Maßstäbe gesetzt und warst Vorbild für uns alle!“, so der Schulleiter in seiner Würdigung von Herrn Breunig.
Den Dankesworten des Schulleiters schlossen sich jeweils auch mit sehr kreativen Beiträgen und Geschenken die zugehörigen Fachabteilungen der künftigen Pensionäre sowie der örtliche Personalrat an.

Foto: Ihrig
Das Bild zeigt (v.l.n.r.) Hans-Peter Mohr, Hubert Saur, Joachim Breunig, Erich Gramlich und Schulleiter Konrad Trabold.

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