So erlebten Buchener DRK-Einsatzkräfte die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz
7 Tage, die im Gedächtnis bleiben: Zwischen Schlammmassen, Verwüstung und verzweifelten Menschen, die ihr Hab und Gut verloren, halfen Einsatzkräfte vom DRK Kreisverband Buchen. Nun sind sie zurück.

Straßen von Schlamm und Dreck überschwemmt, immer noch überflutete Keller, Menschen, die im Hochwassergebiet all ihr Hab und Gut verloren haben und im traurigsten Fall um einen lieben Menschen trauern, der ums Leben gekommen ist. Es sind Tage, die die Einsatzkräfte aus dem Kreisverband Buchen sicherlich nicht vergessen werden.

Am letzten Wochenende sind die vorerst letzten Einsatzkräfte des Roten Kreuzes aus Buchen von ihrem Einsatz im Ahrtal zurückgekehrt. Die Eindrücke, die sie bei ihrer Rückkehr schildern, sind geprägt von der Verwüstung, die das Hochwasser in der Nacht zum 15. Juli anrichtete, und wie weit das Aufräumen inzwischen gediehen ist. Die psychische Belastung sei hoch gewesen, berichten sie.

"Selbst wenn man vor Ort ist und das Außmaß mit eigenen Augen betrachtet, ist es unvorstellbar." Zusammen mit einem ihm zugeteilten Kollegen startet Christian Schneider täglich aus dem eigens vom Deutschen Roten Kreuz für diesen Einsatz hochgezogenen Logistikzentrum in Koblenz ins Katastrophengebiet um die Notstrom-Aggregate und kraftstoffbetriebenen Lichtmasten mit Diesel zu versorgen. Hierfür steht ein Unimog des DRK mit einem 1.000l-Tank bereit. Aufgefüllt wird der Tank an einer mobilen Tankstelle der Bundeswehr. Pro Tag wurden allein in der Stadt Ahrweiler ca. 2.000-2.500l Diesel verteilt. Außerdem bringt er dringend benötigtes Material aus dem Logistikzentrum an verschiedene Stellen im Katastrophengebiet wie zum Beispiel an die Verpflegungsstelle 10.000. Für den Einsatz hat er einen Teil seines Urlaubs geopfert.

An anderer Stelle beginnen mitten in der Nacht die Helfer und Helferinnen mit den Vorbereitungen für das Mittagessen im Katastrophengebiet an der Ahr. Zwischen 10.000 und 13.000 Portionen werden in 15 Feldküchen in Zelten auf einem riesigen Parkplatz in der Gemeinde Grafschaft in Rheinland-Pfalz zubereitet, was einer täglichen Lebensmittel-Anlieferung von vier Sattelzügen entspricht. Eine der Feldküchen entstammt aus der Katastrophenschutz-Einsatzeinheit im Kreisverband Buchen und ist sonst im Ortsverein Walldürn stationiert. Das ist das erste Mal, das in Deutschland so ein Verpflegungszentrum, genannt Verpflegungszentrum 10.000, aufgebaut wird. Für so viele Essen ist es ursprünglich ausgelegt worden. Pro Durchgang werden in einer Küche etwa 370 Liter Mittagessen gekocht. Und drei bis vier Durchgänge gibt es pro Küche.

Das fertig gekochte Essen wird in sogenannte Thermophoren gefüllt, verladen und mit 25 Fahrzeugen - Sprintern, Kleinbussen und teils geländefähige Fahrzeugen - an die 42 Ausgabepunkte im Katastrophengebiet im Ahrtal gebracht. Zur "Warmverpflegung" kommen Mineralwasser, Brötchen, Obst und verschiedene Lebensmittel als Angebot für Frühstück und Abendessen - ebenfalls jeweils für etwa 13.000 Menschen. Trinkwasser bringt eine andere Abteilung des DRK in großen Mengen.

Eines dieser vielen Fahrzeuge kam aus dem Kreisverband Buchen und wurde von Robin Rusnak gesteuert. Er übernachtete in einer notdürftig hergerichteten, leerstehenden Jugendherberge und startete jeden Tag vom Verpflegungszentrum aus an diverse Ausgabepunkte um die Warmverpflegung anzuliefern. Dort angekommen, unterstützte er bei der Verpflegungsausgabe. Ferner kümmerte er sich um jegliche Belange der ihm zugeteilten Ausgabestellen und entlastete damit die rückwärtige Führung. Die zu bewältigenden Strecken sind weit. Sie erstrecken sich im Osten auf 20 und im Westen auf 65 Kilometer Luftlinie, wie er berichtet. "65 Kilometer Luftlinie sind aber 143 Kilometer entfernt und führten durch teils zerstörte Infrastruktur, Panzerschnellbrücken und Behelfsbrücken."

Putengeschnetzeltes mit Nudeln und Salat stand am Vortag auf dem Speiseplan für das Mittagessen. Am nächsten Tag soll es - dank einer größeren Spende von Nürnberger Bratwürsten - Currywurstpfanne geben - und für die Vegetarier Kartoffelgulasch. "Es werde nach internationalen Vorgaben gearbeitet", berichtet Rusnak. Daher gebe es auch immer eine vegetarische Variante. Für den Einsatz wurde er von seinem Arbeitgeber freigestellt, der Verdienstausfall wird vom Deutschen Roten Kreuz übernommen.

Die Einsatzkräfte haben überall dort, wo sie auf die Bevölkerung getroffen sind, große Dankbarkeit und Anerkennung erfahren. Die Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsorganisationen beschreiben beide als sehr gut.

Ebenfalls aus dem OV Walldürn, aus der Katastrophenschutz-Einsatzeinheit im Kreisverband Buchen, wurde ein Sprinter zur Verfügung gestellt, mit dem eine Gruppe der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) des Neckar-Odenwald-Kreises ins Ahrtal in den Einsatz fuhr.

"Eine Katastrophe solchen Außmaßes zeige aber auch, wie vulnerabel unsere gesamte Gesellschaft ist. Der Einsatz mache deutlich, wie wichtig es ist, dass Bund und Länder für den Katastrophenschutz eine moderne und zeitgemäße Ausstattung sowie die finanziellen Mittel für die Unterhaltung zur Verfügung stellen." merkt Kreisbereitschaftsleiter Dominic Burger-Graseck an, der die Helferkoordination im Kreisverband Buchen für diesen Einsatz übernahm und im Kreisverband Buchen mitverantwortlich für den Katastrophenschutz ist.

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