Klärung erfolgt in Kirchzell biologisch

Klärteich Nr. 1 - Sauerstoffzufuhr
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Am 23.07.2015 wanderte die Klasse 8b der Theresia-Gerhardinger-Realschule mit ihrem Biologielehrer Herrn Hottkowitz und Klassenlehrer Herrn Kuznik zur biologischen Kläranlage nach Kirchzell/Buch. Dort wurden sie von Herrn Hartmann, dem zuständigen Leiter, ausgiebig über die einzelnen Klärschritte und weiterführenden Arbeiten informiert. Auch einige fleißige Schülerinnen und Schüler hatten sich vorab über die biologische Klärung informiert und referierten an den verschiedenen Stationen darüber.
Auf dem Gelände befinden sich mehrere Wasserbecken, die schon in den 1980iger Jahren erbaut worden sind. Bevor das Abwasser aller zum Markt Kirchzell gehörenden Ortschaften hierher gelangt, werden Fein- und Grobstoffe durch Siebung abgetrennt. Im ersten Teich wird das Wasser nach dem Belebungsverfahren, d. h. mit künstlicher Belüftung gereinigt. Der Sauerstoffgehalt wird durch Sensoren gemessen und die optimale Zufuhr dadurch geregelt. Aerobe Mikroorganismen finden hier im Abwasser auf konzentriertem Raum ihre Nahrung (organisches Material) und setzen diese um. Sie vermehren sich durch das hohe Nahrungsangebot enorm schnell. Zudem gibt es hohe Mutationsraten, um sich veränderten Lebensbedingungen besser anzupassen. Es entstehen CO2 und H2O. Die Vorgänge in der biologischen Kläranlage entsprechen im Prinzip denen der natürlichen Reinigung, die in Bächen oder Flüssen ablaufen. Ca. 80% der Verschmutzung wird im ersten Becken abgebaut. Das Wasser bleibt dort 5 - 7 Tage. In dem zweiten Becken wiederholt sich der Vorgang, es werden weitere ca. 20% der Verschmutzung abgebaut. Der Aufenthalt des Wassers entspricht 2½ Tage. In dem dritten und vierten Beckenbereich verbleibt das Wasser je einen Tag lang ohne künstliche Sauerstoffzufuhr.
Wir haben gesehen, dass Algen, Wasserpflanzen und Schilf an den Beckenrändern wachsen. Auch Phytoplankton muss vorhanden sein, da sich Wasserflöhe, Insektenlarven und Amphibien angesiedelt haben. Es sind demnach auf natürlichem Wege Nahrungsketten entstanden. Die Wasserpflanzen entziehen dem Abwasser auch Phosphat und Nitrat und führen Sauerstoff ein. Hier wurde den Schülern klar, dass die Reinigung dem natürlichen Prozess sehr nahe kommt. Weitere tägliche Besucher der Klärteiche sind Enten, Fischreiher, Schlangen, Mader und sogar ein Biber. Der Fischreiher flog schimpfend davon, als wir ihn bei der Nahrungssuche störten. Der Biber ist ein hartnäckiger Geselle, der sich sogar durch den dicken Maschendrahtzaun immer wieder einen Weg zu den Klärbecken bahnt, um dort seinen Staudamm bauen zu können. „Wenn sich all diese Tier und Pflanzen hier wohlfühlen, dann kann das nur ein gutes Zeichen sein“, meinten die Schüler. Hr. Hartmann erklärte, dass die biologische Klärung aber auch ihre Grenzen hat. Chemisches Abwasser aus industriellen Herstellungsprozessen kann die Kläranlage nur sehr bedingt verkraften.
Alle paar Jahre wird der abgesickerte Schlamm aus den Klärteichen entnommen. Dieser Schlamm ist so unbelastet, dass er als guter Dünger auf die Felder gebracht werden kann. Mit einem Gesamtreinigungsgrad von ca. 98% verlässt das Wasser dann die Anlage und wird in den Fluss geleitet. Am Ende dieses ersten Teils unserer spannenden Exkursion hat Herr Hartmann der Klasse das Labor gezeigt und erklärt welche Aufgaben und Kontrollmessungen dort zu erledigen sind. Die Geduld der Schüler wurde von Hr. Hartmann durch ein kühles Getränk und Gummibärchen belohnt.
Der zweite Teil unserer Exkursion führte in den Garten von Herrn Hottkowitz direkt nach Kirchzell. In den letzten Schulwochen haben wir uns mit dem Thema „Ökosystem See“ auseinandergesetzt. Unser Wissen konnten wir nun praktisch vertiefen. Am Teich von Herrn Hottkowitz bestimmten wir die Pflanzen der verschiedenen Wasserzonen: Blutweiderich, Wasserschwertlilie, Gemeiner Froschlöffel, Rohrkolben, Wasserlinsen und Fadenalgen. Wir entnahmen Wasserproben und entdeckten unter den Mikroskopen und Okularen viele typische Tiere: Hüpferling, Rädertierchen, Pantoffeltierchen, Wasserfloh, Eintagsfliegenlarve, Zuckmückenlarve, Stechmückenlarve und Würmer. Im und am Teich beobachten konnten wir junge Molche im Kiemenstadium, Wasserläufer, Wasserkäfer, wie den Rückenschwimmer, einen Wasserfrosch, Wespen, die ständig zum Wassertankten anflogen und die räuberischen Larven der kleinen und großen Libelle. Einige Libellenlarvenhüllen schon geschlüpfter Libellen hingen an den Stängeln der Rohrkolben. Wir untersuchten sie genauer unter den Binokularen und entdeckten auch ihre Fangmaske, die bei der Jagd unter Wasser vom Mundbereich hervorschnellt und die lebende Beute ergreift. Herr Hottkowitz hatte Informationsblätter ausgelegt. Mit deren Hilfe konnten wir viele Fragen klären, die uns bei den Untersuchungen beschäftigten. Es war ein interessanter Unterrichtstag, für den wir dem Markt Kirchzell mit Herrn Hartmann Danke sagen.
M. Hottkowitz und Timur Schwerdhöfer, Klasse 8b

Autor:

Magnus Hottkowitz aus Amorbach

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