Verschwendung oder sinnvolle Verwendung?
Im Wald werden Perlen vor die Säue geworfen
Szenerie am 1. September 2022 im Wald oberhalb von Amorbach am Wolkmann, unweit des Bozenstübchens in Richtung Kirchzell: Etwa eine Tonne allerbester gepflückter Äpfel liegen am Wegrand kurz hinter dem Ansitz eines Jagdpächters. Nein, das sind keinesfalls Falläpfel, sondern das ist makellose Qualitätsware ohne Würmer, viele der Äpfel haben ein Gewicht von 300 Gramm, einige sind sogar fast ein Pfund schwer. Und sie schmecken gut, sind saftig und von gleichmäßiger Reife und Färbung. Im Lebensmittelhandel kostet diese Qualität etwa 4 Euro pro Kilogramm. Hat sie dort ein Obstbauer illegal entsorgt? Nein, sie wurden dort abgekippt für die Wildschweine, gewissermassen wurden hier Perlen vor die Säue geworfen. Gutes verkaufsfähiges Obst, degradiert zu Schweinefutter, damit der Jäger die damit angelockten Schweine bequem abschießen kann. Nicht, dass ich etwas dagegen habe, dass die Wildschweine geschossen werden, nein, meine Bedenken richten sich gegen die unvorstellbare Menge des Lockmittels. Wenier Äpfel würden auch ausreichen die Tiere anzulocken. Denn wir wissen inzwischen: wenn es den Schweinen gut geht, sie viel zu fressen haben, vermehren sie sich explosiv. Tatsache ist, dass es in unseren Wäldern viel zu viele Schweine gibt. Der Klimawandel, vor allem die warmen Winter sorgen für Vermehrungsfreudigkeit unter den Tieren. Doch anscheinend ist diese Erkenntnis an diesem Jagdpächter vorbeigegangen. Denn an dieser Stelle findet man im Verlauf der Jagdzeit leider nicht nur Äpfel. Mal liegen dort tonnenweise Rüben, mal haufenweise Mais und weiter oberhalb waren auch schon mal hinter Felsbrocken säckeweise nicht mehr verkaufbare Backwaren wie Croissants, Laugenbrötchen, Nussschnecken, Brötchen und Brot versteckt... Ich bezweifle, dass diese Methode der Wildfütterung oder vermeintlichen Anlockung zum Abschuss waidmännischen Regeln entspricht. Denn: wie viele Tiere kann ein Jäger an der Futterstelle schießen? In der Regel nur eins, denn nach dem ersten Schuss laufen alle anderen Schweine der Rotte davon. Kaum ist der Jäger abgezogen, bedienen sich die Schweine wie in einem Selbstbedienungsladen. Die Äpfel sind dann also ein wahrlich "gefundenes Fressen."
Eine Zufütterung ist wohl in diesem Jahr nicht nötig, zumindest gerade nicht. Die Eichen tragen massenhaft Früchte, das ideale Futter für wilde Schweine.
Werden hier Perlen vor die Säue geworfen, ist das Verschwendung oder eine sinnvolle Nutzung eines Lebensmittels? Was meint ihr dazu?
Autor:Wolfgang Thielke aus Amorbach |
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