375 Jahre nach Ende des 30-jährigen Krieges
1.600 Jugendliche singen Friedensbotschaft
Buchen. 1.600 junge Sängerinnen und Sänger trafen sich unter dem Leitwort „Gib Frieden“ drei Tage in Münster, um gemeinsam zu singen, zu feiern und für den Frieden zu beten. Vor 375 Jahren wurde in Münster und Osnabrück der Dreißigjährige Krieg beendet. Die Kriegshandlungen und die durch sie verursachten Hungersnöte und Seuchen hatten ganze Landstriche verwüstet und entvölkert. In Teilen Süddeutschlands überlebte nur ein Drittel der Bevölkerung.
Freitagmorgen um 8:30 Uhr wurde noch in Buchen das eindrückliche Mottolied angestimmt und danach bestiegen über 30 Teilnehmende mit ihrem Chorleiter Kirchenmusiker Horst Berger und Betreuende den Bus zur Abfahrt.
In Münster angekommen erklangen am Nachmittag bei der liturgischen Eröffnung im übervollen St.-Paulus-Dom die ersten vielstimmigen Lieder und bei vielen erzeugte der so unbeschreibliche Klang der ausgebildeten jungen Stimmen die ersten Gänsehautmomente.
Nahtlos ging es in die Probe für den Abschlussgottesdienst über und mit dem betont langsamen Abendlied der kath. Weltkirche „Bevor des Tages Licht vergeht“ endete das Programm im Zentrum von Münster. Übernachtet wurde in Klassenzimmern der Friedensschule.
Am Samstagmorgen eröffnete der Jugendchor St. Oswald Buchen das Programm auf der Bühne am Überwasserkirchplatz. Die Mischung aus modernen Gospels z.T. mit Bodypercussion und Pop Songs lies so manchen Passanten innehalten und am Ende waren auch mehrere teilnehmende Chöre unter den Zuhörern. Unter anderem der Jugendchor aus Miltenberg mit dem im Anschluss weitere Begegnungsmöglichkeiten ausgetauscht wurden.
Äußerst eindrücklich war das Friedensgebet am Nachmittag in der Martinikirche. Clemens Lübbers, Geistlicher Beirat der Pueri Cantores im Bistum Münster erzählte in seiner Predigt bewegend von Malala Yousafzai. Die junge Pakistanerin setzte sich bereits als Kind für das Recht auf Bildung für alle Kinder ein. Im Alter von 15 Jahren schoss ihr ein Taliban in den Kopf, um ihre Stimme zum Schweigen zu bringen. Sie überlebte knapp, bekam den Friedensnobelpreis und hielt eine Rede vor der UN Vollversammlung: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern. Ich wünsche mir Bildung für die Söhne und Töchter der Taliban und aller Terroristen und Extremisten. Ich hasse nicht einmal den Taliban, der auf mich geschossen hat.“ „Morgen werden alle Kinder der Welt den Frieden Gottes singen“, das war die Vision des Gründers der Pueri Cantores Abbé Maillet. Mit dem Anliegen, die Musik als Stimme des Friedens über alle Grenzen hinweg zu erheben, startete die Bewegung der Pueri Cantores gleich nach dem 2. Weltkrieg.
Weiter ging das Programm am Nachmittag mit dem offenen Singen mit allen Chören am Überwasserkirchplatz und der Chorparty am Abend im Jovel, dem größten Club der Stadt. Nach einigen Programmpunkten und Spielen übernahm ein DJ den Dancefloor und die Jugendlichen feierten in ausgelassener Stimmung. Beinahe gelang es dem befreundeten Chor aus Wurmlingen das Banner des Jugendchores St. Oswald zu entwenden. Doch aufmerksame Buchener konnten den geplanten Streich vereiteln.
Mit einem festlichen Gottesdienst hat am Sonntagvormittag das bundesweite Jugendchorfestival des Verbandes „Pueri Cantores“ in Münster geendet. Mit Blick auf das 375-jährige Jubiläum des Westfälischen Friedens und auf den aktuellen Ukraine-Krieg fragte Bischof Genn, wie trotz tiefer Verletzungen nach einem Krieg Frieden gelingen und was man selbst dazu beitragen könne.
Am Ende des Gottesdienstes ermutigte Matthias Balzer, Vize-Präsident des Chorverbands Pueri Cantores Deutschland die jungen Sängerinnen und Sänger: „Lasst nie in euren Herzen die Flamme der Hoffnung erlöschen, dass wir uns wiedersehen, dass Friede keine Utopie ist, sondern Wirklichkeit werden kann und dass das Lied der Pueri Cantores in der ganzen Welt erklingt“. Begeisterter Applaus antwortete ihm und erklang zum Auszug noch einmal, begleitet vom fröhlichen Schwenken der Programmhefte und von Jubel – sicht- und hörbarer Ausdruck der Freude, die die jungen Sängerinnen und Sänger an den Festivaltagen gehabt hatten.
Erschöpft und erfüllt in Buchen angekommen dankte Kirchenmusiker Horst Berger der Pfarrgemeinde Buchen und dem Förderverein Kirchenmusik St. Oswald, die diese Fahrt finanziell unterstützen.
Autor:Horst Berger aus Buchen |
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