Von der KWiN im Praxisbetrieb getestet:
Abfall-LKW mit Vollelektroantrieb von Mercedes-Benz / FAUN im Check
mh. Buchen. Eignen sich Elektro-LKW für den Einsatz als Abfallfahrzeug im ländlichen Raum? Dieser Frage ging die Kreislaufwirtschaft Neckar-Odenwald (KWiN) kürzlich im Rahmen eines Testlaufes mit einem brandneuen Elektro-LKW nach. Auf Basis des Mercedes-Benz eEconic baut der Sonderfahrzeughersteller FAUN ein Abfallsammelfahrzeug mit rein elektrischem Antrieb und einer Leistung von 336 kW. Die Reichweite dieses „VARIOPRESS“ soll rund 150 km betragen.
Verrichten solche „Vollstromer“ schon seit einiger Zeit in einigen großstädtischen Bereichen ihren Dienst, sind die Bedingungen in unserem Landkreis in Bezug auf täglicher Fahrstrecke und auch der Topografie ganz andere. „Im Alltagsbetrieb ergeben sich tatsächlich einige Vorteile“, so Prokurist Peter Fiebelkorn. Das besonders „weiche“ und deutlich schnellere Anfahren des Elektromotors im Vergleich zum Diesel gefiel den Profis am Lenkrad besonders gut. Auch fallen die Schaltvorgänge des Getriebes weg, was eine sehr flüssige Fahrweise ermöglichen würde. Und da ein Abfallfahrzeug viele hunderte Male pro Tour anfahren muss, hat sich dies sogar als eine kleine Zeitersparnis gegenüber dem bisherigen Tourenaufwand bemerkbar gemacht.
Weiches Anfahren und bärenstark
Der Verbrauch lag im Schnitt bei 255 kWh – beim Diesel sorgt das permanente Anfahren für Verbräuche von rund 70 Litern auf 100 Kilometer. Das spürbar höhere Drehmoment des Elektromotors sorgte „vollbeladen am Berg“ für bessere Fahrleistungen. Auch die verschiedenen Kamerasysteme für einen sicheren Rundumblick waren sehr positiv. Was die Fahrer und Lader als sehr angenehm empfunden hatten, offenbarte sich im Alltagsbetrieb aber auch als Nachteil: Wir reden hier von der geringeren Lärmentwicklung eines Elektromotors…gut für die Besatzung, aber in manchen Situationen wird man von anderen Verkehrsteilnehmern eher „übersehen“, da die Geräusche fehlen. Die Lader am Heck des Fahrzeuges freuten sich über die beleuchteten Handgriffe, beheizte Handschuhfächer und den Monitor mit Frontkamera für den Blick vor das Fahrzeug.
Im ländlichen Bereich höhere Reichweite gewünscht
Gab es auch Nachteile? Unabhängig vom deutlich höheren Kaufpreis offenbarte sich im Alltagsbetrieb die tatsächlich erwartete Achillesferse, nämlich die etwas geringere Ladekapazität von Müll in Verbindung mit der Akkulaufzeit. Je nach Tour, Umleitungen, Temperatur und Abfallaufkommen konnte die „theoretische“ Reichweite von 150 km pro Akkuladung zum Verhängnis werden. „Hier bräuchten wir einfach mehr Reserve“, so Fiebelkorn. Die fortlaufende Überwachung der noch verbleibenden Kilometer mache den Fahrern logischerweise wenig Spaß.
Die KWiN bzw. AWN betreibt an der Betriebsstätte Bödigheim eine eigene Reparaturwerkstatt für die rund 20 „klassischen“ Diesel-LKW. Für Elektrofahrzeuge wären „Stand heute“ die Reparaturmöglichkeiten begrenzt. Hier würde man, wenn sich der Bedarf stelle, in Punkto „Spezialwerkzeuge und Spezial-schulungen“ nachlegen, so Fiebelkorn. Unterm Strich war das Team nach anfänglicher Skepsis größtenteils positiv überrascht von der Funktionalität und Leistungsfähigkeit dieses Elektro-LKW.
KWiN / AWN: Offen für alternative Technologien
Aber aufgrund der begrenzten Reichweite ist diese Technik im Moment für den Einsatz im Neckar-Odenwald-Kreis keine technisch vollwertige Lösung, resümierte Peter Fiebelkorn. Gleichwohl wolle man für einen Einsatz im abfallwirtschaftlichen Bereich, dies bekräftigten auch AWN-Geschäftsführer Dr. Mathias Ginter und KWiN-Vorstand Sebastian Damm, immer offen für alternative Antriebskonzepte sein. Diese müssten dann aber auch vollwertige Alternativen zu den bisher bewährten Systemen darstellen.
Autor:Martin Hahn, AWN Buchen aus Buchen |
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