Bezirksmuseum Buchen
"Hiwwe wie driwwe" - Odenwälder Spuren in Pennsylvania
Wer seine eigene Kultur „verstehen will, sollte nach Pennsylvania in die USA reisen, denn dort hat sich die Sprache und die Kultur erhalten, die hierzulande meist vergessen ist“, so Dr. Michael Werner in seiner musikalischen Lesung in der Aula des Burghardt-Gymnasiums Buchen.
Um religiöser Verfolgung zu entgehen, aber auch wegen der Aussicht auf ein besseres und freieres Leben, wanderten vor allem im 18. Jahrhundert Mitglieder verschiedener protestantischer Glaubensrichtungen nach Pennsylvanien aus. Viele stammten aus der historischen Kurpfalz, aber auch aus dem kargen Odenwald sind viele nach Amerika aufgebrochen. Weil in den Siedlungsräumen in der „neuen Welt“ die deutschen Dialektsprecher die Mehrzahl stellten, entstand aus der Vielzahl der deutschen Dialekte eine neue Sprache, das „Pennsylvanisch-Deitsch“. Diese Sprache konservierte über Jahrhunderte viele bei uns ausgestorbene Wendungen, Worte und Bräuche. Sich damit zu beschäftigen, ist Passion des Sprachwissenschaftlers Michael Werner, der über die deutsch-pennsylvanischer Verflechtungen schon zahlreiche Bücher geschrieben, maßgeblich an zwei Kinofilmen zum Thema mitgewirkt hat und die transatlantische Zeitschrift „Hiwwe wie driwwe“ herausgibt.
Bei dem von Dr. Isabell Arnstein initiierten Abend machte sich Herr Werner auf die Jagd nach der „Elwetritsche“ und zeigte dabei in Liedern und Anekdoten, wie sich kulturelle Muster in Pennsylvania bewahrten, die bei uns schon häufig vergessen sind. In Deutschland kennen wir noch als Schreckgestalt den „Butzenmann“ aus dem Kinderlied. Im landwirtschaftlich geprägten Pennsylvania ist die Figur, die einer strohgefüllten Vogelscheuche ähnelt, gegenwärtiger und wird jährlich an „Maria Lichtmess“, dem „Grundsautag“, am 02. Februar aus vorjährigem Stroh gebaut. Diese Figur wird dann, so der Glaube, von einer Gottheit beseelt, die das Feld vor bösen Einflüssen schützen soll. Im Herbst lässt man dann einen Teil des Feldes stehen, damit sich die Gottheit darin zurückziehen kann. Bis Ende Oktober wird der „Butzenmann“ dann verbrannt, weil am 1. November die „wilde Jagd“ beginnt, bei der die germanischen Götter über den Himmel ziehen.
In Liedern wurde das „pennsylvaanisch Land, wie schee“ besungen oder das Schicksal des „bucklich Tschaak“, der in Carbondale sein ganzes „Lewe in die Meind“ (Miene) verbracht hat. Ein Lied galt auch dem Gericht „Buhnesupp un Latwarickbrot“, das „die Deitsche ihre Freed“ ist. Latwerge kennen wir auch im Odenwald.
Bild: Martin Strittmatter
Dr. Michael Werner, Dr. Isabell Arnstein, der stellvertretende Schulleiter des BGB Achim Wawatscheck und Christian Speidel, der im Herbst mit seinen Schülern die Partnerschule des BGB in Pennsylvania besucht.
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