Tragus Piercing - Was Sie Darüber Wissen Sollten
Piercings zum Anbringen von Schmuckstücken werden in vielen Kulturen praktiziert. Noch vor der Jahrtausendwende galten Piercings in den westlichen Ländern als Ausdruck von Rebellion und waren nur in Randgruppen der Bevölkerung vertreten. Inzwischen sind Piercings in der westlichen Gesellschaft als modischer Ausdruck akzeptiert. Besonders beliebt sind Lippenpiercings, Bauchnabelpiercings, Piercings in der Ohrmuschel, in der Helix, in der Nase sowie in den Genitalien.
Was ist ein Tragus-Piercing?
Ein Tragus-Piercing ist ein waagrechtes Piercing durch den Knorpelteil am Eingang des Gehörgangs der Ohrmuschel, medizinisch als Tragus bezeichnet. Als Besonderheit kann das Piercing auch senkrecht durch den Tragus gestochen werden. Diese Variante ist etwas seltener und anfälliger für Komplikationen. Das klassische Tragus-Piercing wird in der Regel mit einem Ball Closure Ring, einem Ring mit einer kleinen Kugel, oder einem Labret-Stecker, einem einfachen Stab mit einer Kugel am Ende, getragen.
Ein Piercing durch den dem Tragus gegenüberliegenden Knorpel wird Anti-Tragus-Piercing genannt. Der kleine Knorpelknubbel liegt direkt über dem Ohrläppchen. Aus anatomischen Gründen ist ein Anti-Tragus-Piercing nicht bei jedem Menschen möglich.
Wie wird ein Tragus-Piercing gestochen?
Das Tragus-Piercing ist neben dem Helix-Piercing, einem Piercing durch die wulstige Knorpelumrandung der Ohrmuschel, das derzeit beliebteste Piercing. Trotzdem gibt es einige Dinge zu beachten.
Wie die meisten Ohrpiercings, mit Ausnahme des Ohrläppchens, sollte es nicht mit einer Ohrlochpistole geschossen werden, da hierdurch der Knorpel gespalten werden könnte. Dies führt zu stärkeren Schmerzen und Komplikationen.
Knorpelgewebe hat zwei Besonderheiten:
- es kann vom Körper nicht nachproduziert werden
- es ist anfälliger für Entzündungen, da es schlechter durchblutet wird
Daher ist es sinnvoll, auch scheinbar "einfache" Piercings wie das Tragus-Piercing, von einem professionellen Piercing-Studio durchführen zu lassen. Ein erfahrener Piercer kann Sie nicht nur unter Schönheitsgesichtspunkten beraten, sondern besitzt auch das entsprechende Werkzeug und Geschick für einwandfreie Piercings.
In letzter Zeit hat sich auch die Technik des Dermal Punch (von englisch: to punch = lochen, stanzen) durchgesetzt. Dabei wird der Knorpel nicht durchstochen, sondern herausgestanzt. Dies beschleunigt die Heilung und soll weniger schmerzhaft sein. Der Nachteil dieser Methode liegt darin, dass das Loch nicht wieder zuwachsen kann, wenn man später kein Piercing mehr tragen möchte.
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Wie stark sind die Schmerzen beim Tragus-Piercing?
[/b]Ähnlich wie beim Anti-Tragus verläuft auch beim Tragus ein Muskel durch den zu durchstechenden Bereich. Wenn dieser getroffen wird, kann dies recht schmerzhaft sein und auch die Heilung verzögern.
Da jeder Mensch Schmerzen unterschiedlich stark empfindet, ist es schwierig, hier genaue Angaben zu machen. Die Angaben von Betroffenen reichen von "kaum" bis '"enorm". Vielleicht tröstet Sie die Tatsache, dass sowohl Punchen als auch Stechen sehr schnell gehen und der Schmerz daher nur von kurzer Dauer sein sollte. Wenn Sie sehr empfindlich sind, können Sie Ihren Piercer auch bitten, die Stelle lokal ein wenig zu betäuben.
Welche Risiken gibt es?
Das größte Risiko eines Tragus Piercing besteht, wie bei anderen Knorpelpiercings auch, in der hohen Infektionsgefahr. Entgegen einiger Gerüchte ist es nicht möglich, durch eine Schädigung des Gesichtsnervs Lähmungen davonzutragen. Durch die Nähe zu diesem sollten jedoch entstehende Entzündungen sehr schnell behandelt werden, um es nicht zu Komplikationen kommen zu lassen.
Ein weiteres Risiko besteht in dem bei Knorpelpiercings häufig auftretenden Wildwuchs von Gewebe. Dies ist zwar meistens harmlos, sieht aber nicht schön aus und wird in der Regel als störend empfunden. Die Größe kann von einigen Millimetern bis Zentimetern reichen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung, die aber von der Krankenkasse nicht übernommen werden.
Wie lange dauert die Heilung?
Die Heilung eines normal gestochenen Tragus-Piercings kann zwischen drei Monaten und bis zu einem Jahr betragen. Bei gepunchten Piercings geht man dagegen von einigen Wochen aus. Der Unterschied liegt darin, dass bei der herkömmlichen Methode durch mehrere Schichten Knorpel gestochen wird, die natürlich länger zum Heilen brauchen. Beim Punchen wird der Knorpel nicht verdrängt, sondern entfernt.
Wie sollte ein frisches Piercing gepflegt werden?
Folgen Sie unbedingt dem Rat Ihres Piercers. Ein gutes Studio wird Ihnen eine schriftliche Pflegeanleitung mitgeben, an die Sie sich halten sollten. Wichtig ist es, alle möglichen Bakterienträger von der Wunde fernzuhalten. Dazu zählen neben den eigenen Fingern auch Haarspray, nicht ganz saubere Kopfkissen, Tierhaare, Make up, Telefonhörer usw.
Das Piercing sollte mindestens zweimal am Tag desinfiziert werden, am besten mit Spray, um eine Berührung zu vermeiden. Setzen Sie es auch keinen mechanischen Belastungen durch Fahrrad- oder Motorradhelme aus. Eine Infektion kann zum Verlust Ihres Piercings führen.
Welchen Piercing-Schmuck gibt es?
Die Auswahl an Piercing-Schmuck ist inzwischen riesig. Es gibt Stecker, Kugeln oder Ringe; ebenso sind alle möglichen Elemente und Formen vertreten.
Als Material eignet sich:
- Gold
- Titan
- Acryl
- Chirurgenstahl
- PTFE (auch als Teflon bekannt)
Von Schmuck aus reinem Silber ist abzuraten, da es zu Verfärbungen auf der Haut kommen kann. Zudem enthält Silber sehr viel Nickel und kann dadurch Allergien auslösen.
Bis zur endgültigen Heilung sollten Sie jedoch nur den Schmuck tragen, der Ihnen vom Piercer eingesetzt wurde.
Autor:Heike Amsel aus Bödigheim |
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