„Campus GO eG“
Gesundheitsgenossenschaft in Amorbach gegründet
Ein Meilenstein in der Geschichte der Odenwald-Allianz fand am Dienstag, 28. September 2021 in Amorbach statt: die Gründung der Genossenschaft „Campus GO eG“, die zukünftig zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung in unserer Region beitragen soll.
Neun Odenwald-Kommunen schaffen mit diesem richtungsweisenden und bisher in dieser Form einmaligen Modell in Bayern eine weitere wichtige Säule für die Zukunft der medizinischen Versorgung in der Region. Die neue Genossenschaft im Dreiländereck Bayern, Baden-Württemberg und Hessen soll die hausärztliche Versorgung unterstützen und langfristig sichern. Sie bietet vielfältige Vorteile für Kommunen sowie für Ärztinnen und Ärzte, die eine hausärztliche Tätigkeit anstreben oder auf der Suche nach einer Nachfolge für ihre Praxis sind.
Vielfältige Vorteile
Die acht Kommunen der Odenwald-Allianz im bayerischen Landkreis Miltenberg (Amorbach, Eichenbühl, Kirchzell, Laudenbach, Miltenberg, Rüdenau, Schneeberg und Weilbach) haben gemeinsam mit der Stadt Michelstadt aus dem hessischen Odenwaldkreis die Genossenschaft „Campus GO eG“ gegründet. Mit Andreas Hickmann aus Schneeberg, der die Odenwald-Allianz in den letzten Jahren bei der Entwicklung des Prozesses begleitete und von Anfang an eine Kooperation anstrebte, ist gleich ein erster Hausarzt Mitglied geworden. Mit weiteren Ärzten werden derzeit Gespräche über eine Mitgliedschaft geführt.
Wichtige Säule der medizinischen Versorgung in der Region
„Es gibt Tage, welche Hoffnung und Zuversicht ausstrahlen. Einen solchen Tag begehen wir heute mit der Genossenschaftsgründung, einem wichtigen Baustein für die Zukunft der medizinischen Versorgung in unserer Region.“ Mit diesen Worten begrüßte Bürgermeister Peter Schmitt die Gäste im Refektorium des Fürstlich-Leiningenschen Schlossgebäudes in Amorbach.
Gesundheitsversorgung – Topthema Nr. 1
In seinem Rückblick ging Bürgermeister Schmitt, der Sprecher der Odenwald-Allianz, auf die Entstehungsgeschichte und die bisherigen Vorbereitungen ein. Bereits im Jahr 2012 entschieden sich die Kommunen des Amorbacher Raumes, die Stadt Miltenberg und die Gemeinden Laudenbach und Rüdenau zur freiwilligen interkommunalen Zusammenarbeit. In einem Auftaktseminar wurden die Handlungsfelder erarbeitet. 2013 folgte dann die Gründung der Odenwald-Allianz als Arbeitsgruppe. Im Anschluss fanden zahlreiche öffentliche Workshops unterschiedlicher Fachrichtungen, Arbeitskreissitzungen und Sitzungen statt. 2015 flossen die erarbeiteten Ergebnisse in ein ILEK (Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept) zusammen. Hier wurde die Gesundheitsversorgung zum Topthema Nr. 1 priorisiert.
Große Zukunftsaufgabe: wohnortnahe medizinische Versorgung
Für die Odenwald-Allianz und ihre Mitgliedskommunen, zu denen seit rund einem Monat auch die Gemeinde Eichenbühl zählt, ist eine zukunftsfeste und weiterhin wohnortnahe medizinische Versorgung eine der großen Zukunftsaufgaben. Zum einen werden die Menschen älter, und es wird immer mehr medizinische Versorgung nachgefragt. Gleichzeitig geben viele Allgemeinmediziner ihre Praxen altersbedingt auf, gerade im ländlichen Raum oft ohne Nachfolger. Zudem sind verschiedene Trends zu beobachten, die dem klassischen Hausarztmodell entgegenstehen. Ein großer Teil der jungen Nachwuchsgeneration hat eher den Wunsch nach kollegialer Zusammenarbeit in einem Team. Immer mehr Ärzte wünschen sich zudem eine Festanstellung statt einer selbstständigen Niederlassung.
„Wir schaffen wichtigen Meilenstein“
Aufgrund dieser geänderten Rahmenbedingungen beauftragte die Odenwald-Allianz 2015 die Firma SalutoConsult mit der Erstellung eines Konzepts zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung. So entstand das Gesundheitskonzept „Campus GO – smarte Gesundheitsregion Bayerischer Odenwald“. Im Mittelpunkt dieses Konzepts stehen das Gemeinwohl und die Interessen und Bedürfnisse der Bevölkerung. Ziel des Konzepts ist nicht nur die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Hausärzte, sondern aller in den Gesundheitsberufen Beschäftigten. „Schon recht früh in der Entwicklung des Gesamtkonzeptes reifte der Gedanke von der Gründung einer Genossenschaft“, so Peter Schmitt weiter. „Mit dem heutigen Abend und der Gründung der Genossenschaft schaffen wir einen wichtigen Meilenstein in unserem Prozess einer ´smarten Gesundheitsregion bayerischer Odenwald´, dessen wesentliche Säule das in Amorbach geplante Gesundheitszentrum werden soll.“ Dort werden einige der Anbieter zur Gesundheitsversorgung zusammenarbeiten, nicht nur unter einem Dach, sondern auch in Kooperationen. Als Projektentwicklungsgesellschaft für das Gesundheitszentrum agiert die Diomedes GmbH.
„Win-Win-Situation“ für Kommunen und Ärzteschaft
Die Odenwald-Allianz, die interkommunale Zusammenarbeit und die daraus entstehende Genossenschaft sind eine „Win-Win-Situation“ für die Kommunen, die niedergelassenen Ärzte sowie im Besonderen auch für die neue Nachwuchsgeneration. Bürgermeister Schmitt schloss seine Ausführungen mit einem Zitat von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, einem Gründungsvater der Genossenschaft: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, dass vermögen viele.“
Gründung der Genossenschaft
Dr. Martin Felger von der Firma Diomedes GmbH erläuterte anschließend den Ablauf der Gründungsversammlung und den Namen der neuen Genossenschaft sowie die Möglichkeiten und Voraussetzungen einer Mitgliedschaft. Er fungierte anschließend als Versammlungsleiter. Janine Mack, ebenfalls von der Firma Diomedes GmbH, übernahm die Schriftführung.
Nachdem Dr. Felger die Satzung im Detail vorgestellt hatte, erfolgte die Feststellung der Gründungsmitglieder. Dies sind die acht Kommunen der Odenwald-Allianz im bayerischen Landkreis Miltenberg (Amorbach, Eichenbühl, Kirchzell, Laudenbach, Miltenberg, Rüdenau, Schneeberg und Weilbach), die Stadt Michelstadt aus dem hessischen Odenwaldkreis und Dr. Andreas Hickmann. Anschließend wurde die erste Generalversammlung abgehalten. Zu Vorständen gewählt wurden die beiden Bürgermeister Peter Schmitt aus Amorbach und Robin Haseler aus Weilbach. Zum Bevollmächtigten gewählt wurde Bürgermeister Kurt Repp aus Schneeberg. Die Geschäftsführung/Prokura wurde Janine Mack von der Firma Diomedes GmbH per Beschluss übertragen. Es wurde darüber hinaus eine Mitgliedschaft im baden-württembergischen Genossenschaftsverband beschlossen. Sitz der Genossenschaft ist im Rathaus Amorbach. Zum Abschluss der ersten Generalversammlung wurden die Satzung und das Protokoll unterzeichnet.
Gesundheitszentrum in Amorbach geplant
Bei der Gründungsversammlung, organisiert durch Allianzmanager Viktor Gaub, waren auch Ärzte aus der Region sowie weitere Beteiligte anwesend. Die neu gegründete Genossenschaft soll vor allem Hausarztpraxen im Rahmen eines Medizinischen Versorgungszentrums betreiben. Als anfängliche Standorte sind Weilbach, Schneeberg und Vielbrunn vorgesehen. Nach Fertigstellung des in Amorbach geplanten Gesundheitszentrums wird die Genossenschaft dort mit ihrer Hauptbetriebsstätte der Ankermieter sein. Die „Campus GO eG“ wird dem Gemeinwohl verpflichtet sein und strebt die Gemeinnützigkeit an. Auch die Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und anderen ärztlichen und gesundheitspolitischen Einrichtungen ist gewünscht, evtl. durch Mitgliedschaften in einem Beirat.
Nächste Schritte
Nach der Gründungsversammlung ging Dr. Martin Felger auf die weiteren Schritte und den Zeitplan ein. So stehen jetzt zunächst die Prüfung durch den Genossenschaftsverband und die Eintragung beim Registergericht an, bevor die „Campus GO eG“ vollumfänglich rechts- und vertragsfähig ist. Diese Zeit wird die Firma Diomedes dazu nutzen, um das hausärztliche MVZ vorzubereiten und zulassungsrechtlich zu beantragen.
„Modell mit Zukunft gewählt“
Zum Abschluss dankte Bürgermeister Schmitt allen Beteiligten für ihre Unterstützung sowie den anwesenden Ärztinnen und Ärzten für ihr Interesse und die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Er schloss seine Ausführungen wie folgt: „Die Zeit ist reif für neue, kreative Lösungsansätze. Mit der heutigen Genossenschaftsgründung haben wir einen Lösungsansatz gewählt und nehmen damit eine Vorreiterrolle in der medizinischen Versorgung ein. Liebe Gründer, mit der Genossenschaftsgründung haben Sie für die medizinische Versorgung ein Modell mit Zukunft gewählt. Und Sie machen sich stark für einen Sektor, der für unsere Zukunft ganz entscheidend ist. Ich bin froh über Ihr Engagement, das unserer Region im Dreiländereck Bayern, Baden-Württemberg und Hessen im Odenwald zugutekommen wird, und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit. In diesem Sinne wünsche ich unserer Genossenschaft einen guten Start, sichere Fahrt und viel Erfolg.“
Autor:Andrea Kaller-Fichtmüller aus Miltenberg |
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