"Karotten lieben Butter" - Warum Oma´s Küche doch recht hatte
Vortrag von Dr. med. Gunter Frank in Buchen

Dr. Gunter Frank und Waltraud Herberich vom Verein Vitalica Buchen. | Foto: Andrea Kaller-Fichtmüller
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Das Alte Rathaus in Buchen platzte wahrlich aus allen Nähten, so groß waren der Andrang und damit das Interesse am Vortrag von Dr. med. Gunter Frank, der über das Thema Ernährung sprach. Auf Einladung von Vitalica Buchen e.V. – Verein zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge – war der Heidelberger Arzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren in seine Heimatstadt gekommen.

Ganzheitliche Gesundheitsvorsorge

Waltraud Herberich, die Vorsitzende des Vereins, freute sich sehr, dass mit Dr. med. Gunter Frank ein renommierter und bekannter Arzt für das kleine Odenwaldstädtchen gewonnen werden konnte. „Wir sind mächtig froh und stolz, dass Dr. Frank hier referiert. Dass er selbst auch in Buchen geboren wurde, ist das Sahnehäubchen“, erklärte sie. „Unser noch relativ junger Verein, der erst 2015 gegründet wurde, befasst sich mit der ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge und dem Gedanken, dass jeder selbst etwas für seine Gesundheit tun kann. Dazu veranstalten wir unter anderem verschiedene Kurse über beispielsweise Yoga oder Achtsamkeit und eben auch Vorträge, für die wir schon verschiedene Referenten zu den unterschiedlichsten Themen zu Gesundheit und Wohlbefinden gewinnen konnten. Das heutige Thema Ernährung interessiert sicherlich jeden.“

Buchautor und Fernsehexperte

Mit Dr. med. Gunter Frank kam ein Referent nach Buchen, der in den Medien kein Unbekannter ist. Als Interviewpartner – beispielsweise für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung – oder als Experte in Fernsehsendungen ist er ebenso bekannt wie als Buchautor von „Schlechte Medizin“, „Gebrauchsanweisung für Ihren Arzt“ oder „Fragen Sie Ihren Arzt – aber richtig!“ – um nur einige zu nennen. Ein Schwerpunkt in seiner Heidelberger Praxis ist neben Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren das Thema Ernährung. Darum ging es auch beim Vortrag in Buchen. Gemeinsam mit den beiden Co-Autoren, der Luxemburger Sterneköchin Léa Linster und dem Evolutionsbiologen Prof. Michael Wink, einer der besten Pflanzen- und Tierkenner, hat Dr. Frank das Buch „Karotten lieben Butter“ herausgegeben, das als Grundlage für seinen Vortrag in Buchen diente.

Verbote und Moralvorstellungen

Mit Ernährung befasst sich Dr. med. Gunter Frank schon länger. „Unsere heutige Ernährung ist geprägt von Verboten und Moralvorstellungen“, sagte Dr. med. Gunter Frank dazu. „Wir beschäftigen uns beim Thema Ernährung viel mehr mit weltanschaulichen Dingen, als dem eigentlichen biologischen Vorgang des Essens. Thesen wie vollwertige Nahrungsmittel, wenig Fleisch oder wenig Fett kommen aus der Weltsicht, nicht aus der Wissenschaft. Und genau hier liegt das Problem.“

Kochen und Zivilisation

Um das zu verstehen, erläuterte Dr. Frank genauer: „Die Evolution hat dazu geführt, dass beim Menschen das Gehirn immer größer wurde und mehr Energie benötigte. Demgegenüber verkleinerte sich das Verdauungssystem, was in der Folge dazu führte, dass sich die Verdauungsleistung verschlechterte. Rohkost konnte somit nicht mehr so leicht verdaut werden. Die Menschen mussten lernen, ihre Nahrung so zuzubereiten, dass sie sie auch verdauen können. So wurden das Kochen und damit die Zivilisation im eigentlichen Sinn erfunden. Das sind biologische Tatsachen, die heute leider allzu gerne ausgeklammert werden.“

Studie ist nicht gleich Studie

Was dies für die Menschen von heute bedeutet, legte Dr. Frank anschließend dar. Zunächst ging er auf die Ernährung ein, wie sich diese noch vor 100 Jahren darstellte. „Damals ging es darum, satt zu werden“, so Dr. Frank. „Hungersnöte waren zu dieser Zeit noch ein Thema.“ Seit Beginn der 50-er Jahre wurde dann vermittelt, dass man es beim Essen mit Gefahren wie zuckerkrank oder Krebs zu tun habe. Während man früher zufrieden war, wenn man gesättigt war, so ging es nun mit Verboten und Moralvorstellungen darum, die Welt zu retten. „Da wird ganz schön viel auf den Teller geladen!“, brachte er es auf den Punkt. In vielen Studien, so Dr. Frank weiter, würden diese Zusammenhänge nicht immer stichhaltig geliefert. „Studie ist nicht gleich Studie!“ Er untermauerte dies anhand vieler Beispiele.

Traditionelles Kochwissen

Hinweise darauf, dass die Menschen mit dem Kochen ihre Ernährung optimierten, finden sich laut Dr. Frank, der es in sehr kurzweiliger und unterhaltsamer Art schaffte, die Aufmerksamkeit der Gäste über den 70-minütigen Vortrag zu fesseln, in allen Kulturen. „Überall gibt es Hinweise, dass kein Vollkorn gegessen, aber gut gekocht wurde. Kochen ist sozusagen eine kulturelle Errungenschaft der Menschheit.“

Genussvoll und bekömmlich

Im letzten Teil seiner Ausführungen appellierte Dr. Frank an die Zuhörer, sich bei der Ernährung wieder mehr auf altes Wissen zu beziehen, mit traditionellem Kochwissen und gesundem Genuss zu beschäftigen und sich bei der richtigen Ernährung auf die biologischen Wurzeln zu besinnen. „Wir sollten wieder lernen, uns genussvoll und bekömmlich zu ernähren, um nach einer Mahlzeit zufrieden zu sein“, resümierte Dr. Frank. „Das ist im Grunde genommen ganz einfach, wenn man bei der Ernährung auf das schaut, was unsere Altvorderen schon vor vielen Jahren machten. Was haben sie gegessen? Wie haben sie es zubereitet und warum haben sie es auf diese oder jene Weise getan? Daraus können wir heute für uns lernen! Vereinfacht gesagt heißt das: Moral raus, Qualität rein! Wer das Wissen hierüber hat, kann seine Ängste vor Fett, Salz oder Zucker getrost vergessen.“ Er gab seinen Zuhörerinnen und Zuhörern abschließend mit auf den Weg, so zu kochen, wie man es früher getan hatte. „Denn Omas Küche hatte doch recht“, so sein Fazit.

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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