23. Amorbacher Skatturnier
„Wem es recht wohl ums Herz ist, spielt Skat“
Es ist schon erstaunlich festzustellen, dass ein so kompliziertes, ritualisiertes und variables Spiel wie Skat, im Jahr 1813 in Altenburg auf der Grundlage damals bestehender Kartenspiele neu erfunden, über 210 Jahre überlebt und noch immer als das deutscheste aller Kartenspiele gilt und seit 2017 sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt wurde.
20 Millionen sollen es mehr oder weniger regelmäßig spielen und ein kleiner Teil davon ist bereits seit über 20 Jahren ständiger Gast beim traditionellen Amorbacher Skatturnier, das auch heuer wieder mit einer Neuheit aufwartet: Ein Sonderpreis für einen erfolgreichen Grand Ouvert“, dem Traumblatt, das äußerst selten auftritt und auch in Amorbach bislang noch nie vorkam.
Gespielt wird in zwei Runden zu je 30 oder 40 Spielen, die Teilnehmer werden zugelost und mit dem ersten Mischen verstummen auch zugleich die aufmunternden und erwartungsfrohen Gespräche.
Am ersten Vierertisch exerzieren sie derweil schon das immer wiederkehrende:18? Weg! 20? Wie? 22. Nein, passe und der Alleinspieler gewinnt sein Karo mit Vier und die ersten 36 Punkte sind unter Dach und Fach. Trotz des ungleich erscheinenden Kampfes „Eins gegen Zwei“ – der Alleinspieler bestimmt meist das Spiel. Die Gegenspieler haben es weit aus schwieriger. Sie müssen sich, um sich optimal ergänzen zu können, ihre Karten „erzählen“, ohne darüber sprechen zu dürfen. Das gelingt an diesem Tag nicht immer und mit dem gleichen Erfolg.
Am vorderen Dreiertisch spürt man, dass hier „Alte Hasen“ zu einer Spielrunde zugelost wurden. Stets zu Beginn erst eine gründliche Einschätzung der Qualität des eigenen Blattes, dann auf keinem Fall auf den „Stock“ reizen. Dazu kommt, was ebenfalls alle drei Spieler auszeichnet, das erkennbare Mitzählen und die Merkfähigkeit, ausrechnen zu können, wer was noch auf der Hand hat. Man ist voll dabei. Zwischen Tür und Angel geht bei denen absolut nichts. Nicht verwunderlich, dass zum Schluss einer von ihnen auch das Siegerpodest erreichen wird.
Und dann in der 2. Runde am anderen Vierertisch ein kleiner „Juchhe-Laut“. Es gibt sie also doch noch, diese Traumfindungen im aufgenommenen Skat, die der Ausweglosigkeit des oft an Skattischen zu hörenden Spruches „Skat ist doch kein Wunschkonzert“ entgegentreten und die dich noch an das Gute in der Welt glauben lassen. Kreuz Bube und Pik Ass im Stock - und aus einem vermeintlich nur einfach mickrigem Karo-Spiel wird ein Grand mit Vieren und 96 Pluspunkten.
Gewonnen hat in überzeugender Manier erstmalig Paul Hemberger mit 2187 Punkten vor dem in der 2. Runde fulminant aufspielenden Martin Höflein mit 2133 Punkten und Jürgen Lohmann mit 1891 Punkten.
Skat verbindet, stärkt das soziale Gefüge, ist ein Spiel, das Menschen verschiedener Altersgruppen und Bevölkerungsschichten zusammenführt und fördert neben allgemeinem Traditionverhalten auch die Geselligkeit. Aber auch Skat besitzt ein Nachwuchsproblem. Die Zeiten, in denen Tucholskys Spruch: “Wenn dem Deutschen so recht wohl ums Herz ist, dann singt er nicht, dann spielt er Skat“ Gültigkeit hatte - sie sind lange vorbei.
Ebenso wurde auch der erstmals ausgelobte Sonderpreis für einen „Grand Ouvert“ nicht gewonnen und bleibt daher weiter vakant.
Das 24. Skatturnier findet am Samstag, 30 Dezember 2023 um 15.00 Uhr im Fass-Stüble statt. Anmeldungen dafür unter Tel. Otto Brückner 09373 - 4373 oder Fass-Stüble 09373 - 8515
Autor:Otto Brückner aus Amorbach |
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