Kampfmittelräumung nordwestlich des Amorbacher Stadtteils Boxbrunn

Ein Teil der gefundenen Granaten und Munitionsteile. | Foto: Andrea Kaller-Fichtmüller
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Nordwestlich des Amorbacher Stadtteils Boxbrunn im Gönzbachtel, nahe der Landesgrenze zu Hessen, befindet sich ein sogenannter Rüstungsaltlastenverdachtsstandort. Dieser Standort mit der Bezeichnung „Sprengplatz Munitionsfundstelle Boxbrunn“ ist insgesamt etwa 113 Hektar groß.

Zu Ende des zweiten Weltkriegs befanden sich an den Straßen Erbach-Habermannkreuz, Eulbach-Erbuch, Eulbach-Vielbrunn und Hainhaus-Laudenbach Munitionsstapel. Ein Teil dieser Munition wurde ins Gönzbachtal gebracht. Dort erfolgten in den Jahren 1946 bis 1949 bis zu 900 Sprengungen, die gezielt durch die Staatliche Erfassungsgesellschaft für öffentliches Gut (StEG) vorgenommen wurden. Man geht davon aus, dass etwa 10.000 Tonnen Munition – eine gigantische Menge – gesprengt wurden. Die dabei entstandenen etwa 30 Sprengtrichter haben einen Durchmesser von bis zu 20 Metern und eine Tiefe von bis zu 8 Metern. Durch verschiedene Untersuchungen ist die Fläche der Sprengungen heute als Rüstungsaltlaststandort kartiert.

Nach Beendigung der Sprengungen wurde das Gelände in den Jahren 1951 und 1952 erstmals durch „graben und schürfen“ abgesucht. Die beauftragte Firma Riepl setzte damals keine Ortungsgeräte ein. Im Jahr 2003 fand für einen Teilbereich von etwa 2.500 Quadratmeter eine orientierende Untersuchung durch das Wasserwirtschaftsamt statt. Damals wurde kein unmittelbarer Handlungsbedarf gesehen. Im Jahr 2008 stellte das Wasserwirtschaftsamt als Ergebnis eines Monitorings fest, dass die orientierende Untersuchung als abgeschlossen gilt und sich der hinreichende Verdacht einer Altlast bestätigt hat.

Die Stadt Amorbach beauftragte im weiteren Verlauf die Firma Tauber Explosive Management GmbH & Co. KG mit einer Flächenuntersuchung, die das Unternehmen mittels Geomagnetik vornahm. Dabei wurden nur Schrott bzw. Munitionsteile gefunden, von denen keine Explosionsgefahr ausgeht.

Der bayerische und der hessische Odenwald stellen eine Qualitätswanderregion dar. Die Stadt Amorbach nimmt die Thematik daher sehr ernst und arbeitet intensiv an der Beseitigung dieser Rüstungsaltlast. Das Ingenieurbüro IBH Weimar wurde mit der Erstellung einer Gefahren- und Zustandsbeschreibung (Gefährdungsabschätzung) beauftragt. Mittlerweile sind die technische Erkundung der Sprengstelle und des Umfeldes abgeschlossen Ein Räumkonzept liegt ebenfalls bereits vor. Im Mai 2016 ist eine Kampfmittelräumung in diesem Bereich angelaufen.

Es erfolgte dabei zunächst eine Erkundung der Sprengflächen, um die Belastung der Fläche mit Kampfmitteln festzustellen und die Größe der kampfmittelbelasteten Fläche zu ermitteln. Dabei wurde nachgewiesen, dass die Flächen mit Kampfmitteln belastet und mit pulver- und sprengstofftypischen Verbindungen differenziert kontaminiert sind.

Die Stadt Amorbach und der Markt Weilbach haben im Vollzug des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes eine sicherheitsrechtliche Allgemeinverfügung erlassen, die die Einrichtung einer Sperrzone im Bereich des ehemaligen Sprengplatzes Boxbrunn ab dem 10. Juni dieses Jahres beinhaltet. Hinweisschilder und notwendige Sperrungen wurden angebracht.

Seit Beginn der Kampfmittelräumung, die am 17. Mai 2016 begann, wurden bereits 28 komplette Granaten mit einem Kaliber von 2,0 bis 8,8 cm sowie Munitionsteile mit Sprengstoffresten in einer Gesamtmenge von 896 Kilo beseitigt. Die Firma Schollenberger Kampfmittelbergung GmbH aus Celle ist durch das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr mit der Sondierung und Räumung in den Außenbereichen der Fläche beauftragt. Bis zum Herbst 2017 soll die gesamte Maßnahme voraussichtlich beendet sein. Die voraussichtlichen Kosten sind schwer zu beziffern. Das Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr zeigt sich jedoch verantwortlich und finanziert die Maßnahme.

Die Bevölkerung wird im Interesse der eigenen Sicherheit um Verständnis für die Maßnahme gebeten. Bitte beachten Sie zu Ihrer Sicherheit auch weiter kurzfristige Sperrungen und das Betretungsverbot.

Die Stadt Amorbach bedankt sich beim Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr, insbesondere bei Staatsminister Joachim Hermann, Staatssekretär Gerhard Eck und dem verantwortlichen Sachbearbeiter des Sachgebiets ID4, Herrn Halbleit, sowie bei den beiden Abgeordneten Thomas Mütze und Berthold Rüth für ihre Unterstützung sowie beim Landratsamt Miltenberg, dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und den Fachbüros für die konstruktive Zusammenarbeit.

Autor:

Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg

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