Lieblingsort
Amorbach - Theodor W.Adornos Lieblingsort
Gut sichtbar, mitten in Amorbach in der Schmiedsgasse, wird seit Samstag, 07.10.2023 an den weltbekannten Philosophen, Sozialkritiker, Musiktheoretiker und Freund des Ortes im Odenwald erinnert.
Der 1903 in Frankfurt geborene Theodor Wiesengrund Adorno verbrachte als Kind viele „Sommerfrischen“ mit Mutter und Tante im „Hotel Post“, heute „Hotel Emich´s“ in Amorbach.
Schriftstellerisch verarbeitete er seine unzähligen Kindheitserinnerungen nostalgisch erstmals in der Prosaskizze „Amorbach“ in späteren Jahren. Lebenslang pflegte er Kontakte in das Städtchen.
Im Beisein der erfreuten Verwandten Adornos, Dr. Franziska Reinhuber und Dr. Nikolaus Reinhuber, begrüßte Bürgermeister Peter Schmitt eine Gruppe geladener Amorbacher Bürger, die Fürstenfamilie und Stadträte als Gäste der offiziellen Enthüllung einer Erinnerungstafel an Adorno.
Es handelt sich um eine Stahlscheibe mit einem Zitat Adornos, das dessen Verbundenheit zu Amorbach unnachahmlich ausdrückt. Vielfältig hat sich der Philosoph dazu geäußert. Der Bürgermeister verwies u. a. auf die Veröffentlichungen des Literaturhistorikers Reinhard Papst zu Adornos Bindung an Amorbach.
Papst, Herausgeber des Buches „Adorno - Kindheit in Amorbach“, der sicher einen geistigen Anstoß zur Erinnerung an Adorno gegeben hat, konnte leider nicht bei der Enthüllung dabei sein.
Nach einem ersten Scheitern zur sichtbaren Würdigung Adornos im Jahr 2020, ergriff eine kleine Gruppe unabhängiger Bürger die Initiative für eine Erinnerungstafel. Es ist eine Stahlscheibe mit dem Zitat Adornos, etwa ein Jahr vor seinem Tod 1969 geäußert, in dem er seine Liebe zum Städtchen bekundet – Amorbach, der einzige Ort auf diesem fragwürdigen Planeten, an dem ich mich im Grunde noch zuhause fühle.
Welcher Ort würde sich nicht glücklich über eine solche Aussage schätzen.
Die Tafel entworfen und die Ausführung vorangetrieben hat Norbert Büttner. Zusammen mit Heiner Schnorr, dem Fürstenhaus zu Leiningen mit dessen großzügiger Finanzierung und Mitgliedern der SPD aus Amorbach, konnte die Aktion verwirklicht werden. Die hervorragende fachliche Umsetzung führte die Kleinheubacher Firma Stahlbau Walter aus.
Wolfgang Härtel, einer der ersten, der sich für das Projekt engagierte, würdigte ebenso wie Frau Dr. Reinhuber als Mitglied der Adorno-Calvelli-Familie das Leben und Wirken Theodor Wiesengrund Adornos als Philosoph und Sozialkritiker. Nach Anfeindung, Vertreibung aus seiner Heimat im Dritten Reich und Rückkehr nach Deutschland betätigte er sich als weitsichtiger Mahner und Kritiker, der die bundesrepublikanische Gesellschaft begleitete.
Dass Adorno nicht nur zeigte wofür, sondern vor allem wogegen er stand, scheint angesichts des derzeitigen politischen Spektrums von größter Wichtigkeit.
Autor:Norbert Büttner aus Amorbach |
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