Grenzwanderung mit Heimatforscher Hans Slama
Zu einer im wahrsten Sinne des Wortes „grenzwertigen“ Wanderung konnte der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsverein Mudau, Hans Slama, 25 Teilnehmer begrüßen. Nach der Abfahrt mit dem Bus, war daserste Ziel der Exkursion der Parkplatz am geografischen Mittelpunkt der Gemeinde Mudau, zwischen Mudau und Schloßau. Hier erläuterte er die Fläche der Gesamtgemeinde Mudau, deren geografischer Mittelpunkt unweit des Parkplatzes liegt. Die Fahrt wurde fortgesetzt zum nachgebauten römischen Streifenhaus mit Brennofen, auf dem Schloßauer Schulgelände. Hier erläuterte er die Bauweise der römischen Häuser in einem Zivildorf der Römer. Bei der Weiterfahrt überquerte man mit dem Limes die erst historische Grenze in der Schloßauer Dorfmitte. Am Waldrand erläuterte der Vorsitzende die Funktion der ehemaligen „Stellung Eber“ aus dem Zweiten Weltkrieg, die zur Überwachung des Odenwälder Luftraums diente. Kaum zu glauben dass hier etwa 150 Personen ihren Dienst taten, fuhr der Vorsitzende fort. Die Straße in Richtung„Seitzenbuche“ führt übrigens entlang der nächsten Grenze, diesmal einer natürlichen, nämlich der Wasserscheide Main/Neckar. Im Anschluß ging es weiter zum ehemaligen Schloßauer Torhaus, dessen Vorgänger einige hundert Meter weiter unten im Wald stand. Mit der Weiterfahrt überquerten die Teilnehmer die nächste Grenze, diesmal die ehemalige Grenze zum fürstlich Leiningenschen Wildpark. Es folgte die Kreuzung „Seitzenbuche“ wo auf den Mord an Förster Seitz vor 200 Jahren und das römische „Kleinkastell Seitzenbuche“ eingegangen wurde. Hier wurde auch die Gemarkungsgrenze Schloßau/Ernsttal überschritten. Danach folgte mit der „Jägerswiese“ eine Handelsgrenze an der ein Zollstock stand an dem in vergangener Zeit Zölle zu entrichten waren. Diese Stelle wurde auch Zwing genannt, weil man hier zwingenddurchmusste. Auch diese Passstelle kannten schon die Römer, denn sie errichteten hier ein weiteres Kleinkastell. Gleich nach der Jägerswiese überschritten die Teilnehmer die Landesgrenze von Baden-Württemberg nach Hessen. Hier begann der eigentliche Fußmarsch der Wandergruppe. Mit dem Aufstieg zu einer ehemaligen Landwehr, „einem Heerhag“, wurde schließlich eine weitere, künstlich errichtete Grenze erreicht, die im Mittelalter Personen am unerlaubten Überschreiten dieser Gemarkungsgrenze hindern sollte. Danach führte die Wanderung weiter entlang der Grenze des ehemaligen Wildparks, der hier in etwadem Verlauf der Hessischen Landesgrenze sowie dem Limes, der Grenze des römischen Weltreiches, folgte.
Dann kamen die Wanderer zum Dreimärker, dem markanten Grenzstein der Bundesländer Hessen, Bayern und Baden-Württemberg, der somit Grenzpunkt für drei Bundesländer ist. Wer diesen Stein umarmt istgleichzeitig in drei Bundesländern! Weiter ging es zum ehemaligen Hesselbacher Torhaus, das früher mit seinem Tor die Grenze zum Leiningenschen Wildpark bildete. Dieses Torhaus ist sogar noch weitestgehend im Originalzustand geblieben. Entlang der hessisch-bayrischen Grenze ging es danach über das ehemalige Wildparkgatter, also der Grenze zum Leiningenschen Park, weiter zum römischen Wachtposten 10/30. Dort findet man den nachgebauten Rest eines römischen Holzturms sowie den eines Steinturms und ein Stück Palisadenzaun der in Verbindung mit einer Schneise im Wald, welcher während der römischen Besatzungszeit die eigentliche Grenzlinie bildete. Hans Slama erläuterte hier auch die Ausbaustufen des römischen Limes sowie seine Verlegung an den Main. Die Wanderung setzte sich fort zu einer alten Kohleplatte und einem Steinsarg aus der Frühzeit, der in dieser Art gerne für Fürsten oder gar Kaiser verwendet wurde. Unweit dessen folgte der „breite Stein“ auf dem die Landesgrenze in Verbindung mit dem Mainzer Rad und dem Amorbacher Abtstab eingemeißelt ist. Mit den Drei Seen wurde das vorletzte Ziel der inzwischen 3 ½ stündigen Wanderung erreicht, wo der Vorsitzende auf die Zeit der Abtei Amorbach und das Flößen von Kurzholz im Mittelalter einging, das von hier aus bis nach Amsterdam geschafft wurde. Danach folgte der Transfer mit dem Bus zum Römerwachturm 10/37 „in den Schneidershecken“, nahe Schloßau.
Diese einmalige Stelle zeigt neben dem Standort eines Holzturms auch noch die Reste von einem Steinturm,sowie eine Tempelanlage mit den Nachbildungen der Götter Salus, Mars und Viktoria die im Original im Römermuseum Osterburken zu sehen sind. Der Bus brachte die Teilnehmer wieder zurück nach Mudau, wo mit der Gemarkungsgrenze Mudau/Schloßau an diesem Tag die letzte der zahlreichen Grenzen überquert. gez. Thomas Müller
Autor:Hanne Rüttiger aus Miltenberg |
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